Pina Bauschs letztes Stück im Festspielhaus St. Pölten

St. Pölten (APA) - Als österreichische Erstaufführung hat das Tanztheater Wuppertal am Freitagabend die letzte Arbeit der legendären Choreog...

St. Pölten (APA) - Als österreichische Erstaufführung hat das Tanztheater Wuppertal am Freitagabend die letzte Arbeit der legendären Choreografin Pina Bausch auf die Bühne des Festspielhauses St. Pölzen gebracht. „...como el musguito en la piedra, ay si, si, si...“ kann somit als eine Art Vermächtnis der 2009 kurz nach der Uraufführung verstorbenen deutschen Tanztheater-Ikone gelten.

Einige Monate vor ihrem Ableben hatte Bausch gemeinsam mit dem Ensemble eine Reise durch Chile unternommen, deren Impressionen maßgeblich in das Stück eingeflossen sind: Landschaft, Geschichte, Kultur und Mentalität. Entstanden ist eine Aneinanderreihung von Episoden, Miniaturen, Sketches, mit vielen ironischen, witzigen, bedrohlichen und tragischen Elementen durchsetzt, die Grenzen des Lokalkolorits weit hinter sich lassend. Der Titel, erst posthum beigefügt, entstammt einem Lied der Sängerin Violeta Parra.

Das Moos auf dem Stein mag hierzulande an den Roman von Gerhard Fritsch erinnern, der schräge Humor des Stücks allerdings eher an die Inszenierungen von Herbert Fritsch. Dazu eine Prise Almodovar, ein Quäntchen Zirkusrevue und ein gehöriger Schuss Werbeästhetik - eine Folge schöner Bilder und scheinbar leichtfüßiger Stimmungen in schnellen Wechseln ist das Resultat. Selbst Tod und Gewalt, etwa die Thematisierung des brutalen Pinochet-Putsches, unterliegen der Schönheit und der Stilisierung.

Fast drei Stunden dauert der Abend, vielleicht etwas lang geraten, und am Schluss wiederholen sich auch noch einige Szenen in einer Art verdichtender Kompilation. Kürzer ging es wohl nicht, immerhin ist Chile auch das langgestreckteste Land der Erde, und eine Reise von Norden nach Süden braucht eben ihre Zeit. Viele Bilder bleiben haften, und es sind vor allem jene der Hoffnung, etwa die Tänzerin, die einen riesigen Lebensbaum im Rucksack umherschleppt, oder das kollektive Kopfkraulen. Pina Bausch ist einen weiten Weg gegangen, ihre Company hat ihn bis St. Pölten fortgesetzt. Begeisterung beim Publikum.