China reduziert seine Wachstumsziele bis 2020
Die Wirtschaft soll jährlich um mindestens 6,5 Prozent wachsen. Das Reich der Mitte will auch die Einkommens-Ungleichheiten in den Griff bekommen.
Peking – Chinas Präsident Xi Jingping hat ein neues Wachstumsziel ausgegeben: In den nächsten fünf Jahren soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Volksrepublik jährlich „mindestens um 6,5 Prozent“ wachsen, erklärte Xi laut Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag. Darunter dürfe das Wachstum nicht fallen, um weiterhin eine Verdopplung des BIP von 2010 bis 2020 und des Pro-Kopf-Einkommens zu gewährleisten.
Diese beiden Ziele seien bei einer Sitzung von führenden Mitgliedern der Kommunistischen Partei vergangene Woche bestätigt worden, die am nächsten Fünfjahresplan für die Jahre 2016 bis 2020 arbeiten.
Bisher galten 7,0 Prozent Wachstum als Ziel. Doch auch ein jährliches Plus von mindestens 6,5 Prozent könne dafür sorgen, die 70,17 Millionen Chinesen in ländlichen Gebieten, die im vergangenen Jahr in Armut lebten, aus dieser Lage zu befreien, zitierte Xinhua den Staatschef.
Bereits im vergangenen Jahr war das Wirtschaftswachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auf offiziell 7,3 Prozent zurückgefallen, den schwächsten Wert seit 25 Jahren. In den ersten beiden Quartalen dieses Jahr legte das BIP laut Statistikbehörde jeweils um 7,0 Prozent zu. Das von der Führung in Peking ausgegebene Ziel für das Gesamtjahr lautet „um die 7 Prozent“.
China will in den kommenden Jahren bei seiner Wirtschaftspolitik vermehrt auch auf den Arbeitsmarkt und die Einkommen der Beschäftigten achten. Dies sei wichtiger als die Frage, wie schnell die zweitgrößte Volkswirtschaft wachse, sagte der Chef der Planungsbehörde, Xu Shaoshi am Dienstag. In den nächsten fünf Jahren sei es die wichtigste Aufgabe, Einkommensungleichheiten in den Griff zu bekommen, sagte Xu. Angesichts der rapiden Industrialisierung in China hatte sich die Kluft zwischen Arm und Reich in den vergangenen Jahren stark geöffnet.
Chinas kräftiges Wirtschaftswachstum hat in den vergangenen Jahren der globalen Konjunktur zu viel Schwung verholfen. Seit einiger Zeit jedoch steckt das Land im Strukturwandel. Das Wirtschaftswachstum des Landes war im dritten Quartal erstmals seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 unter die Sieben-Prozent-Marke gefallen. Von Juli bis September legte das BIP nur um 6,9 Prozent zu. Die Regierung in Peking will die Wirtschaft stärker auf die Binnenkonjunktur ausrichten und den privaten Konsum ankurbeln. Damit nimmt der Staat weniger Wachstum in Kauf. Dieses ist derzeit so schwach wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr und hat zuletzt auch die Notenbank mit mehreren Leitzinssenkungen auf den Plan gerufen. (APA, AFP, TT.com)