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VW-Skandal: Audi weist Manipulationsvorwürfe zurück

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Das sogenannte AECD-Programm zur Motorsteuerung steht im Zentrum der neuen Vorwürfe gegen Audi, Porsche und VW.

Ingolstadt – Audi hat die Vorwürfe der US-Umweltschutzbehörde EPA zurückgewiesen, wonach der Autobauer Drei-Liter-Motoren für Abgastests manipuliert hat. „Unsere Software ist gesetzeskonform“, sagte Audi-Sprecher Udo Rügheimer der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag mit Blick auf sogenannte Auxiliary Emission Control Devices (AECD).

Das AECD-Programm zur Motorsteuerung steht im Zentrum der neuen Vorwürfe gegen Audi, Porsche und VW. Das Programm erkenne nicht, ob ein Auto auf dem Testprüfstand stehe, um dann die Emmissionsausstöße herunterzufahren, erläuterte Rügheimer. Es reagiere auf ganz unterschiedliche Situationen und passe die Motorleistung und auch den Mechanismus zur Abgasreinigung je nach Situation an.

Noch keine Gelegenheit zur Überprüfung

Derzeit wisse Audi noch nicht, wie die EPA zu den Messwerten gekommen sei. Nun müsse Audi mit den Behörden die Funktionsweise des Programms „vielschichtig durchsprechen“, sagte der Sprecher. Seit Mitte September - als die Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen bekannt wurde - habe sich aber noch „keine Gelegenheit“ zur Überprüfung des AECD-Programms ergeben.

Bei Porsche zeigt man sich überrascht, dass Sportwageschmiede von den Ermittlungen betroffen ist. Die VW-Tochter hatte erklärt, sie verbaue die betroffenen Motoren nicht und sei in den Diesel-Skandal nicht verwickelt.

Die EPA hatte Volkswagen am Montagabend vorgeworfen, auch Drei-Liter-Diesel-Motoren der Modelle VW Touareg, Porsche Cayenne sowie der Audi-Modelle A6 Quattro, A7 Quattro, A8, A8L und dem Sportgeländewagen Q5 manipuliert zu haben. Auch hier gebe es eine Software, die erkenne, ob das Fahrzeug auf dem Prüfstand stehe oder sich im Alltagsbetrieb befinde - und dementsprechend den Schadstoffausstoß reguliere.

Im Gegensatz zu den bisher betroffenen kleineren Diesel-Motoren mit einem Hubraum von 1,2 Litern, 1,6 Litern sowie zwei Litern, ist der Fall hier aber wohl anders gelagert. Es geht nicht um eine versteckte Software, sondern um ein darin enthaltenes, nicht genehmigtes AECD-Programm. Dieses diene dazu „Emissionstests zu überlisten“ und sei von VW nicht ordnungsgemäß angezeigt und durch die EPA zertifiziert worden, erklärte die US-Umweltbehörde. VW hatte die Vorwürfe bereits Montagabend dementiert. AECD dürfen von Autobauern in den USA genutzt werden, aber nur dann, wenn die Autobauer die Behörden einmal pro Jahr für jedes Modell genau darüber informieren. Sie dürfen nicht eingesetzt werden, um Abgaswerte auf dem Prüfstand zu manipulieren - genau das wirft die EPA VW und den Konzerntöchtern Audi sowie Porsche vor.

VW erklärte zu den neuen Vorwürfen, bei den Sechszylinder Diesel-Motoren mit drei Litern Hubraum sei keine Software installiert worden, um die Abgaswerte in unzulässiger Weise zu verändern. Damit steht Aussage gegen Aussage. „Wir wollen den Sachverhalt gemeinsam mit der EPA klären“, sagte ein VW-Sprecher. Offen blieb zunächst, ob Konzernchef Müller zu Gesprächen mit der Umweltbehörde in die USA reisen wird.

Die Industrie ist wegen des Abgasskandals um ihren Ruf in der Welt besorgt. „Volkswagen hat damit der deutschen Industrie einen Bärendienst erwiesen“, sagte BDI-Chef Ulrich Grillo in Berlin. Mit einer schnellen Aufarbeitung des Skandals stehe das Unternehmen auch in der Verantwortung für die ganze Industrie. Nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt der Abgasskandal bei Volkswagen das gute Image der deutschen Industrie in der Welt dagegen nicht infrage. Allerdings drängt auch sie auf eine transparente und schnelle Aufklärung.

VW-Aktien weiter auf Talfahrt

Die neuen Vorwürfe im Skandal um manipulierte Abgaswerte haben die Aktien von Volkswagen auf Talfahrt geschickt. Das Papier des Autobauers verlor am Dienstag zeitweise fünf Prozent an Wert und sackte auf 107 Euro. VW war damit größter Verlierer im Leitindex Dax. Nach Bekanntwerden der Manipulationen im September hatte die VW-Aktie ein Drittel ihres Werts eingebüßt.

Volkswagen hatte im September zugegeben, weltweit bis zu elf Millionen Diesel-Fahrzeuge mit einem Computerprogramm ausgestattet zu haben, mit dem Abgaswerte bei Tests manipuliert werden können. In den USA drohen dem Konzern deshalb Strafen von umgerechnet bis zu 16 Mrd. Euro. Betroffen von den ersten Ermittlungen sind 1,2-, 1,6- und 2-Liter-Motoren der Jahre 2009 bis 2015. Europaweit ruft Volkswagen deshalb 8,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten, allein in Deutschland sind es auf Anordnung des Kraftfahrt-Bundesamtes 2,4 Millionen. (APA, AFP)