Stichwahl um Präsidentenamt in Guatemala

Guatemala-Stadt (APA/AFP) - In Guatemala ist am Sonntag in einer Stichwahl ein neuer Präsident bestimmt worden. Der Sieger der ersten Runde,...

Guatemala-Stadt (APA/AFP) - In Guatemala ist am Sonntag in einer Stichwahl ein neuer Präsident bestimmt worden. Der Sieger der ersten Runde, der 46-jährige Komiker Jimmy Morales, trat gegen die ehemalige First Lady Sandra Torres an. Morales hatte im ersten Wahlgang am 6. September 24 Prozent der Stimmen errungen, Torres kam auf 19,6 Prozent.

Die 60-jährige Torres ging für die sozialdemokratische Nationale Union der Hoffnung (UNE) ins Rennen. Sie ließ sich im Jahr 2011 vom damaligen Präsidenten Alvaro Colom scheiden, um selbst für das höchste Staatsamt kandidieren zu dürfen. Das hätte sie als Angehörige des Staatschefs nicht gedurft.

Der aus Auftritten im Fernsehen und in Filmen bekannte Politikneuling Morales trat offiziell für die konservative FCN-Nacion an, die im Land aber kaum verwurzelt ist. Er setzte vor allem auf den Verdruss der mehr als 7,5 Millionen Stimmberechtigten über die etablierten Politiker.

Die Wahlen standen unter dem Eindruck des Rücktritts und der anschließenden Festnahme des bisherigen Staatschefs Otto Perez wegen Korruptionsverdachts. Er wurde bereits angeklagt und wartet auf seinen Prozess. Auch seine ehemalige Stellvertreterin, Roxana Baldetti, sitzt wegen des Verdachts der Bestechung in Untersuchungshaft.

Guatemala ist noch immer von dem Jahrzehnte währenden Bürgerkrieg gezeichnet, der im Jahr 1996 beendet wurde. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsschwelle. Mehr als zwei Fünftel gehören zu den indianischen Ureinwohnern, ihre europäisch-stämmigen Landsleute beherrschen jedoch Politik und Wirtschaft.

Die Schließung der Wahllokale war für 18.00 Uhr Ortszeit (Montag, 02.00 Uhr) vorgesehen. Auf das neue Staatsoberhaupt kommen schwierige Aufgaben zu. Beobachtern zufolge muss in Gesprächen mit Unternehmern, Gewerkschaftern, Vertretern von Bauern und Ureinwohnern das verloren gegangene Vertrauen in die Politik erst wieder gewonnen werden.

Die UNE von Torres verfügt im Parlament über 33 von 158 Mandaten, Morales‘ FCN-Nacion nur über elf. Im Wahlkampf versprachen beide Politiker, Arbeitsplätze zu schaffen und die Korruption zu bekämpfen.