Waltraud Klasnic - Erste Landeschefin Österreichs wird 70
Graz (APA) - Die erste Landeschefin Österreichs, Waltraud Klasnic (ÖVP), feiert einen Tag nach dem Nationalfeiertag, am Dienstag, ihren 70. ...
Graz (APA) - Die erste Landeschefin Österreichs, Waltraud Klasnic (ÖVP), feiert einen Tag nach dem Nationalfeiertag, am Dienstag, ihren 70. Geburtstag. Sie hatte die Geschicke der Steiermark zehn Jahre lang von 1995 an und bis zur Wahlniederlage 2005 gelenkt. Klasnic feiert am 27. Oktober im Familienkreis, zu Mittag gibt LH Hermann Schützenhöfer zu ihren Ehren zusammen mit Wegbegleitern ein Essen.
Waltraud Klasnic, Mutter von drei Kindern und fünffache Großmutter, wurde am 27. Oktober 1945 in Graz in ärmlichen Verhältnissen geboren. Sie lernte in einem Handelshaus, half ab 1966 ihrem Mann beim Aufbau seines Transportunternehmens und widmete sich der Familie. Politisch begann ihr Weg 1970 bei der Österreichischen Frauenbewegung, 1977 wurde sie in den Bundesrat entsandt.
Über ein Mandat im Landtag (1981) führte der Aufstieg der sozial engagierten Frau 1983 ins Landtagspräsidium und 1988 in die Landesregierung: Mit dem Wirtschafts- und Tourismusreferat, das 1991 um den Straßenbau erweitert wurde, übernahm sie im Kabinett von Josef Krainer jun. ein Schlüsselressort. Daneben war sie als Funktionärin im Wirtschaftsbund aktiv.
1993 wurde sie Krainer-Stellvertreterin, die Spitze erreichte sie 1996: „Joschi“ Krainer hatte nach einer Schlappe bei der Landtagswahl im Dezember 1995 noch am Wahlabend den Rücktritt erklärt. Am 23. Jänner 1996 wurde sie als erste Frau an die Spitze eines österreichischen Bundeslandes gewählt. Eine Eigenheit Klasnics dabei: Sie bevorzugte die Anrede „Frau Landeshauptmann“. Im Oktober 2000 schaffte Klasnic bei der Landtagswahl eine eindrucksvolle Bestätigung im Amt.
Fleiß, Zähigkeit, Wärme und Herzlichkeit waren ihre Markenzeichen, die sie zur „Landesmutter“ avancieren ließen. Ihr Auftritt in Lassing, als sie die Familien der im Bergwerk verschütteten Kumpel tröstete und vor laufenden Kameras Emotionen zeigte, ist in der Steiermark unvergessen: „Ein ganzes Land weint“, sagte Klasnic und kämpfte selbst mit den Tränen. Kritiker hingegen warfen ihr ihren Hang zu Weitschweifigkeit und Floskelhaftigkeit vor, und das von ihr propagierte „Miteinander“ mit der SPÖ folge letztlich von ihr selbst aufgestellten Regeln.
Die vom politischen Gegner SPÖ stets behauptete Führungsschwäche sowie eine offenbar nicht sehr glückliche Hand bei der Wahl von Beratern und in Personalfragen wurde gegen Ende ihrer zweiten Amtszeit sichtbar: Eine Serie von Pannen (EStAG, Spielberg, Herberstein) gipfelte im Rosenkrieg mit ihrem einstigen Mitstreiter Gerhard Hirschmann, die - unbestrittenen - eigenen Erfolge wurden im Wahlkampf zwar ausgespielt, aber letztlich nicht im erwünschten Umfang honoriert.
Was sich abgezeichnet hatte, wurde am 2. Oktober 2005 Gewissheit: Die ÖVP verlor, Klasnic musste Herausforderer Franz Voves (SPÖ) als neuer Nummer eins Platz machen. Ihr 60. Geburtstag war gleichzeitig der letzte Tag als LH - einen Tag später wurde Voves in Wien angelobt. Der Abschied von der Parteispitze verlief nicht friktionsfrei, Klasnic blieb auf Distanz zu Partei und Veranstaltungen. Mit Äußerungen zur aktuellen politischen Lage hielt sie es wie ihr Vorgänger Krainer - sie enthielt sich weitestgehend aller Kommentare.
Ehrenamtlich war sie seither als Vorsitzende im Zukunftsfonds der Republik und im Vorstand der Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen tätig, ebenso wie im Dachverband Hospiz Österreich. Im Frühjahr 2010 wurde sie von Kardinal Christoph Schönborn gebeten, den Vorsitz der zur Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche eingesetzten Opferschutzanwaltschaft - auch „Klasnic-Kommission“ genannt - zu übernehmen.
Die Feierlichkeiten zu ihrem 70. Geburtstag beschränken sich wie schon bei ihrem 60er auf den privaten Bereich - also ihre Familie. Seitens der Landespartei wird es keine Feier geben - wohl auch auf ihren eigene Wunsch hin. Einzig ihr getreuer Weggefährte und jetziger Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer - in ihrer Amtszeit Klubobmann und später Landesrat - wird im kleinen Kreis ein Mittagessen für sie geben, mit Freunden und Weggefährten, wie es aus dem LH-Büro hieß.
(B I L D H I N W E I S - Fotos von Waltraud Klasnic sind im AOM abrufbar.)
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