Activision kauft „Candy Crush“-Konzern King um 5,9 Mrd. Dollar
San Francisco (APA/Reuters/AFP/dpa) - Das düstere Kriegsspiel „Call of Duty“ und das knallig bunte Süßigkeiten-Puzzle „Candy Crush“ gehören ...
San Francisco (APA/Reuters/AFP/dpa) - Das düstere Kriegsspiel „Call of Duty“ und das knallig bunte Süßigkeiten-Puzzle „Candy Crush“ gehören künftig einem Konzern. Das US-Unternehmen Activision Blizzard kauft für 5,9 Mrd. Dollar (5,35 Mrd. Euro) die britische King-Firma. Gemeinsam hätten die beiden Unternehmen mehr als eine halbe Milliarde monatliche Nutzer, sagte Activision-Chef Bobby Kotick in der Nacht zu Dienstag.
„Candy Crush“ und „Call of Duty“ könnten unterschiedlicher kaum sein. Bei „Candy Crush“ von King müssen - ähnlich wie bei Tetris - bunte Süßigkeiten passend zueinander geschoben werden. Das Spiel läuft auf dem Smartphone. „Call of Duty“ ist dagegen ein Spiel für die Konsole, und dabei eines der beliebtesten der Welt. Hierbei handelt es sich um ein klassisches Ego-Shooter-Spiel, bei dem der Spieler in eine fiktive Kriegswelt eintaucht.
Mit dem Geschäft kommen neue und alte Geschäftsmodelle der Branche zusammen. Activision Blizzard verkauft teure Konsolen-Spiele wie „Call of Duty“ oder „Skylanders“, aber auch Abos für das Online-Game „World of Warcraft“. King Digital ist einer der erfolgreichsten Anbieter von Smartphone-Spielen, die kostenlos angeboten werden. Die Nutzer werden aber animiert, für virtuelle Güter oder zusätzliche Lösungsversuche Geld zu bezahlen.
Activision Blizzard bietet mit einem Preis von 18 Dollar pro King-Aktie einen relativ moderaten Aufschlag von knapp 16 Prozent auf den Schlusskurs vom Montag. Das Geschäft steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung von Anlegern und Behörden und soll bis Frühling 2016 über die Bühne gehen.
Die US-Firma steigt mit der Übernahme im großen Stil ins stark wachsende Geschäft mit Spielen für Tablets und Smartphones ein. Activision rechnet damit, dass in diesem Bereich heuer mehr als 36 Mrd. Dollar umgesetzt werden. Analyst Piers Harding-Rolls vom Marktbeobachter IHS sagte, beide Firmen konkurrierten bisher kaum und Activision erhalte endlich Zugang zu weiblichen Spielern.
King war im März 2014 an die Börse gegangen. Die 5,9 Mrd. Dollar entsprechen einem Aufschlag von 20 Prozent auf den King-Aktienkurs von Montag. Das Unternehmen konkurriert zusammen mit dem Berliner „Diamond Dash“-Macher Wooga um die Gunst der Smartphone-Nutzer, die mal kurz in der Mittagspause oder beim Warten an der Bushaltestelle spielen wollen. Dies sind besonders häufig Frauen. Verdient wird dabei in erster Linie mit bestimmten virtuellen Gegenständen, die online erworben werden können.
King Digital hatte zuletzt mit Geschäftsrückgängen zu kämpfen, weil das Interesse der Nutzer an „Candy Crush“ nachließ und kein ähnlich erfolgreiches neues Spiel folgte. Im zweiten Quartal sank der Umsatz binnen drei Monaten um 14 Prozent auf 490 Mio. Dollar. Der Gewinn fiel im Vergleich zum ersten Vierteljahr um 27 Prozent auf 119 Mio. Dollar. Die Zahl der aktiven Nutzer ging um neun Prozent zurück - es waren aber immer noch gut 500 Millionen im Monat. Ein weiteres Problem: 7,6 Millionen Spieler gaben Geld in King-Games aus, elf Prozent weniger als drei Monate zuvor.
Auch andere Anbieter mussten schon die Erfahrung machen, dass der Erfolg eines Online-Spiels eher so etwas wie ein Lotto-Gewinn ist und sich nicht so einfach wiederholen lässt. Und auch bei einem Hit lässt die Anziehungskraft spätestens nach einigen Jahren nach und die Nutzer-Massen ziehen weiter. Der Pionier Zynga schwächelt schon seit Jahren, nachdem kein weiterer Erfolg in der Dimension von „Farmville“ gelang. Der finnische „Angry Birds“-Erfinder Rovio musste angesichts des schrumpfenden Geschäfts in mehreren Runden Stellen streichen.
Auch Activision Blizzard musste mit „Guitar Hero“ auf die harte Tour lernen, wie ein einst erfolgreiches Spiel zum Ladenhüter werden kann. Den Anbietern von Konsolen-Spielen macht die Konkurrenz der kostenlosen oder günstigen Smartphone-Games wie „Candy Crush“ zu schaffen, weil die Zeit der Nutzer begrenzt ist. Zugleich lassen sich mit Serien für eingefleischte Gamer wie „Call of Duty“ Jahr für Jahr hohe Verkaufszahlen mit immer neuen Ausgaben erzielen. Im dritten Quartal machte Activision Blizzard zuletzt 127 Mio. Dollar Gewinn bei 990 Mio. Dollar Umsatz.