Verschwörungen und Skandale: Papst mit rauem Wind konfrontiert
Vatikanstadt (APA) - Erstmals seit dem Beginn seines Pontifikats wird Papst Franziskus mit Verschwörungstheorien konfrontiert. Konspiratione...
Vatikanstadt (APA) - Erstmals seit dem Beginn seines Pontifikats wird Papst Franziskus mit Verschwörungstheorien konfrontiert. Konspirationen und Skandale machen dem Heiligen Vater zu schaffen. Die beiden Festnahmen im Zuge einer Affäre um entwendete Dokumente sind die vorerst letzten einer Serie von Zwischenfällen, die den Papst zutiefst betrübt haben.
Dass Franziskus in der Kurie mit rauem Wind konfrontiert ist, bezeugte bereits der turbulente Verlauf der vor zehn Tagen zu Ende gegangenen Familiensynode. Ausgerechnet am Tag vor der Eröffnung der Synode am 4. Oktober sorgte das Coming-out des polnischen Theologen Krzystof Charamsa international für Aufregung. Nie zuvor in der Geschichte der katholischen Kirche hatte sich ein Geistlicher dieses Ranges zu seiner gelebten Homosexualität bekannt. Der 43-jährige polnische Pater hatte 17 Jahre im Vatikan gelebt und dort hohe und zentrale Ämter bekleidet. Nirgends prallen die kirchenpolitischen Lager so feindselig aufeinander wie beim Thema Homosexualität. Kein Wunder, dass Charamsas Outing als Provokation interpretiert wurde, um den Papst bei konservativeren Gruppen in Schwierigkeiten zu bringen.
Dass der Heilige Vater in der Kurie scharfem Widerstand ausgesetzt ist, bezeugt auch das Beschwerdeschreiben, das ihm eine Gruppe von 13 Kardinälen vorgelegt hatte, um ihrer Sorge über den Ausgang der Synode Ausdruck zu verleihen. Die Absender prangerten im Schreiben die Arbeitsmethoden der Familiensynode an, die manipuliert worden seien, um bestimmte Ergebnisse hervorzubringen.
Vier Tage vor dem Ende der Bischofssynode kam noch ein weiterer Schlag für Franziskus. Die Tageszeitung „Quotidiano Nazionale“ veröffentlichte einen Bericht, wonach beim Papst ein gutartiger Hirntumor festgestellt worden sei. Kurienmitglieder wittern ein Komplott hinter den Berichten über die angebliche Erkrankung des Papstes. Der argentinische Bischof Victor Manuel Fernandez, einer der engsten Vertrauten des Papstes, sprach von einer „Strategie der Apokalypse“ gegen Franziskus, um ihn zu diskreditieren. Dahinter stecke die offene Absicht, dem Papst zu unterstellen, dass seine geistigen Funktionen nicht in Ordnung seien, kommentierten italienische Medien.
Am Freitag wurde bekannt, dass der Computer des obersten vatikanischen Wirtschaftsprüfers Libero Milone Ziel eines Hackerangriffs gewesen sei. Zugleich kündigten zwei italienische Journalisten die Veröffentlichung von Büchern zum heiklen Thema der Geldverschwendung und Misswirtschaft im Vatikan an. Am Montag schlug die Bombe ein. Der Vatikan verlautete die Festnahme des spanischen Prälaten Lucio Angel Vallejo Balda und der 2013 vom Papst ernannten Vatikanberaterin Francesca Chaouqui. Sie sollen den Investigativ-Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi vertrauliche Dokumente über Missstände im Zusammenhang mit den vatikanischen Finanzen für ihre Bücher zugeschanzt haben.
Das Vertrauen des Papstes sei zutiefst verletzt worden, bemängelte der Vatikan. „Bücher dieser Art tragen keineswegs zur Klarheit und Wahrheit bei, sondern erzeugen Verwirrung. Man darf absolut nicht dem Irrtum aufliegen, dass dies Wege seien, um die Mission des Papstes zu unterstützen“, hieß es. Wie es jetzt weitergehen soll und vor allem, was die Ermittlungen der vatikanischen Staatsanwaltschaft ans Licht bringen werden, ist noch unklar. Offenkundig ist, dass sich Franziskus bei seinem zielstrebigen Reformwillen immer mehr vor Feinden in Acht nehmen muss.