Argentinien-Wahl - Scioli und Macri in Kirchner-Nachfolge-Rennen vorn
Buenos Aires (APA/AFP) - Rund 32 Millionen Argentinier sind am Sonntag zur Wahl des Nachfolgers von Präsidentin Cristina Kirchner aufgerufen...
Buenos Aires (APA/AFP) - Rund 32 Millionen Argentinier sind am Sonntag zur Wahl des Nachfolgers von Präsidentin Cristina Kirchner aufgerufen. Damit geht nach zwölf Jahren die Ära des peronistischen Präsidentenpaares Nestor und Cristina Kirchner zu Ende, das seit 2003 die Geschicke des südamerikanischen Landes lenkte. Nestor Kirchner starb 2010, seine Frau durfte nach zwei Amtszeiten (2007-15) nicht mehr kandidieren.
Zur Wahl stehen sechs Kandidaten, wobei der Gouverneur der Provinz Buenos Aires, Daniel Scioli, und der Bürgermeister von Buenos Aires, Mauricio Macri, eindeutig vorn liegen.
Der 58-jährige Scioli, mehrfacher Weltmeister in Motorbootrennen, büßte 1989 bei einem Rennunfall seinen rechten Arm ein. Er liegt in den Umfragen bei knapp 40 Prozent. Nach dem argentinischen Wahlrecht sind im ersten Durchgang 45 Prozent erforderlich, um direkt gewählt zu sein. 40 Prozent würden nur dann reichen, wenn der Nächstplatzierte zehn Prozent zurückliegt.
Das ist nicht unbedingt anzunehmen. Denn der 56-jährige Macri, der als Präsident des legendären Fußball-Clubs Boca Juniors bekannt wurde, erreicht Werte um die 30 Prozent. Während Scioli aus dem Fahrwasser der Kirchners kommt, war er doch unter Néstor Kirchner Vize-Präsident, hat Macri ein konservatives Image. Seine Koalition macht bereits im Namen Cambiemos („Lasst uns etwas ändern“) deutlich, dass sie sich von der Tradition des Peronismus absetzen will. Macri wird von der Wirtschaftselite unterstützt, die sich ein Ende der protektionistischen Maßnahmen erhofft.
Außenseiterchancen hat wohl noch der Drittplatzierte, der 43-jährige Sergio Massa, der in den Umfragen bei rund 20 Prozent liegt. Er hatte sich vom Regierungslager abgesetzt und vor zwei Jahren die Front der Erneuerung gegründet. Sollte eine Stichwahl erforderlich werden, so ist als Datum für den Wahlgang der 22. November festgesetzt. Es wäre die erste Stichwahl um das höchste Staatsamt in Argentinien. Die Amtseinführung des Wahlsiegers ist am 10. Dezember. Die drei Bestplatzierten Scioli, Macri und Massa haben alle italienische Wurzeln.
Wer auch immer die Wahl gewinnt, tritt ein schwieriges Erbe an: Die drittwichtigste Volkswirtschaft Lateinamerikas leidet unter einer hohen Inflation, die 2014 bei fast 24 Prozent lag. Nach einer langen Phase des Wachstums (2003-11) von jährlich acht Prozent ging es 2014 bergab auf 0,5 Prozent.
Unter Cristina Kirchner führte Argentinien einen erbitterten Schuldenstreit mit US-Hedgefonds, die nach der Staatspleite 2001 billig argentinische Schuldscheine aufkauften und nun durch alle Instanzen gehen, um diese zu versilbern.
Neben den Präsidentschaftswahlen werden am Sonntag auch Parlamentswahlen und Wahlen der argentinischen Vertreter im südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur abgehalten. Daneben gibt es in elf der 23 Provinzen Gouverneurswahlen.