Flüchtlinge - Slowenien schließt Zaunbau nicht mehr aus

Ljubljana/Zagreb/Belgrad (APA) - In der Flüchtlingskrise schließt Slowenien den Bau eines Grenzzauns zu Kroatien nicht mehr aus, falls Öster...

Ljubljana/Zagreb/Belgrad (APA) - In der Flüchtlingskrise schließt Slowenien den Bau eines Grenzzauns zu Kroatien nicht mehr aus, falls Österreich und Deutschland die Grenzen schließen sollten. Das sagte Premier Miro Cerar in der Nacht auf Freitag im slowenischen Fernsehen. Unterdessen einigten sich Kroatien und Serbien auf Zugtransporte von Flüchtlingen über die Grenze.

Bevor ein Projekt wie der Zaunbau erwogen wird, wolle Slowenien aber abwarten, ob es zu einer gesamteuropäischen Lösung kommt. Dabei hofft man auf den Flüchtlings-Sondergipfel am kommenden Sonntag. „Wenn wir die Hoffnung auf der europäischen Ebene verlieren, werden alle Optionen zur Verfügung stehen, denn dann sind wir uns selbst überlassen“, betonte Cerar.

Kroatien und Serbien haben sich unterdessen über Zugtransporte geeinigt, um die Flüchtlinge aus der serbischen Stadt Sid in die 100 km entfernte kroatische Stadt Slavonski Brod zu bringen. Darauf verständigten sich die Innenminister der beiden Länder, Nebojsa Stefanovic und Ranko Ostojic, am Freitag bei einem Treffen am Grenzübergang Batrovci-Bajakovo. Täglich dürfte es nach Einschätzung des kroatischen Innenministers vier Züge geben. Der Zugverkehr soll aufgenommen werden, sobald in Slavonski Brod ein Auffanglager für 5.000 Menschen errichtet ist.

Die Stimmung zwischen Kroatien und Slowenien wegen des Umgangs mit den Flüchtlingen bleibt unterdessen angespannt. Zagreb lehnte den Vorwurf des „uneuropäischen Verhaltens“ und der „nicht existierenden Kommunikation“ ab. „Die Tatsache, dass Slowenien die Flüchtlinge in zu kleiner Zahl über die regulären Grenzübergänge aufnimmt, führt dazu, dass die Migranten selbst nach irgendeinem Übergang nach Slowenien suchen“, hieß es aus dem kroatischen Innenministerium auf Vorwürfe hin, die kroatischen Behörden würden die Migranten absichtlich über die grüne Grenze nach Slowenien lotsen.

Auch der kroatische Regierungschef Zoran Milanovic kritisierte den Umgang Sloweniens mit den Flüchtlingen: „Ich weiß nicht, was sie machen. Sie sollen die Menschen durchlassen.“ Angesichts der Umstände könne Ljubljana die strenge Schengen-Prozedur sowieso nicht durchführen.

Unterdessen blieb die Flüchtlingssituation in den Balkanländern weiter angespannt. Im slowenischen Rigonce an der Grenze zu Kroatien hielten sich am Freitag gegen Mittag insgesamt 7.500 Flüchtlinge auf. Am gestrigen Donnerstag waren mehr als 9.300 Flüchtlinge nach Slowenien gekommen, wie jüngste Polizeidaten zeigen. Freitag früh befanden sich knapp 13.900 Flüchtlinge im Land. Allerdings machten sich die meisten von ihnen auf den Weg nach Österreich.

Auch in Griechenland hielt der Ansturm unvermindert an. Allein in den fünf Tagen bis Mittwoch seien 48.000 Menschen angekommen, so viele wie seit Jahresanfang nicht, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) laut Reuters am Freitag in Genf mit. Über das Mittelmeer seien damit 2015 bisher 681.000 Menschen nach Europa gekommen. Die meisten ziehen über die sogenannte Balkan-Route weiter nach Norden.