Veruntreute Spenden und Verschwendungen: Vatikan unter Beschuss

Vatikanstadt (APA) - Riesige Reichtümer, Verschwendungen, Benefizgelder, die nicht für Arme verwendet werden, sondern auf Konten angesammelt...

Vatikanstadt (APA) - Riesige Reichtümer, Verschwendungen, Benefizgelder, die nicht für Arme verwendet werden, sondern auf Konten angesammelt oder für Ausgaben der Kurienmitglieder verschwendet werden: Der italienische Investigativ-Journalist Emiliano Fittipaldi sorgt mit seinem neuen Werk über Finanzmissstände im Vatikan für Aufregung.

„Avarizia“ (Geiz) heißt das Sachbuch des 41-jährigen Fittipaldi, Vatikan-Berichterstatter des renommierten italienischen Nachrichtenmagazins, das am Mittwoch vom Mailänder Verlag Feltrinelli veröffentlicht wird. Fittipaldi wird vom Vatikan verdächtigt, vom spanischen Prälat Lucio Angel Vallejo Balda und der 2013 vom Papst ernannten Vatikanberaterin Francesca Chaouqui, vertrauliche Dokumente zugeschanzt bekommen zu haben. Die beiden wurden am vergangenen Wochenende verhaftet.

In seinem Werk veröffentlicht Fittipaldi brisante Dokumente, die Veruntreuung von Spenden durch vatikanische Stiftungen. In Italien skandalumwitterte Unternehmen verstecken angeblich weiterhin Schwarzgelder in Millionenhöhe auf Konten der Vatikanbank IOR. Unter die Lupe nimmt Fittipaldi auch eine 2008 gegründete Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses „Bambin Gesu“, die Geld für die kleinen Patienten sammelt. Die Stiftung soll 2012 23.800 Euro ausgegeben haben, um den damaligen vatikanischen Staatssekretär Tarcisio Bertone mit einem Charterflugzeug in die Region Basilikata für „Marketingaktivitäten im Interesse des Krankenhauses“ zu fliegen, berichtete Fittipaldi.

Ein Kapitel widmet der Journalist den Renovierungsarbeiten in Bertones Wohnung im Palast San Carlo. Die Stiftung des Kinderkrankenhauses habe mit 200.000 Euro die teuren Renovierungsarbeiten finanziert. Dies wurde jedoch von Bertone heftig bestritten.

Fittipaldi beschäftigt sich auch mit dem sogenannten Peterspfennig, den Gläubige auf der ganzen Welt als Beitrag für den Papst und dessen karitative Werke zahlen. Der Peterspfennig sei in einen Fonds geflossen, der nicht in den Bilanzbüchern des Heiligen Stuhls erscheint, berichtete Fittipaldi in seinem Buch, das am Dienstag auszugsweise von der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ veröffentlicht wurde. Der Journalist zitiert auch einen Bericht des Europarats-Komitees zu Geldwäsche und Terrorfinanzierung, Moneyval, über die Verwendung des Peterspfennig. Die Vatikan-Gelder seien vor allem für die Ausgaben der Dikasterien (einzelne Ämter der römischen Kurie) und der Institutionen der römischen Kirche verwendet worden und nicht in karitative Projekte geflossen.

Fittipaldi nimmt auch die Vatikanbank IOR ins Visier. Über 100 verdächtige Konten gebe es noch in der Vatikanbank trotz Franziskus‘ Bemühungen, dort mehr Transparenz zu schaffen. Einige Konten seien auf skandalumwitterte Unternehmer zurückzuführen. Der Chef der Finanzaufsichtsbehörde AIF, Rene Brülhart, versicherte, jedoch, dass diese Konten bereits gesperrt worden seien.