Flüchtlinge - Fast 52.000 kamen bisher nach Slowenien
Ljubljana/Zagreb (APA) - Seit Samstag, als Slowenien zum neuen Transitland auf der Balkan-Route wurde, sind fast 52.000 Flüchtlinge ins Zwei...
Ljubljana/Zagreb (APA) - Seit Samstag, als Slowenien zum neuen Transitland auf der Balkan-Route wurde, sind fast 52.000 Flüchtlinge ins Zwei-Millionen-Land gekommen. Der Zufluss konzentriert sich nach wie vor im Südosten des Landes, wo in dem Grenzort Rigonci am heutigen Freitag bis 17.00 Uhr rund 9.100 Menschen über die Grenze kamen, wie die letzten offiziellen Zahlen zeigen.
Fünf große Flüchtlingsgruppen kamen bis Freitagnachmittag in das kleine Dorf in der Nähe von Dobova, das selbst nur 170 Einwohner zählt. Am Abend gegen 21.00 Uhr kam laut der Polizei ein weiterer Zug mit 1.370 Flüchtlingen an. Diesen haben die kroatischen Behörden diesmal auch angekündigt. Bereits zuvor hatten sie einen weiteren Transport nach Nordosten Sloweniens angemeldet.
Mehrere Tage hatte es zwischen den Behörden beider Länder eine komplette Funkstille über die Flüchtlingstransporte gegeben. Die slowenische Seite kritisierte, das Nachbarland sei für die kritische Situation an der Grenze verantwortlich, weil es die Flüchtlinge in unbeherrschbaren Zahlen und unangemeldet an der grünen Grenze aussetzen würde.
Die nun angekündigten Flüchtlingstransporte scheinen ein Zeichen für eine etwaige Verbesserung der Stimmung zwischen den Nachbarländer. In den vergangenen Tagen hatten Ljubljana und Zagreb praktisch nur über öffentliche Schuldzuweisungen kommuniziert.
Die Lage im Südosten Sloweniens bleibt nach wie vor kritisch. Die Polizei stehe dort vor „sehr anspruchsvollen humanitären und logistischen Herausforderungen“, hieß es aus der Polizeibehörde in Novo mesto. Die in Rigonci angekommenen Flüchtlinge müssen laut Medienberichten immer wieder stundenlang auf den umliegenden Feldern, bewacht von der Polizei und Armee, warten, dass man Platz in den beiden überfüllten Aufnahmezentren in der Gegend macht. Erst wenn die Flüchtlinge aus Brezice und Dobova ins Landesinnere gebracht wurden, können sie zu Fuß in unüberschaubaren Kolonnen über die Felder in die Lager aufbrechen.
Auch in dieser Nacht dürfte es für alle Flüchtlinge kein Platz in den beiden Aufnahmezentren geben. Als „unzulässig“ kritisierte Amnesty International Slowenien die Tatsache, dass schon in der Nacht auf Freitag rund 2.000 Flüchtlinge in dem Zeltlager in Brezice im Freien auf den Boden übernachten müssten, bei Temperaturen von nur vier Grad Celsius. Dabei hätten nach offiziellen Angaben etliche Unterkünfte im Inneren des Landes leer gestanden, hieß es. „Für solches Verhalten Sloweniens gibt es keine Entschuldigung“, so Menschenrechtsorganisation.
Um die Verhältnisse in Rigonce zu verbessern, wird in Dobova ein neues Zeltlager mit Platz für rund 2.500 Menschen errichtet. Die ersten Schutzsuchenden haben laut Medienberichten am Freitagabend hinter vor dem neuen Lager hinter Barrieren gewartet, dass die Arbeiten beendet werden. Mit kleinen Feuern versuchten sie sich warm zu halten. Immer riefen sie Augenzeugenberichten zufolge „Open, Open!“. Die Behörden prüfen nun auch die Möglichkeit, die Flüchtlinge gleich von der Grenze mit Zügen wegzutransportieren. Das würde ihnen den kilometerlangen Fußmarsch ersparen. Busse gibt es nämlich auch nicht genug.
Ein neues winterfestes Transitzentrum für Flüchtlinge richtet unterdessen auch Kroatien her, das selbst unter starken Flüchtlingsdruck steht. Am Freitag kamen bis Abend fast 7.000 Flüchtlinge aus Serbien an. Das neue Lager in Slavonski Brod an der Grenze mit Bosnien-Herzegovina mit Platz für 5.000 Menschen sollte laut kroatischen Medienberichten spätestens bis Ende nächster Woche fertig sein. Dorthin sollen die Flüchtlinge direkt aus der rund 100 Kilometer entfernten serbischen Grenzstadt Sid mit Zügen gebracht werden.
Ein solcher Flüchtlingstransport wurde am Freitag zwischen den Innenminister Kroatiens und Serbiens vereinbart. Noch vor einem Monat haben auch Zagreb und Belgrad ähnlich wie jetzt Ljubljana und Zagreb über die Flüchtlingskrise gestritten, was damals in gegenseitige Grenzblockaden eskalierte.