Leben und Sterben eines unbeugsamen Osttirolers
Ein Vortrag in Lienz erinnert an Pater Edmund Pontiller, der während der NS-Zeit wegen seiner beharrlich-starken Haltung gewaltsam zu Tode kam.
Von Claudia Funder
Dölsach –Er hatte das menschenverachtende System der Nationalsozialisten früh durchschaut und wurde als schlichter Benediktinerpater zum „Todfeind“ dieses Schreckensregimes: Pater Edmund Pontiller.
1889 in Dölsach geboren, geriet er bereits 1933 mit der Gestapo in Konflikt – und blieb fortan im Visier. 1944 wurde der Geistliche in Ungarn festgenommen und nach Wien überstellt. Als Hauptindiz diente ein abgefangener Brief, in dem er Hitler wegen dessen Christenverfolgung als „Nero auf deutschem Thron“ bezeichnet hatte. Der berüchtigte NS-Blutrichter Roland Freisler persönlich verhängte Ende 1944 mit dem markigen Spruch „Sie müssen sterben, damit das deutsche Volk leben kann!“ in Salzburg das Todesurteil. Edmund Pontiller wurde am 9. Februar 1945 in München-Stadelheim durch das „Gerät F“ (Code für das Henkerbeil) hingerichtet.
Durch Zufall auf das Schicksal dieses Märtyrerpriesters stieß der Autor Johann Großruck, dessen zeitgeschichtliche Ambitionen durch die Berufung als Forschungsbeauftragter der Österreichischen Historikerkommission besondere Wertschätzung erfuhren. Im Rahmen seiner Doktorarbeit über das Benediktinerstift Lambach sei er auch der Geschichte Pater Edmund Pontillers begegnet, erzählt der Theologe im Gespräch mit der TT. Aus einem Kapitel für besagte Arbeit wuchs das 320 Seiten starke Buch „Pater Edmund Pontiller OSB. Ein Osttiroler Glaubenszeuge im Nationalsozialismus“, das 70 Jahre nach der Hinrichtung erschienen ist.
Um sich stimmungsmäßig der Materie zu nähern, recherchierte der Autor vor Ort. „Ich bin zunächst aufs Geratewohl nach Dölsach gefahren und hab mich in einer Pension einquartiert“, erinnert er sich an den Beginn. Fündig wurde er im Gemeinde- und Pfarrarchiv, im Rahmen vieler Gespräche und im Stift Lambach. „Ich begab mich aber auch in Wien auf Wanderschaft und klapperte die Gefängnisse ab“, erinnert sich Großruck. „Besondere Impulse empfing ich im persönlichen Gespräch mit Georg Zimmermann-Meinzingen, der als 13-Jähriger die gewaltsame Festnahme von Pater Edmund Pontiller miterlebt hatte. Dieser Augenzeuge verstarb heuer im Sommer, hatte mein Buch aber noch gelesen und mir ein sehr berührendes Feedback gegeben.“
Auf Initiative des Autors hielt Bischof Manfred Scheuer am 8. Feber einen Gedenkgottesdienst in Dölsach. Ein Teil der sterblichen Überreste des Hingerichteten fand im „Grüftl“ unter der Dölsacher Pfarrkirche seine letzte Ruhe.
Wer mehr über den Märtyrerpriester erfahren möchte: Johann Großruck hält am Dienstag, 10. November, um 19 Uhr im Bildungshaus Osttirol den Vortrag „Pater Edmund Pontiller OSB (1889–1945. Ein Osttiroler NS-Opfer unter Hitlers Henkerbeil“.