Zeit und Raum für die Trauerverarbeitung finden
Ein Trauerraum wird am Donnerstag in der Polytechnischen Schule in St. Johann eröffnet. Dort kann man Trost finden und Kraft tanken.
Von Verena Hofer
St. Johann i. T. –Der Andrang im vergangenen Jahr in Innsbruck war riesig, daher gibt es heuer auch im Bezirk erstmals die Möglichkeit eines Trauerraums. Brigitte Staffner, Regionalleiterin der Tiroler Hospizgemeinschaft, richtet mit ihren Ehrenamtlichen einen Raum für die Trauer in der Polytechnischen Schule in St. Johann ein. An drei Tagen vor Allerheiligen kann man die Gelegenheit nutzen, um dort Trost zu finden.
Denn das Hinunterschlucken von Kummer, Schmerz und Trauer kann mit der Zeit krank machen. „Die Menschen brauchen einen Raum, wo sie hingehen können“, erklärt Brigitte Staffner die Beweggründe und ergänzt, dass im abgelegenen Raum verschiedene Stationen vorbereitet sind. Vor allem auf verschiedene Symbole wird gesetzt. Aufgebaut wird eine Klagemauer, Kerzen laden zum Anzünden und Gedenken ein. Weiters gibt es einen kleineren Raum, um zur Ruhe kommen zu können. Gearbeitet wird auch mit dem Duft von Weihrauch. Außerdem gibt es einen Baum der Versöhnung, wo ein weißes Band hinaufgelegt werden kann. „In Innsbruck sind im vergangenen Jahr die Bänder ausgegangen“, schildert die Regionalleiterin. Der Trauerraum kann ganz für sich allein genutzt werden, aber es stehen auch die ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen für ein Gespräch zur Verfügung.
Ausgegangen ist die Einrichtung eines Trauerraums von Salzburg aus, die Idee wurde immer öfters in Österreich aufgegriffen. Besonderes Augenmerk wird auf die Trauerverarbeitung gelegt. Heutzutage fehlt laut Staffner oft das Verständnis für die Zeit der Trauer: „Früher dauerte das Trauerjahr ein Jahr lang. Für die Seele war es gut, jeder hat die Betroffenen mit Samthandschuhen angefasst. Heute fehlt oftmals die Zeit dazu.“
Grund zur Freude gibt es auch für das Team der ehrenamtlichen Hospizbegleitung. Derzeit gibt es im Bezirk elf Begleiterinnen, in zwei Wochen schließen weitere 15 Damen ihre Ausbildung ab. „Der Bedarf ist gegeben und wird immer mehr“, erzählt Staffner und ergänzt, dass sie keine Sterbebegleiter, sondern immer wieder für die Angehörigen da sind – auch noch nach einem Sterbefall. Eine weitere Ausbildung für Interessierte ist derzeit nicht geplant. „Wir sind jetzt im ganzen Bezirk gut aufgestellt“, ist Staffner überzeugt.
Am morgigen Donnerstag findet die Eröffnung des Trauerraums um 19 Uhr mit einer Lesung von Franz Dörflinger aus Kirchdorf statt, dazu gibt es eine musikalische Umrahmung. Am Freitag und Samstag kann der symbolisch gestaltete Raum von 10 bis 18 Uhr besucht werden.