Tarek Leitner: Mit Achtsamkeit gegen „Wettlauf der Hässlichkeit“

Wien (APA) - In seinem Buch „Mut zur Schönheit“ hat der ZiB-Moderator Tarek Leitner die Verschandelung Österreichs beklagt. In seinem neuen ...

Wien (APA) - In seinem Buch „Mut zur Schönheit“ hat der ZiB-Moderator Tarek Leitner die Verschandelung Österreichs beklagt. In seinem neuen Buch „Wo leben wir denn?“ untersucht der Journalist nun Ursachen und Auswirkungen einer zunehmenden lebensunwerten Umgebung. Sein Fazit: Nur mit Achtsamkeit kann man aus dem „Wettlauf der Hässlichkeit“ ausbrechen.

In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Landschaft Österreichs mehr verändert als in hunderten Jahren zuvor. Dank der rasanten technischen Entwicklung kann der Mensch heute in ungeahntem Ausmaß in die Natur eingreifen. „Außerdem sind die natürlichen und auch die rechtlichen Grenzen, die uns früher beschränkt haben, verschwunden“, sagte Leiter.

Die Auswirkungen sind schon rein vom Ausmaß monströs. Österreich zählt zur Europaspitze bei Straßenausbau und Autobahnen, insgesamt werden täglich 22 Hektar an Land verbaut. „Wir werden unser Land bald buchstäblich verbraucht haben“, warnte Leitner.

Zudem ist die Neugestaltung der Landschaften meist nur auf Kommerz, Kosteneffizienz und Kitsch ausgerichtet. So machen sich zunehmend monströse Shoppingcenter, lebensferne Naturparks und schnell aus dem Boden gestampfte Wohnsiedlungen breit, die zwar allesamt praktisch sind, in denen sich aber niemand wirklich aufhalten will. „Die gebaute Umgebung wirkt auf unseren Charakter, es darf uns nicht gleichgültig sein, wie es um uns herum aussieht“, unterstrich Leitner.

Es ist aber nicht alleine der „Markt“, der an der zunehmenden Verschandelung der Landschaften schuld ist. Die Menschen sind - nicht zuletzt durch die Durchdringung des Internet in sämtliche Bereiche - inzwischen gewohnt, alle Bedürfnisse umgehend gestillt zu bekommen, um sie dann gleich wieder zu vergessen. „Dieser Zustand, indem man alles zu gleich haben will, bildet sich in der Landschaft ab. Ungeplant und achtlos, eine Wegwerfarchitektur“, kritisierte Leitner.

Dabei ist das Bedürfnis nach schönen Orten weiterhin enorm. „Niemand will etwa wohin auf Urlaub fahren, wo es hässlich ist“, sagte Leitern. Für den Journalisten ist es aber auch im Alltag ein Recht, in einer ansprechenden Umgebung zu leben. „Als ersten Schritt sollte man wieder eine Achtsamkeit für seine Umwelt entwickeln“, sagte Leitner. Dann sollte Schönheit - trotz aller Probleme auf der Welt - auch wieder eine politische Kategorie werden. Denn sonst fürchtet Leitner für die kommenden Jahre einen noch weiter zunehmenden „Wettlauf um Hässlichkeit“.

(S E R V I C E - Tarek Leitner, „Wo leben wir denn? Glückliche Orte. Und warum wir sie erschaffen sollten.“ Brandstätter Verlag, 22,50 Euro)

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