Arbeitsmarkt

410.854 im Oktober ohne Job, leichte Besserung in Tirol

(Symbolfoto)
© Thomas Böhm

Arbeitslose sind immer länger auf Jobsuche. Die Arbeitslosigkeit in Tirol ist rückläufig. Die Situation der Langzeitarbeitslosen ist weiterhin schwierig.

Wien — Im Oktober waren 410.854 Menschen ohne Job. 339.412 waren arbeitslos gemeldet, 71.442 befanden sich in Schulung. Den stärksten Anstieg gab es bei Ausländern (14,7 Prozent) und Älteren (14,5 Prozent), das Bundesland mit dem größten Zuwachs war Wien (17,4 Prozent). Die Arbeitslosenquote nach Eurostat liegt bei 5,7 Prozent, die nationale Quote beträgt 8,7 Prozent, so das Sozialministerium am Montag.

Besonders auffallend ist die zunehmende Dauer der Arbeitslosigkeit: Im Schnitt dauert die Jobsuche 126 Tage, ein Plus von 19 Tagen im Vergleich zum Oktober 2014. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen nahm um 13,1 Prozent zu. Der einzige Lichtblick ist die nicht steigende Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen (15 bis 24 Jahre). 44.678 Personen dieser Altersgruppe suchten im Vormonat Arbeit.

Einmal mehr waren Ausländer und Ältere besonders von der zunehmenden Arbeitslosigkeit betroffen. 94.334 Ausländer waren im Oktober arbeitslos gemeldet, das sind um 12.090 mehr als noch im Oktober 2014. Bei den Älteren (50+) waren 91.320 als arbeitslos vorgemerkt, das sind um 11.558 mehr. Keinen Anstieg gab es lediglich bei den Jugendlichen (15 bis 24 Jahre). 44.678 waren hier arbeitslos.

Bei den Lehrlingen geht die Schere weiter auseinander. 6.548 waren auf der Suche nach Arbeit, das sind um 450 mehr als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig nahm die Zahl der offenen Lehrstellen um 476 auf 4.185 Plätze zu. Besonders schlimm ist die Situation für Lehrstellensuchende in Wien mit einem Plus von 24,9 Prozent .

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Nach Jobs aufgegliedert haben sich der Handel sowie das Gesundheits- und Sozialwesen besonders schlecht entwickelt. Die Zahl der arbeitslosen Handelsangestellten schnellte im Jahresvergleich um 4.563 Personen in die Höhe. Nach absoluten Zahlen gerechnet war auch der Tourismus alles andere als ein Jobmotor - hier legte die Zahl um 2.910 Arbeitslose zu. Nach Geschlechtern ging es den Männern (plus 10,1 Prozent) einmal mehr schlechter als den Frauen (plus 8,5 Prozent).

AMS-Chef sieht trotzdem positive Signale

AMS-Chef Johannes Kopf sieht trotzdem eine leichte Aufhellung am Arbeitsmarkt. Die steigende Zahl der offenen Stellen und die unterm Strich sinkende Arbeitslosigkeit in Tirol und Vorarlberg seien positive Signale. Der weiterhin starke Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Ausländern und Älteren sei auf den starken Zuzug und die Alterung der Bevölkerung zurück zu führen, so Kopf. Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske forderte heute höhere Lohnabschlüsse, um die Kaufkraft zu stärken. Des weiteren sollen die Überstunden reduziert werden. Allerdings gingen die aktuellen Lohnabschlüsse in der Herbstlohnrunde genau in die entgegengesetzte Richtung. Durch längere Durchrechnungszeiträume ist es nun leichter, Überstunden über einen längeren Zeitraum abzubauen, womit Überstundenzuschläge teilweise entfallen.

Dies reicht der Industriellenvereinigung (IV) noch nicht, sie möchte eine noch weiter gehende Arbeitszeitflexibilisierung. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer wünscht sich noch eine „erweiterte tägliche Höchstarbeitszeit im Rahmen einer Gleitzeitvereinbarung“, wie er in einer Aussendung mitteilte.

