Ski alpin: Heißer Fünfkampf um Damen-Gesamtweltcup kündigt sich an

Sölden (APA) - Das Rennen um den Gesamtweltcup der alpinen Ski-Damen könnte heuer lange spannend bleiben. In Abwesenheit von Anna Fenninger ...

Sölden (APA) - Das Rennen um den Gesamtweltcup der alpinen Ski-Damen könnte heuer lange spannend bleiben. In Abwesenheit von Anna Fenninger und Tina Maze werden vor allem fünf Frauen als chancenreichste Kandidatinnen auf die große Kugel genannt. Vier davon - Mikaela Shiffrin, Tina Weirather, Lara Gut und Viktoria Rebensburg - haben ihre Ambitionen im Sölden-Riesenslalom am Samstag mehr oder weniger untermauert.

In den vergangenen drei Ski-Wintern haben Fenninger und Maze den Damen-Weltcup dominiert. Da Fenninger aufgrund multipler Bänderrisse im Knie heuer kein Rennen bestreiten können wird und Maze eine Auszeit genommen hat, rücken nun aber andere ins Rampenlicht.

Eine Anwärterin ist Shiffrin, die den Auftakt-Riesentorlauf in Sölden auf Platz zwei hinter Federica Brignone beendete. „Es war schon immer ein Traum von mir, die Gesamtweltcup-Kugel zu gewinnen. Dieses Jahr ist so etwas wie ein Gradmesser, um zu sehen, ob ich da ganz vorne mitfahren kann“, erklärte die US-Amerikanerin. „Heute war schon einmal ein guter Start. Wenn es im Slalom für mich weiter so gut läuft, kann ich viele Punkte machen.“

Mit den beiden technischen Disziplinen alleine wird es am Ende aber wohl nicht getan sein. Shiffrin hat daher zuletzt verstärkt Super-G trainiert und will heuer auch die Alpine Kombination in Angriff nehmen. „Ich arbeite daran, auf Gleitstücken immer besser zu werden.“ Für die vier Kombi-Bewerbe ist sie jedenfalls schon jetzt ein heißer Siegertipp. Generell wäre es jetzt aber noch etwas verfrüht, an den Glaspokal zu denken. „Ich schaue von Rennen zu Rennen“, so die Devise der 20-Jährigen.

In die gleiche Kerbe schlug auch Weirather. „Man braucht nicht nach dem ersten Rennen schon auf den Gesamtweltcup denken“, sagte die Liechtensteinerin nach ihrem dritten Rang auf dem Rettenbachferner. Perspektivisch rechnet sich die 26-Jährige aber durchaus Chancen aus. „Ich kann schon darum mitkämpfen und glaube auch daran. Es muss einfach in den Speed-Disziplinen richtig gut gehen und im Riesentorlauf, wo ich sicher etwas schwächer bin, muss auch ordentlich was gehen.“

Den vielleicht entscheidenden Impuls erhofft sich Weirather von Ex-Hermann-Maier-Coach Andreas Evers, der seit dem Sommer ihr Training leitet. „Hermann Maier war mein größtes Idol als Kind. Ich habe alle Bücher über ihn gelesen“, verriet die Tochter der Ski-Größen Hanni Wenzel und Harti Weirather. Weirather, die den aggressiven, nordamerikanischen Schnee schätzt, hat über den Sommer vermehrt auf eisigen Pisten in Europa trainiert - was sich schon in Sölden bezahlt gemacht hat, wo sie zuvor noch nie auf dem Stockerl gestanden war.

Am Ende könnte der Slalom-Verweigerin allerdings die Kombination einen dicken Strich durch die Rechnung machen. „Ich finde auch den Bewerb nicht so prickelnd, da ist einfach irgendwas erfunden worden“, alterierte sich Weirather. Über ein Kombi-Antreten werde sie von Fall zu Fall spontan entscheiden.

Eine weitere Kandidatin ist Swiss-Ski-Aushängeschild Gut, die nach ihrem Skiwechsel von Rossignol auf Head im Sommer nur so vor Tatendrang sprüht. In Sölden fuhr die Tessinerin auf Platz vier. „Das war ein guter Start, ich bin sehr zufrieden“, meinte die 24-Jährige. „Ich bin ja das erste Mal rennmäßig mit dem neuen Material gefahren. An den Gesamtweltcup denke ich noch nicht.“ Auch Gut kann außer Slalom alles fahren und hat schon in Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf Rennen gewonnen.

Ähnlich ist die Ausgangslage bei Rebensburg, die schon Siege in Riesentorlauf und Super-G errungen hat. Die Oberbayerin hatte am Samstag Pech mit Startnummer eins im ersten Lauf, fuhr nur die zwölftbeste Zeit. Im Finale knallte die 26-Jährige, die wie Fenninger und Weirather 1989 geboren ist, allerdings die Bestzeit hin und wurde schließlich Sechste. „Was im Gesamtweltcup passiert, da muss man im Laufe der Saison schauen, wie sich das entwickelt“, übt sich aber auch die Riesentorlauf-Olympiasiegerin 2010 in Understatement.

Bleibt noch die Dame, die als einzige aus den „Big Five“ weiß, wie sich der große Triumph anfühlt. 2008, 2009, 2010 und 2012 ging die große Kristallkugel an Speed-Königin Lindsey Vonn. Die inzwischen 31-jährige US-Amerikanerin, die ihr Comeback nach einem Knöchelbruch auf November verschoben hat, ist die erfolgreichste und routinierteste aus dem Quintett.

Neben 19 Kristallkugeln, einer olympischen Goldmedaille und zwei WM-Titeln hat sie vor allem 67 Weltcup-Siege gehamstert - mehr als jede andere Läuferin vor ihr. Ihr Fokus ist zwar eher auf Olympia 2018 ausgerichtet, wo sie noch einmal zu Gold in der Königsdisziplin Abfahrt rasen will. Dennoch wittert Vonn heuer ihre Chance. Ihre Plan ist dabei klarerweise auf die Speed-Events ausgelegt. Vonn: „Ich muss so viele Rennen gewinnen, wie ich kann.“