Taiwan - Wirtschaftlich starke Demokratie in Chinas Schatten
Taipeh/Peking (APA/dpa) - Seit dem Ende des Bürgerkrieges in China 1949 ist Taiwan ein Konfliktherd in Asien. Nach der Flucht der Truppen de...
Taipeh/Peking (APA/dpa) - Seit dem Ende des Bürgerkrieges in China 1949 ist Taiwan ein Konfliktherd in Asien. Nach der Flucht der Truppen der chinesischen Kuomintang betrachtet die kommunistische Führung die Insel bis heute als abtrünnige Provinz. Im Falle einer formellen Unabhängigkeit droht Peking mit einer gewaltsamen Rückeroberung. Die USA fühlen sich der Verteidigung der jungen Demokratie verpflichtet.
In Taiwan leben heute 23 Millionen Menschen. Die einst von portugiesischen Seefahrern Formosa („Ilha Formosa“ - schöne Insel) getaufte Insel heißt bis heute offiziell Republik China. Die Regierung in Taipeh sieht sich in der Tradition der 1911 gegründeten ersten chinesischen Republik und hält sich an deren Verfassung.
Nach der Niederlage gegen die Kommunisten proklamierte Kuomintang-Führer Chiang Kai-shek (Tschiang Kai Schek/Jiang Jieshi) Ende 1949 auf Taiwan eine provisorische Regierung. Er regierte diktatorisch und erhob bis zu seinem Tod 1975 mit US-Unterstützung Anspruch auf ganz China.
Wegen des Drucks aus Peking trauen sich heute nur wenige kleinere Staaten, Taiwan als unabhängigen Staat anzuerkennen, müssen dafür aber auf diplomatische Beziehungen zu China verzichten. Deutschland unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan, vertritt seine Interessen durch das Deutsche Institut in Taipeh.
Auch Österreich verfolgt „in Übereinstimmung mit der überwiegenden Mehrheit der Staatengemeinschaft“ die „Ein-China-Politik“. Es unterhält ebenfalls keine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan, ist aber durch ein „Österreich-Büro“ in Taipeh vertreten.
Bis 1987 wurde die Insel unter Kriegsrecht regiert. In den 1990er Jahren begann die Demokratisierung. Mit der Wahl 2000 gab es den ersten Regierungswechsel von der Kuomintang zur Fortschrittspartei (DPP). Mit seinen Unabhängigkeitsbestrebungen steuerte DPP-Präsident Chen Shui-bian acht Jahre auf Konfrontationskurs zu Peking.
Seit 2008 verfolgt Präsident Ma Ying-jeou von der Kuomintang die Annäherung. Ein Rahmenabkommen schuf 2010 die Grundlage für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und den Abbau von Zöllen. Seit wenigen Jahren gibt es direkte Flugverbindungen. Die Spannungen sind deutlich zurückgegangen. China ist Taiwans größter Handelspartner. Umgekehrt ist Taiwan in China einer der größten Investoren.