Österreichpremiere „Die Trapp Familie“ - „Figuren ernst genommen“
Salzburg/Wien (APA) - Die Österreichpremiere des neuen Kinofilms „Die Trapp Familie - Ein Leben für die Musik“ stand am Dienstag im Salzburg...
Salzburg/Wien (APA) - Die Österreichpremiere des neuen Kinofilms „Die Trapp Familie - Ein Leben für die Musik“ stand am Dienstag im Salzburger Mozartkino auf dem Programm. „Ich habe die Figuren und deren Schicksale ernst genommen“, sagte Regisseur Verbong im Vorfeld vor Journalisten. Am Abend sollte er ebenso wie die Hauptdarsteller Yvonne Catterfeld, Cornelius Obonya und Eliza Bennett über den Red Carpet schreiten.
Verbong wollte die Filmfiguren so authentisch wie möglich in Szene setzen, „auch wenn wir natürlich einzelne Aspekte dramatisiert haben“, wie er betonte. „Ich habe mich gefragt, was es bedeutet, wenn eine Familie mit vielen Kindern plötzlich ihre Mutter verliert. Was bedeutet das für ein Kind? Dazu ein Mann, der eigentlich alles verliert, erst seinen Job, dann seine Frau und dann sein Vermögen. Nur eines verliert er nicht: seine Ehre.“
Im Fokus stehen der Tochter-Stiefmutter-Konflikt und auch die Repressalien durch die Nazis - die Familie lässt ihr Hab und Gut zurück und flüchtet in die USA. Aus diesem Potpourri ergibt sich für Verbong eine „hochemotionale Geschichte“. „Die wollte ich ohne jegliche Ironie erzählen. Ironie ist oft nur dazu da, um Abstand zu seinen Gefühlen zu bewahren“, so der Regisseur.
„Die Frage, was bedeutet Familie heutzutage noch als Patchwork, zusammen mit den politischen Hintergründen, die leider wieder sehr aktuell geworden sind, machte für mich so viel Sinn, dass ich den Film inszenieren wollte.“ Verbong stritt gar nicht ab, dass der Film nicht mit Emotionen geizt. „Es ist eigentlich ein Melodrama, mein Anliegen war auch Rühren und Berühren.“ Dennoch habe er die realistische Komponente nicht außer Acht gelassen und auch den politischen Hintergrund erzählt.
„Der Film ist außerdem als Weihnachtsfilm konzipiert, und wenn ich vor Weihnachten ins Kino gehe, möchte ich berührt werden.“ Der Stil der Verfilmung sei angelehnt an die 40er-Jahre-Filme von William Wyler, sagte der Regisseur. „Die Trapp Familie brauchte einen Stil, der mich auch kinematografisch an die damalige Zeit zurückversetzt.“ Dass die weiblichen Darsteller alle Dirndln tragen, sei absolut authentisch im geschichtlichen Kontext. Alle hätten damals Dirndln getragen, auch im Alltag, betonte Verbong. „Georg von Trapp wollte sogar, dass alle seine Mädels die gleichen Dirndln tragen.“ Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Film auch dem amerikanischen Publikum gefällt, der Film sei bereits nach Amerika, England und Kanada verkauft worden, erzählte er.
Die deutsche Schauspielerin Yvonne Catterfeld, die Maria von Trapp verkörpert, wollte ihre Rolle nicht so wie Julie Andrews in dem Film „The Sound of Music“ anlegen. „Schließlich drehen wir keine romantische Liebesgeschichte. Ben sagte zu mir: ‚Finde einfach deine eigene Figur und vergiss, was du gesehen hast‘.“ Eliza Bennett - die Britin spielt Agathe, die älteste Tochter von Georg von Trapp, die zunächst mit ihrer Stiefmutter nicht zurecht kommt - hat eigens Gesangsstunden genommen. „Am Set haben alle Englisch gesprochen, das war großartig, aber die Lieder musste ich auf Deutsch singen. Ich habe viel Hilfe bekommen“, freute sich die Schauspielerin und Sängerin. Dass sie ihr Kostüm, ihr Dirndl, so lieb gewonnen und dann eines mit nach Hause genommen hat, hat sie selbst überrascht.
Für den österreichischen Schauspieler Cornelius Obonya war der Drehort Salzburg nahezu ein Heimspiel. Er war im Sommer bei den Salzburger Festspielen als „Jedermann“ zu sehen und wird auch nächstes Jahr wieder diese Rolle spielen, wie er gegenüber der APA betonte. Er bezeichnete die Verkörperung des „Konrad“, eines Nazi-Anhängers in der aktuellen Verfilmung „Die Trapp Familie“ als „sehr spannende Rolle“. „Ich spiele gerne den Bösen. Konrad ist nicht der reine Böse, er lässt sich durch Unwissenheit und Angst von dem Bösen verführen und gerät in eine Gewaltspirale.“ Für ihn sei der Film „ein großes Stück Unterhaltung, es geht rein ins Gefühl“. Eine Botschaft des Film sei, „auf Verführungen zu achten, was passiert, wenn die Welt zugrunde geht“. In Salzburg zu drehen und auch die Zusammenarbeit mit Verbong „war wunderbar“, so Obonya euphorisch. „Ich mag diesen Film.“
Die weltbekannte Sopranistin Annette Dasch schlüpfte für den Film in die Rolle der ebenfalls berühmten Opernsängerin Lotte Lehmann. Sie habe es als Ehre empfunden, mitzuspielen, ließ Dasch in einer Stellungnahme ausrichten. „Es ist auch tatsächlich Lotte Lehmann, die mir von all diesen großen Sängerinnen total nahe steht.“ Gereizt habe sie an dem Projekt vor allem die Möglichkeit, „eine Geschichte zu erzählen, auch über das Dritte Reich und über eine Flucht, aber auch über Musik und die Kraft der Musik jenseits von kitschigen Musicaltönen“. Zum ersten Mal in ihrem Leben habe sie auch ein Dirndl getragen, so Dasch. „Es ist eigentlich ganz bequem. Das Gute ist, dass wir Frauen immer irgendwie gut aussehen im Dirndl.“