„Spectre“

TT-Interview: Tiroler Schauspieler wird von Bond k. o. geschlagen

Harald Windisch, Jahrgang 1966, dreht zurzeit den Historien-Mehrteiler „Maximilian“. Regie führt Andreas Prochaska („Das finstere Tal“).
© Andreas Rottensteiner / TT

In „Spectre“ wird Harald Windisch von 007 ausgeknockt. Dafür darf er in Andreas Prohaskas „Maximilian“ die „coole Socke“ geben und sich einen Bubentraum erfüllen. Die TT traf den Tiroler Schauspieler zum Gespräch.

Von Joachim Leitner

Innsbruck – 80,4 Millionen US-Dollar hat „Spectre“, das 24. Abenteuer um Geheimagent James Bond, bereits eingespielt. Knapp 60 Millionen davon in Großbritannien – was dem besten britischen Kinostart aller Zeiten entspricht. Kostendeckend ist das angesichts eines Gesamtbudget von über 300 Mio. Dollar noch nicht. Aber ein Anfang. Auch Harald Windisch, der – wie berichtet – einen kurzen, aber durchaus körperintensiven Auftritt in „Spectre“ hat, hat den Film, der am 6. November in Österreichs Kinos kommt, noch nicht gesehen.

Ich kann Sie beruhigen: Wenn man genau hinschaut, erkennt man Sie im neuen Bond-Film tatsächlich..

Harald Windisch: Hab ich auch gehört (lacht).

Sind Sie gar nicht enttäuscht, dass Sie nicht länger zu sehen sind?

Windisch: Ich weiß ja, was wir gedreht haben. Die Frage war eher, welche Einstellung es in den Film schafft, ob man mich von vorne, hinten oder von der Seite sieht – oder ob man, wenn man es weiß, meine Anwesenheit eher erahnen muss. Jetzt heißt’s halt hinschauen. Was ja nicht das Schlechteste ist.

In Tirol war der Bond-Dreh streng geheim. Sie haben in London gedreht. Wie war es dort?

Windisch: Für mich war die Zeit vor dem Dreh beinahe spannender. Ich wusste, dass Regisseur Sam Mendes nach dem ersten Gespräch ziemlich angetan von mir war. Aber dann habe ich nichts mehr gehört. Erst nachdem die Einladung zur Kostümprobe kam, war mir klar: Das wird was. Dann kommen die Drehtage immer näher und man denkt sich: geil, ich drehe in London einen Bond-Film. Am Set war die Atmosphäre dann hochkonzentriert. Klar, Bond ist schon eine Riesenkiste und mitunter hatte man den Eindruck, jede Position ist vierfach besetzt. Aber Mendes hat mit seiner ruhigen Art keinen Zweifel daran gelassen, wer der Chef ist.

Glauben Sie, dass Bond Ihre weitere Karriere beeinflussen wird?

Windisch: In England ist der Auftritt in einem Bond-Film sicherlich ein Ritterschlag. In Europa ist das, glaub ich, etwas anders. „Spectre“ steht jetzt in meinem Lebenslauf. Wer weiß, ob deshalb etwas passiert, was sonst nicht passiert wäre. Mein Kollege Tristan Matthiae, der mit mir in „Spectre“ zu sehen ist, hat mir von einem Freund erzählt, der im letzten Bond-Film erschossen wurde und danach ziemlich lukrative Angebote erhalten hat. Aber das war in England. Insofern habe ich da wenig Erwartungen.

„Spectre“ könnte ihr Sprungbrett in den englischsprachigen Raum sein.

Windisch: In Österreich entstehen wirklich gute Filme. Wir müssen uns vor niemandem verstecken. Aber wenn sich die Möglichkeit bietet, ein bisschen ins internationale Geschäft hineinzuschmecken, warum nicht? Forcieren kann man das sowieso nicht.

Auch die TV-Serie „The Team“, in der Sie zuletzt zu sehen waren, war eine internationale Produktion.

Windisch: „The Team“ ist ein Beispiel dafür, dass sich in diesem Geschäft wenig planen lässt. Die Schauspielerauswahl lief über ein E-Casting. Das heißt, man bewirbt sich über ein Video. Was natürlich Fragen auf wirft: Soll ich das selbst machen? Was soll ich anziehen? Nun, die Lederjacke, die ich im Video trug, hab ich später auch in der Serie getragen. Nicht die schlechteste Wahl also. Der Clou aber war: Ich drehte mein Video während der Arbeit am Kinofilm „Vals“ im hintersten Valsertal. Auf die Tonspur haben sich, das hab ich gar nicht gemerkt. irgendwelche Kühe und Glocken geschlichen. Als ich später ans Set kam, begrüßte mich die Regisseurin mit: „Du bist also der Typ mit den Kühen.“ Hätte ich es darauf angelegt, ein besonders auffälliges Video zu machen, wäre es hundertprozentig in die Hose gegangen. Aber so war es ehrlich – und hat funktioniert..

Derzeit stehen Sie für Andreas Prochaskas TV-Mehrteiler „Maximilian“ vor Kamera. Was hat es damit auf sich?

Windisch: Es wundert mich dass dieser Stoff noch nie aufgegriffen wurde: Die Liebe zwischen Maximilian I. und Marie von Burgund, die den Aufstieg der Habsburger einleitete.

Verlangt ein historischer Stoff eine besondere Vorbereitung?

Windisch: Ich muss jetzt keine Diplomarbeit über Maximilian lesen, aber natürlich musste ich mich mit der Zeit beschäftigen, ein Gefühl dafür bekommen, was es heißt im ausgehenden Mittelalter zu leben.

Welche Rolle spielen Sie?

Windisch: Eine historisch verbürgte Figur, die im Film die dramaturgische Aufgabe hat, den von Jannis Niewöhner gespielten Maximilan auf seinem Weg nach Burgund zu begleiten. Eine coole Socke, die wenig redet, ein Kämpfer. Ein bisschen erfüllt man sich damit einen Bubentraum: Schwerter, Rüstungen, Pferde.

Wie geht es nach „Maximilian“ weiter?

Windisch: Wir drehen noch bis Ende des Jahres. Bereits davor wird im Dezember ein neuer München-Tatort ausgestrahlt, in dem ich mitspiele.

Für ihren Auftritt im ORF-Tatort „Grenzfall“ haben Sie sehr gute Kritiken gekriegt. Würde Sie der Part eines Tatort-Kommissars reizen?

Windisch: Wenn sich die Frage stellen würde müsste ich abwägen. Es wäre eine Absicherung, auch angesichts der Tiroler Mietpreise. Aber man muss vorsichtig sein. Eine aufgelegte G’schicht jedenfalls wäre es nicht. Da müsste davor geklärt werden, was für ein Typ der Kommissar sein soll, wohin sich die Geschichten entwickeln sollen. Eigentlich bin ich froh, dass ich darüber nicht nachdenken muss.