Wozu warten: Zweite Platte in zwei Monaten von Beach House - Popnews

Wien (APA) - *...

Wien (APA) - *

„Wir sind sehr aufgeregt. Das Album wird auf die Weise veröffentlicht, wie wir es wollen.“ Das Indie-Duo Beach House macht sich offenbar weder aus branchenüblichen Marketingkampagnen noch aus langen Wartezeiten etwas. Nur zwei Monate nach „Depression Cherry“ steht nun mit „Thank Your Lucky Stars“ nämlich ein neues Album der US-Formation in den Läden. Ein vollwertiges, losgelöstes Werk, wie Victoria Legrand und Alex Scally via Twitter anlässlich der Ankündigung betonten. „Wir wollten einfach, dass es die Welt betritt und existiert.“ Als Fan kann man sich jedenfalls glücklich schätzen, hält doch der künstlerische Höhenflug von Beach House auch diesmal an. Vielleicht eine Spur introvertierter und zurückgezogener als der direkte Vorgänger, gelang mit den neun Stücke von „Thank Your Lucky Stars“ erneut eine Machtdemonstration in Sachen Dreampop und ätherischer Songflüsse. Titel wie „One Thing“ oder „She‘s So Lovely“ sind entschleunigte Popperlen mit genau der richtigen Portion kratziger Eigenständigkeit. Jetzt heißt es aber erstmal zurücklehnen und genießen, bevor die nächste Überraschung kommt.

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Es ist fast schon ein Ritual: Joanna Newsom veröffentlicht ein neues Album und das Feuilleton steht Kopf. So auch bei Platte Nummer 4, die auf den Titel „Divers“ hört und auf das vor fünf Jahren vorgelegte „Have One On Me“ folgt. Wo Newsom in den 18 Stücken und mehr als zwei Stunden des Vorgängers ihre Vorliebe für Opulenz auf die Spitze getrieben hat, scheint nun ein anderer Geist Einzug gehalten zu haben. Die 33-Jährige gefällt sich in den elf neuen Liedern oftmals als ziemlich geradlinige Songwriterin, als die sie zuletzt etwa auf ihrem Debüt „The Milk-Eyed Mender“ zu erleben war. Schon die erste Single „Sapokanikan“, zu der es ein herrliches Video von Paul Thomas Anderson gibt, macht das deutlich: Hier sind zwar alle Trademarks der Sängerin und Harfenistin versammelt, aber in recht gut verdaulichen Portionen. Unverkennbar bleiben die Kompositionen aufgrund der Instrumentierung, ausladender Strukturen und Newsoms eigenwilliger Stimme ohnehin.

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Die Musik der Schwedin Anna von Hausswolff ist alles andere als simpel. Eigentlich kein Wunder, hat sie ihr neues, am 13. November erscheinendes Album „The Miraculous“ nicht nur nach einem geheimnisvollen Ort aus ihrer Kindheit benannt, sondern auch großteils auf der „Acusticum“ Pfeifenorgel im nordschwedischen Pitea eingespielt - und diese verfügt neben mehr als 9.000 Pfeifen immerhin auch über Glockenspiel, Vibraphon und Celesta. Herausgekommen sind dabei Stücke, die teils an der Zehn-Minuten-Grenze kratzen oder diese überschreiten, gleichermaßen Klassik wie progressiven Rock zitieren und eine düstere Grundstimmung evozieren. Ergänzt durch ihre vierköpfige Band, gelingt es von Hausswolff so, ein beeindruckendes Klangspektrum aufzuspannen, das letztlich besonders durch ihre effektiv eingesetzte Stimme zusätzlichen Reiz erhält. Atmosphärischer Pop, dröhnende Härte, Spuren von Mystik und getragener Schönheit - „The Miraculous“ macht seinem Namen alle Ehre.

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Eine doppelte Live-Dosis steht für Fans von Villagers an: Das Projekt des irischen Musikers Conor O‘Brien hat sich nämlich anlässlich der heuer veröffentlichten, dritten Platte „Darling Arithmetic“ einen neuen Konzertsound verpasst. Ging es zuletzt immer stärker in eine elektronisch-aufgeladene Stimmung, hat sich O‘Brien nun wieder deutlich zurückgenommen und einem eher akustischen Sound untergeordnet. Dementsprechend gibt es die älteren Stücke in neuem Arrangement, wie auch das Anfang Jänner 2016 erscheinende Livealbum „Where Have You Been All My Life?“ untermauert. Eingespielt hat O‘Brien die zwölf Songs gemeinsam mit Cormac Curran, Danny Snow, Mali Llywelyn und Gwion Llewelyn diesen Juni in London, darunter auch der neue Song „Memoir“. Schon bedeutend früher, nämlich am 28. November, sind Villagers zu Gast beim diesjährigen Blue Bird Festival im Wiener Porgy & Bess.

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Es ist eine süffige, dabei durchaus geläufige Mischung aus Rock, Funk und einer Prise Disco, die die vier Salzburger Herren von Please Madame servieren. Optisch setzt man zwar auf eine Verwirrungstaktik, schmeißt sich das Quartett doch gerne in Schale mit weißen Hemden und schwarzer Fliege, aber so geordnet präsentiert sich sonst nur die Trackliste des Mitte November scheinenden Debüts „Escape The Nest“. Musikalisch darf stattdessen alles in diesen Cocktail rein, was schmeckt und gefällt. Mitunter ist es aber gar ein bisschen viel, wie das insofern treffend betitelte „Too Much Cologne“ offenbart - eine Spur zu sehr in der kommerziellen Mitte angesiedelt, für das Formatradio aber wohl dennoch zu farbenfroh. Wobei: Ein Händchen für eingängige Refrains soll Please Madame keineswegs abgesprochen werden. Nur die Ecken und Kanten vermisst man mitunter. Live präsentiert die Band das Album in Salzburg (13.11.) und Wien (28.11.), bevor es 2016 auf ausgedehnte Deutschlandtour geht.