Tennis: Bresnik-Schützling Gulbis im Wien-Halbfinale gegen Johnson
Wien (APA) - Ernests Gulbis hat am Mittwoch eine weitere der „Aufschlag-Kanonen“ des Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle entzaubert und...
Wien (APA) - Ernests Gulbis hat am Mittwoch eine weitere der „Aufschlag-Kanonen“ des Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle entzaubert und sein erstes Halbfinale seit knapp einem Jahr erreicht. Der 27-jährige Lette, der im Ranking auf Platz 117 zurückgefallen ist, rang am Freitag den als Nummer 7 gesetzten Kroaten Ivo Karlovic in 102 Minuten mit 7:6(4),7:6(5) nieder.
Sein nächster Gegner ist nun sensationell der US-Amerikaner Steve Johnson. Der 25-jährige US-Amerikaner, im ATP-Ranking aktuell 47., rang den als Nummer zwei gesetzten Kevin Anderson nach 2:38 Stunden mit 5:7,7:6(5),6:4 nieder. Johnson erreichte damit sein insgesamt erst viertes Semifinale auf der Tour, und sein zweites auf ATP-500-Level. In einem Endspiel stand der 1,88-m-Mann aus Kalifornien bisher noch nie.
„Ich würde nicht sagen, es ist eine Überraschung. Er ist ein großartiger Tennis-Spieler, er kämpft um einen Platz beim ATP-Finals. Ich bin nicht überrascht, aber freue mich sehr“, erklärte Johnson, der schon als College-Spieler in der University of Southern California für Furore gesorgt hatte. Erst nach Wimbledon 2012 wurde er mit 22 Tennis-Profi, nun ist er in relativ kurzer Zeit schon auf Platz 47 geklettert. Nach Wien steht er mit dem Semifinale schon nahe an seiner bisher besten Platzierung (37).
Johnson, der seinen Aufstieg sehr trocken beschreibt, bereut es keinesfalls, erst nach dem College auf die Tour gekommen zu sein. „Es waren aufregende vier Jahre. Ich bereue es überhaupt nicht, dass ich zuerst auf das College gegangen bin. Es war der perfekte Weg für mich, erwachsen zu werden“, erklärte Johnson.
Gegen Gulbis hat Johnson nun sogar sein erstes ATP-Tour-Finale im Visier und er hat gegen den Letten beide bisherigen Begegnungen sogar gewonnen. Für Gulbis geht es nach einem Rückfall und kleinen Verletzungen aber nun wieder steil bergauf.
„Ich hatte dieses Jahr nur zwei gute Turniere. Das war Montreal (Viertelfinale beim ATP-Masters-1000, Anm.) und hier. Ich spiele schon seit drei Monaten wieder ganz gut, aber ich hatte Probleme mit meinem Handgelenk“, blickte Gulbis, der 2014 nach dem Erreichen des French-Open-Halbfinales sogar schon Nummer 10 der Welt war, zurück.
Gulbis ist Wahl-Wiener und arbeitet seit über drei Jahren mit Thiem-Coach Günter Bresnik zusammen. Er trennte sich zwischendurch nach den Australian Open im vergangenen Jänner für rund acht Wochen von Bresnik. „Es gab keinen wirklichen Grund dafür, wir haben drei Jahre zusammengearbeitet. Günter ist ein starker Charakter, und mit mir ist es auch nicht immer einfach. Aber es war kein echter Split. Ich bin überzeugt, dass er der beste technische Coach da draußen ist“, streute Gulbis seinem 54-jährigen Coach Rosen.
Gulbis hat sich mit den bereits erspielten 180 Punkten schon rund 35 Plätze verbessert und sich endgültig den Hauptbewerb bei den Australian Open in Melbourne gesichert. „Ich glaube, dass mein Platz definitiv innerhalb der Top 100 ist“, sieht sich Gulbis natürlich weit besser als es derzeit die Weltrangliste zeigt. Immerhin hat er hier nach ÖTV-Jungtalent Lucas Miedler mit John Isner (USA-3) und Ivo Karlovic (USA-7) zwei sehr starke Leute geschlagen.
Und je länger er im Turnier ist, umso gefährlicher wird Gulbis, dafür ist er bekannt. „Ja, für mich sind die ersten beiden Runden immer die schwierigsten, aber ich habe eine wirklich gute Statistik in Finali und Halbfinali.“
Wie er es schafft, gegen die Aufschlag-Asse, die dem Gegner wenig Spielrhythmus geben, zu reüssieren? „Gegen Spieler wie diese weiß man nie, was sie von der Grundlinie tun. Man hat immer im Kopf, der Typ ist ein starker Aufschläger und die Rallyes sollte man alle gewinnen. Da setzt man sich extra unter Druck, aber man soll einfach so spielen wie immer. Das ist für die meisten wohl das schwerste“, erklärte Gulbis. Gegen Johnson, dessen Waffe auch ein starker Aufschlag, aber auch eine starke Vorhand ist, ist am Samstag (14.00 Uhr) ein offenes Match zu erwarten.