Wenig Aussicht auf Erfolg bei Wiener Syrien-Konferenz ohne Iran

Wien/Teheran (APA) - Es ist nach der Tagung in Teheran vergangene Woche bereits die zweite große Syrien-Konferenz binnen zehn Tagen am Freit...

Wien/Teheran (APA) - Es ist nach der Tagung in Teheran vergangene Woche bereits die zweite große Syrien-Konferenz binnen zehn Tagen am Freitag in Wien. Doch beide dürften nicht den erwünschten Durchbruch bringen, weil nie alle beteiligten Akteure an einem Tisch sitzen.

Bei der Zusammenkunft in Teheran, wo neben dem Gastgeber und iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif auch sein deutscher Amtskollege Franz-Walter Steinmeier und mit ihm eine Entourage der Münchner Sicherheitskonferenz zugegen waren, fehlten wichtige Player wie hochrangige Vertreter aus Washington und Riad. Bei der heutigen Konferenz in Österreich fehlt mit dem Iran einer der wichtigsten Verbündeten des umstrittenen Machthabers Bashar al-Assad.

In Wien hätte der russische Außenminister Sergej Lawrow auch Teheran gerne mit am Tisch gehabt. Alle Versuche seien zwecklos, „ohne den Iran einen ‚äußeren Kreis‘ von Unterstützern einer syrischen Lösung zu schaffen“, sagte er am Donnerstag. Dementsprechend waren seine Erwartungen an die Wiener Zusammenkunft: „Wahrheit, Ehrlichkeit und Anstand“ erwarte Russland von den anderen Teilnehmern.

Das Grundproblem, warum es in Teheran oder Wien so schwer war, alle Beteiligten zusammenzubekommen, ist vor allem der Zwist zwischen Teheran und Riad, die in Syrien schon seit 2011 einen erbitterten Stellvertreterkrieg austragen. Teheran unterstützt Assad, die Saudis helfen den Rebellen. Die Kluft zwischen dem sunnitischen Königreich und dem schiitischen Iran ist mittlerweile so tief, dass es laut Beobachtern Monate dauern könnte, bis es eine halbwegs vernünftige Gesprächsbasis gibt.

Die Gründe hierfür sind mehrschichtig: Riad wirft den Iranern vor, sich in der Region in alles einzumischen und Unruhe zu stiften. Angefangen von Bahrain, dem Jemen, dem Irak, dem Libanon und eben Syrien beschuldigen saudi-arabische Führungskreise Teheran, die Schiiten zu stärken und legitime Regierungen wie in Bahrain und im Jemen zu konterkarieren. In Syrien wiederum stößt sich Riad an der massiven Unterstützung Teherans für Assad, den Saudi-Arabien am liebsten sofort loswerden möchte. „Das beste Szenario wäre, wenn wir in der Früh aufwachen und Assad ist nicht mehr da“, erklärte der saudi-arabische Außenminister Adel al-Jubeir seine Vorstellungen über die Zukunft Syriens.

Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass Saudi-Arabien nicht sonderlich begeistert ist über den historischen Atom-Deal vom 14. Juli zwischen dem Westen und dem Iran, der nun kurz vor der Implementierung steht. Die Islamische Republik soll nach deren erfolgreicher Abwicklung von den westlichen Strafmaßnahmen und der internationalen Isolation befreit werden. Genau das ist den Saudis ein großer Dorn im Auge, denn sie befürchten, dass Teheran seine Fühler dann noch mehr in der Region ausstrecken und die regionale Vormachtstellung noch intensiver anstreben wird.

Letztlich sind auch die Wunden des Hadsch-Unglücks in Saudi-Arabien, bei dem mehrere Hundert iranische Pilger ums Leben kamen, noch nicht geheilt. Während Teheran eine lückenlose Aufklärung und eine Bestrafung der Verantwortlichen fordert, wirft Riad der iranischen Führung vor, aus dem tragischen Vorfall politisches Kapital schlagen zu wollen.

Der Syrien-Karren steckt also noch fest, und es könnte noch lange dauern, bis eine Lösung in Sicht ist. Selbst wenn Moskau und Washington sich halbwegs annähern, so bedarf es vermutlich viel Überzeugungsarbeit, um Riad und Teheran wieder an ihre gemeinsame Verantwortung für die Region zu erinnern und sie zu einer diplomatischen Lösung zu bewegen. Letztere wird es - wie die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini bemerkt hat - zumindest im Moment wohl nicht ohne Assad geben.