Synode - Kompromiss kann über Differenzen nicht hinwegtäuschen
Vatikanstadt (APA) - Eine Kompromisslösung rettet die Familiensynode. Nach zweijährigen Vorbereitungsarbeiten und drei Wochen langen Beratun...
Vatikanstadt (APA) - Eine Kompromisslösung rettet die Familiensynode. Nach zweijährigen Vorbereitungsarbeiten und drei Wochen langen Beratungen haben die Synode-Väter dem Papst einen Schlussbericht vorgelegt, der zwar mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedet wurde, allerdings über die tiefen Divergenzen in der Weltkirche nicht hinwegtäuschen kann.
Der Schlussbericht ist ein Kompromiss zwischen konservativen Strömungen und Befürwortern des innovativeren Kurses des argentinischen Pontifex. Diese Lösung ist den Vermittlungsbemühungen der deutschsprachigen Gruppe zu verdanken, in der der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn eine Hauptrolle gespielt hat. Zähe Verhandlungen gab es um den brisantesten Punkt der Synode, den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen. Bisher waren diese Paare von der Kommunion ausgeschlossen.
Im Abschlussdokument ist nun davon die Rede, wiederverheiratete Geschiedene stärker in die christliche Gemeinschaft integrieren zu wollen. Den Priestern obliegt es, jeden Fall einzeln zu beurteilen. Zur Enttäuschung homosexueller Katholiken wurde das Thema der homosexuellen Partnerschaften nur gestreift. In dem Dokument wird zwar betont, dass homosexuelle Menschen respektiert und angenommen werden müssen. Zugleich schließt es aber eine Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe zwischen Mann und Frau aus.
„Die Synode ist ein historischer Schritt. Die Botschaft ist, dass es keine fertigen Rezepte gibt. Man kann nur beobachten, begleiten und unterscheiden. Das sind die drei Worte, die uns Papst Franziskus gelehrt hat. Aus dieser Synode ertönt ein großes ‚Ja‘ zur Familie, die kein Auslaufmodell ist, sondern das wichtigste aller Netze im Leben. Das kann ich aufgrund meiner Erfahrung als Sohn geschiedener Eltern bezeugen“, sagte Schönborn.
Die Synode hat nur beratende Funktion. Die Entscheidung, welche der Vorschläge auch umgesetzt werden, obliegt Papst Franziskus. Er wird nun vor schwierigen Beschlüssen stehen. Den tiefen Graben zwischen Konservativen und Reformern versucht das katholische Kirchenoberhaupt zwar als „kulturelle Unterschiede“ abzutun, die die Kirche zu akzeptieren habe. Doch der Pontifex „vom anderen Ende der Welt“ kann nicht ignorieren, dass ein Drittel der Bischöfe gegen seine Linie der „Offenheit und Barmherzigkeit“ gestimmt hat. Das Schlussdokument gilt lediglich als „Waffenstillstand“ zwischen den verhärteten Fronten in der Kurie. „Der Weg zu einer einheitlichen Position ist noch lang“, gab der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, zu.
Dass der weltoffene Papst in der Kurie mit scharfem Widerstand konfrontiert ist, bezeugen drei Zwischenfälle, die offenkundig mit gut durchdachter Planung einmal pro Synode-Woche für Wirbel im Vatikan gesorgt haben. Ausgerechnet am Tag vor der Eröffnung der Synode am 4. Oktober sorgte das Coming-out des polnischen Theologen Krzystof Charamsa international für Aufregung. Nie zuvor in der Geschichte der katholischen Kirche hatte sich ein Geistlicher dieses Ranges zu seiner gelebten Homosexualität bekannt. Auch das Beschwerdeschreiben einer Gruppe von 13 Kardinälen über die Arbeitsmethoden der Familiensynode belastete das Treffen.
Für die größte Aufregung sorgten aber Berichte über einen angeblichen, gutartigen Hirntumor des Papstes. „Dahinter steckt die offene Absicht dem Papst zu unterstellen, dass seine geistigen Funktionen nicht in Ordnung sind. Es handelt sich um einen unbeholfenen Versuch der Feinde des Papstes, ihn zu delegitimieren“, kommentierte die römische Tageszeitung „La Repubblica“ am Sonntag.
Während sich unter Benedikt XVI. verschiedene Seilschaften um Machtpositionen in der Kurie stritten, sei jetzt vor allem ein „Kulturkampf“ im Vatikan im Gang, ein Kräftemessen zwischen Vertretern konservativer und liberaler Positionen. Wie dieser Kampf ausgeht, ist noch offen. Fest steht, dass sich der Papst in den nächsten Monaten auf harten Widerstand gefasst machen muss.