AKP-Wahlsieg sorgt für Kursfeuerwerk an türkischer Börse
Istanbul (APA/Reuters) - Der überraschend deutliche Wahlsieg der regierenden AK-Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am türkischen ...
Istanbul (APA/Reuters) - Der überraschend deutliche Wahlsieg der regierenden AK-Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am türkischen Aktienmarkt einen Höhenflug ausgelöst. Die Börse in Istanbul schoss am Montag in der Spitze um mehr als sechs Prozent in die Höhe und verbuchte damit den größten Tagesgewinn in zwei Jahren. Auch bei der Lira griffen die Anleger gleich reihenweise zu.
Die Investoren hofften nun vor allem auf eines und das sei Stabilität, sagte Nicholas Spiro, Kreditanalyst bei Spiro Sovereign Strategy. Nach Einschätzung von Tatha Ghose von der Commerzbank könnte mit der Rückkehr zur Einparteienregierung in Kürze ein funktionsfähiger Wirtschaftsplan und Staatshaushalt vorgelegt werden.
Nach Auszählung von 97,5 Prozent der Stimmen kommt das islamisch-konservative Bündnis auf fast 50 Prozent. Damit könnte die AKP die Regierung allein stellen. Die Türken wählten bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr, weil Koalitionsgespräche der AKP nach der Wahl im Sommer scheiterten. Das hatte an den Märkten für tiefe Verunsicherung gesorgt. Die Istanbuler Börse war allein von Juli bis Anfang Oktober um knapp zehn Prozent eingebrochen, die türkische Landeswährung verlor zum Dollar fast 13 Prozent. Am Montag ging es mit der Lira dagegen bergauf: Der Greenback fiel in der Spitze um mehr als fünf Prozent auf 2,7580 Lira und war damit so billig wie seit Ende Juli nicht mehr.
Allerdings hat der Sieg von Erdogans AKP nach Einschätzung von Experten auch Schattenseiten. Das Wahlergebnis dürfte laut Kreditanalyst Spiro die Furcht vor einem autoritäreren und nationalistischeren Staatssystem in der Türkei schüren. Es handle sich „auf trügerische Weise um einen positiven Wahlsieg“, meint Spiro. Inan Cemir, Chef-Öknom bei der Finansbank, erklärte, die AKP und vor allem Erdogan könnten sich nun dazu ermutigt fühlen, ihre kompromisslose Politik, die das Land bereits gespalten habe, fortzuführen. Dies könnte unter anderem den unerbittlichen Druck auf gegnerische Firmen und Mediengruppen beinhalten wie auch eine aggressive Außenpolitik oder die harte Haltung in dem erneut ausgebrochenen Kurden-Konflikt.
Nach mehr als elf Jahren als Regierungschef war Erdogan im vergangenen Jahr als erster vom Volk gewählter Präsident der Türkei vereidigt worden. Seitdem hat er seine Machtbefugnisse vergrößert und will diese auch in der Verfassung verankern. Kritiker unterstellten Erdogan, auf Neuwahlen hingearbeitet und deshalb den Konflikt mit den Kurden verschärft zu haben.