Flüchtlinge - Sloweniens Premier verteidigt Kritik an Kroatien
Brezice (APA) - Der slowenischer Premier Miro Cerar steht hinter seiner Kritik über „uneuropäisches“ Verhalten Kroatiens in der Flüchtlingsk...
Brezice (APA) - Der slowenischer Premier Miro Cerar steht hinter seiner Kritik über „uneuropäisches“ Verhalten Kroatiens in der Flüchtlingskrise. „Kroatien hält sich nicht an Vereinbarungen. Würde es das tun, würden wir hier heute keine so kritische Situation haben“, sagte Cerar vor Journalisten am Freitag in Brezice.
Seine Wortwahl sei gut überlegt, betonte er. „Kroatien identifiziert und registriert die Flüchtlinge nicht. Sie werden frierend und krank direkt nach Slowenien geschickt. Sie werden durch kalte Flüsse und in der Nacht geschickt, ohne mit uns darüber zu sprechen. Dann werden Bilder von frierenden und kranken Flüchtlingen gezeigt, die Kroatien selbst nicht versorgt hat, als ob das unsere Schuld ist. Das stimmt aber nicht“, sagte der slowenische Premier. Darauf müsse hingewiesen werden, fügte er hinzu.
Mit der Kritik würde er nicht die Absicht haben, sich mit dem Nachbarland zu streiten, sondern eine bessere Zusammenarbeit anzuregen, betonte Cerar. Er stehe zwar im regelmäßigen Kontakt mit seinem kroatischen Amtskollegen Zoran Milanovic, doch das Verhalten des Nachbarlandes würde nicht auf Kooperationsbereitschaft hindeuten.
Der slowenische Regierungschef kritisierte erneut, dass Kroatien die Flüchtlinge unangemeldet und an nicht vorgesehene Orte schicke. So gäbe es im Südosten des Landes, in der Umgebung von Brezice, einen enormen Zufluss, während andere Grenzübergänge praktisch leer stünden.
Cerar bestätigte die Bemerkungen aus Zagreb, dass man in der jetzigen Situation die Schengen-Regel nicht vollständig durchführen könne. „Es stimmt. Wegen der zu großen Flüchtlingsströme können wir uns nicht vollständig auf die Schengen-Regel halten. Trotzdem müssen wir sie aber soweit es geht ausführen“, sagte Cerar. „Wenn man die Schengengrenze nicht ernst nimmt, dann fällt uns die ganze EU auseinander“, fügte er hinzu.
Die „Unvorhersehbarkeit“ sowohl bei den Flüchtlingszahlen als auch bei den Transitorten bereitet Slowenien die größten Probleme bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise, sagte unterdessen Innenministerin Vesna Györkös Znidar.
Das kroatische Angebot, wonach slowenische Beamte die Flüchtlinge schon bei der Durchreise durch Kroatien registrieren könnten, bezeichnete sie als „unanständig“. „Als EU-Mitglied ist Kroatien selbst verpflichtet die Regel zu respektieren“, betonte sie weiter.
Am Freitag kamen bis 14.00 Uhr rund 7.600 Flüchtlinge nach Slowenien, alle im Südosten des Landes in dem kleinen Grenzort Rigonce. Damit stieg die Gesamtzahl der Schutzsuchende, die seit vergangenen Samstag Slowenien als Transitland nützen, auf mehr als 50.400, zeigen die jüngsten offiziellen Zahlen.