Türkei-Wahl - Kurdischer Dichter verließ nach AKP-Sieg das Land
Istanbul (APA/AFP) - Nach dem überraschend deutlichen Sieg der Partei von Staatschef Recep Tayyip Erdogan bei der Parlamentswahl in der Türk...
Istanbul (APA/AFP) - Nach dem überraschend deutlichen Sieg der Partei von Staatschef Recep Tayyip Erdogan bei der Parlamentswahl in der Türkei hat der kurdische Dichter und Journalist Yilmaz Odabasi das Land aus Protest verlassen. Derzeit befinde er sich in der Schweiz, teilte der 53-Jährige am Sonntagabend per Kurzbotschaftendienst Twitter mit.
Das Ergebnis der Neuwahl zum Parlament kommentierte Odabasi mit den Worten, offenbar liebe das türkische Volk seinen „Henker“. Der nach dem Militärputsch von 1980 inhaftierte und gefolterte Intellektuelle fügte hinzu, trotz allem, was ihm zugestoßen sei, habe er die Türkei bisher nicht verlassen. Aber jetzt, nach der absoluten Mehrheit für Erdogans-AKP-Partei bei der Wahl am Sonntag, sei er „weg“.
Das Staatssicherheitsgericht in Ankara hatte Odabasi im Jahr 1997 wegen „separatistischer Propaganda“ und Beleidigung des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk in seinem Gedichtband „Der Traum und das Leben“ zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt.
Erdogans seit 2002 regierende islamisch-konservative Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) verfügt durch die Neuwahl am Sonntag nun erneut über die absolute Mehrheit im Parlament. Diese war ihr zuvor bei der Wahl im Juni durch den massiven Stimmengewinn der linksliberalen, prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP) verloren gegangen.