Susanne Winter - Blaue Daueraufregerin vor Rausschmiss
Wien (APA) - Ihre Karriere startete aus dem Nichts, ihr politisches Ende könnte ebenso abrupt kommen. Susanne Winter, bisher vor allem für i...
Wien (APA) - Ihre Karriere startete aus dem Nichts, ihr politisches Ende könnte ebenso abrupt kommen. Susanne Winter, bisher vor allem für islamische Ausritte bekannte FPÖ-Politikerin könnte nun über die Goutierung einer antisemitische Äußerung stolpern. Die FPÖ erwägt, ihre wohl umstrittenste Abgeordnete aus der Partei zu werfen oder ihr zumindest den Rückzug aus dem Nationalrat nahezulegen.
Wer Susanne Winter nur oberflächlich betrachtet, wird sich wundern, dass sie zu einer der skandalträchtigsten Politikerin des Landes wurde. Immer adrett gekleidet, ihre Sätze Hochdeutsch drechselnd wirkt die 58-Jährige wie die typische Vertreterin des Grazer Bürgertums. Wer aber zuhört, was Winter sagt, wird sich möglicherweise wundern, dass eine Politikerin mit solchen Ansichten ein Mandat im Nationalrat ergattern konnte.
Richtig bekannt wurde Winter, die bis dahin politisch ein unbeschriebenes Blatt war, als FPÖ-Spitzenkandidatin im Wahlkampf für die Grazer Gemeinderatswahl 2008 mit einer Hetzrede gegen den Islam. Beim Neujahrestreffen der Freiheitlichen in der steirischen Landeshauptstadt sprach sie von einem „muslimischen Einwanderungs-Tsunami“ und meinte, der Prophet Mohammed wäre „im heutigen System“ ein „Kinderschänder“. Eine Verurteilung wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren war die Folge.
Doch es sind nicht nur Muslime, gegen die Winter zu Felde zieht. Schon zu Beginn ihrer politischen Tätigkeit provozierte sie mit der Verwendung des Ausdrucks „Neger“ und meinte in einem „Falter“-Interview zu einem gebürtigen Nigerianer, dass dieser genetisch bedingt „automatisch zu wenig Selbstbewusstsein und zu viel Hoheitsdenken der anderen Hautfarbe gegenüber“ in sich trage.
Zuletzt tat sich Winter auch noch in antisemitischem Kontext hervor, als sie ein klar-judenfeindliches Facebook-Posting lobte und zum Schreiber meinte: „Vieles darf ich nicht schreiben, daher freue ich mich um so mehr über mutige, unabhängige Menschen!“ Diese Aussage erstaunt umso mehr, als sie für die Freiheitlichen Mitglied der Parlamentarier-Gruppe Österreich-Israel ist.
Doch nicht nur mit Menschen anderen Glaubens hat Winter so ihre Probleme. Den Klima-Wandel bezeichnete die freiheitliche Umweltsprecherin als „Lügengebäude“ und „ideologische Pseudowissenschaft“. Dies brachte ihr zuletzt die Nominierung für das „Goldene Brett vorm Kopf“ ein.
Ob sie den Preis noch als Abgeordnete des Nationalrats entgegennehmen kann, entscheidet die FPÖ und die hat es offenbar mittlerweile ziemlich satt, sich für Winters Ausritte verteidigen zu müssen, und das, obwohl man sogar nach ihren Mohammed-Aussagen 2008 in Graz zulegen konnte. Nicht umsonst drohte Generalsekretär Herbert Kickl schon am Sonntag mit Parteiausschluss. Gut angeschrieben in der Parteispitze ist Winter ohnehin nicht: Schon ihr Umzug von Graz in den Nationalrat im Herbst 2008 galt eher als Strafaktion denn als Aufstieg.
Sozial abgesichert wäre Winter immerhin. Die promovierte Juristin, die auch einige Semester Medizin studierte, managt die Zahnarzt-Praxis ihres Mannes. Der Ehe entstammt ein Sohn, der auch im freiheitlichen Sektor aktiv war und ebenfalls die Gerichte beschäftigte. Der damalige Obmann der freiheitlichen Jugend in der Steiermark musste sich dafür verantworten, Muslimen eine Tendenz zur Sodomie unterstellt zu haben.
Zur Person:
Susanne Winter, geboren 23.7.1957 in Graz, verheiratet, ein Sohn. Promovierte Juristin, Stadträtin der Landeshauptstadt Graz 2008, ab 2008 Abgeordnete zum Nationalrat seit 28. Oktober 2008.
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