Hundstorfer: „Anzeichen einer Entspannung“

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sieht trotz des Überschreitens der 400.000er Marke „erste Anzeichen einer Entspannung“. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hat sich im Herbst 2015 etwas verflacht und die Zahl der unselbstständig Beschäftigten liegt Ende Oktober um rund 32.000 über dem Vorjahreswert. Insgesamt konnten in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres bereits 504.000 arbeitslose Personen wieder in eine neue Stelle vermittelt werden“, rechnete der Minister am Montag in einer Aussendung vor.

Hundstorfer erwartet sich im kommenden Jahr - dank der am vergangenen Freitag beim Arbeitsmarktgipfel beschlossenen Maßnahmen - eine Belebung der Wirtschaft. (APA)

Arbeitslosigkeit in Tirol

Bei einem prognostizierten Stand von 307.000 unselbständig Beschäftigten (ein Plus von 2.000 Personen im Vorjahresvergleich) und 28.108 vorgemerkten Arbeitslosen betrug zum Stichtag 31.10.2015 die Arbeitslosenquote in Tirol 8,4 Prozent. (Oktober 2014: 8,4 Prozent).

Im Oktober 2015 kam es mit minus 7 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat zu einem leichten Rückgang an vorgemerkten arbeitslosen Personen. Gleichzeitig stieg in Österreich die Arbeitslosigkeit um 29.106 Personen oder +9,4 % auf insgesamt 339.412 an. „Seit dem Sommer 2015 verzeichnet Tirol eine günstigere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gegenüber dem Bundesdurchschnitt“, fasst AMS Tirol Chef Anton Kern die Arbeitsmarktentwicklungen Tirols im Oktober 2015 zusammen. Ende Oktober könne Tirol nun erstmals als einziges Bundesland Österreichs einen leichten Rückgang feststellen.

Während alle Altersgruppen, insbesondere Jugendliche, einen Rückgang der Arbeitslosigkeit aufweisen, bleibt die Situation bei Langzeitarbeitslosen und Älteren weiterhin angespannt. Für gerade diese Personengruppe startete das AMS Ende Oktober österreichweit eine Kampagne und setzt verstärkte Vermittlungsaktivitäten.

Tirol in Zahlen:

Nach Geschlecht:

Es kam bei den Frauen mit +133 oder +0,9 % auf 15.280 zu einem Zuwachs, bei den 12.828 Männern ging die Arbeitslosigkeit mit -140 oder -1,1 % zurück.

Nach Alter:

Bei den 618 Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren betrug der Rückgang 18,5 % oder -140 Personen. Bei den 3.095 arbeitslosen 20- bis 24-Jährigen kommt es zu einem Minus von 7,3 % oder -245. Bei den 7.554 Personen über 50 Jahren ist ein Anstieg von 6,7 % oder +474 Personen festzustellen.

Langzeitarbeitslosigkeit:

Bei den 1.989 länger als 1 Jahr vorgemerkten Arbeitslosen ist ein Anstieg um 548 Personen oder +38,0 % zu verzeichnen. Die Zahl der 6 Monate und länger Vorgemerkten stieg um 626 Personen oder +14,9 % auf 4.816.

Nach Regionen:

Nach Regionen betrachtet kommt es in drei Bezirken zu Steigerungen an arbeitslosen Personen, alle andern weisen sinkende Zahlen auf. In Kitzbühel ging die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Personen um 6,2 % oder -166 Personen zurück. In Reutte betrug der Rückgang -5,9 % oder -74 Personen, in Schwaz -3,3 % oder -111, in Imst -2,7 % oder -62 und in Kufstein -1,7 % oder 58.In Lienz stieg die Arbeitslosigkeit um 5,6 % oder +128 Personen, gefolgt von Innsbruck (+3,5 % oder +312) und Landeck (+0,6 % oder +24).

Nach Wirtschaftsklassen:

Die größten Zuwächse nach Wirtschaftsabschnitten betrachtet gab es im Gesundheits- und Sozialwesen mit einem Plus von 69 Personen oder +5,2 % sowie im Abschnitt Öffentliche Verwaltung mit einem Plus von +52 Personen oder 9,6 %. Die größten Rückgänge sind in der Beherbergung und Gastronomie (-228 Personen oder -1,8%), bei der Herstellung von Waren