Moldau: Millionär und Bürgermeister Ursatii festgenommen

Chisinau (APA) - Der Bürgermeister der moldauischen Stadt Balti, Renato Ursatii, ist am Freitag bei seiner Rückkehr aus Russland auf dem Flughafen in Chisinau festgenommen worden. Der umstrittene, in Russland reich gewordene Millionär und Vorsitzende der prorussischen Formation „Unsere Partei“ hatte kürzlich Aufnahmen veröffentlicht, die er von Telefongesprächen zwischen prominenten Politikern machen ließ.

Es geht dabei um Telefonate zwischen dem ehemaligen Premierminister und Chef der Liberaldemokraten, Vlad Filat (PLDM), der in der vergangenen Woche nach der Aufhebung seiner Immunität durch das Parlament festgenommen wurde, und dem Oligarchen Ilan Shor, Bürgermeister der Stadt Orhei und kürzlich zurückgetretener Vizepräsident der Demokratischen Partei (PDM).

Filat und Shor sind in den Skandal um die sogenannte „gestohlene Milliarde“ verwickelt. Vor einem Jahr wurden im Zuge verdächtiger Transaktionen Gelder in Höhe von rund 750 Millionen US-Dollar aus dem moldauischen Banksystem entwendet. Laut einem Bericht der US-amerikanischen Auditfirma „Kroll“ soll Shor der Hauptdrahtzieher und -nutznießer des Betrugs sein. Filat wird angeklagt, von Shor hohe Bestechungssummen angenommen zu haben, um Shor zur Kontrollübernahme im Verwaltungsrat der staatlichen „Banca der Economii“ (BEM) zu verhelfen. Die BEM war eine der drei Banken, die die dubiosen Kredite gewährt haben.

Die Aufnahmen wurden laut Ursatiis eigenen Angaben nicht von den Geheimdiensten, sondern mithilfe einer „Spionage-Anwendung“ für Mobiltelefone gemacht. Ursatii verglich sich selbst mit „einem Virus, der überall dort eindringt, wo er will“. Er habe die Aufnahmen machen lassen, um sich selbst zu schützen und um zu beweisen, dass Shor und Filat Komplizen seien, hatte Ursatii in einer TV-Sendung erklärt. Laut Ursatii habe Filat versucht, Shor zu überreden, die ganze Verantwortung für die „gestohlene Milliarde“ zu übernehmen und vorübergehend nach Israel zu fliehen. Danach sollte sich Filat zum Staatspräsidenten wählen lassen und Shor ein paar Monate später ins Land zurückholen.

Ursatii, der sich in den vergangenen Wochen auch maßgeblich an der Organisation der Demonstrationen oppositioneller Parteien gegen die Regierung in Chisinau beteiligt hatte, war am Dienstag nach Russland gereist, nachdem die Staatsanwaltschaft die Einleitung von Ermittlungen im Fall der veröffentlichten Gesprächsaufnahmen angekündigt hatte.