Katastrophenstimmung zum Klingen bringen
Die satirische Oper „Whatever Works“ trägt die Handschrift der Südtirolerin Manuela Kerer und des Wahl-Hallers Arturo Fuentes.
Innsbruck –Manuela Kerer ist Komponistin. Komisch. Komponisten sind doch männlich, haben graue Haare, einen Bart und sind tot. So lauten zumindest die gängigen Vorurteile, die auftauchen, wenn es um die Schöpfer musikalischer Werke geht. Im Rahmen des Jugendprojekts „Camerata Young“ sollen diese Klischees nun aus dem Weg geräumt werden: Gemeinsam mit einem Schauspieler und dem Orchester Camerata Salzburg tourt die 35-jährige Südtirolerin derzeit durch Salzburger Schulen, um dort den Beweis anzutreten, dass es auf dieser Welt auch weibliche, bartlose, lebende Komponistinnen gibt. „Ich bin seit jeher mit diesen Fehlmeinungen konfrontiert und froh, dass ich endlich mit ihnen aufräumen kann“, erklärt Kerer im TT-Gespräch. Kaum ist das geklärt, geht’s weiter zum nächsten Projekt.
Salzburg ist nämlich nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Wien, wo am Samstag die satirische Oper „Whatever Works“ im Rabenhof Premiere hat – als einer von mehr als 50 Programmpunkten von „Wien Modern“, Österreichs größtem Festival für zeitgenössische Musik (siehe Kasten). Das Libretto stammt von Dimitré Dinev, die Idee dazu lieferte Regisseur Michael Scheidl, dem es ein Anliegen war zu zeigen, wie rasch ein guter Vorsatz zum Desaster verkommen kann. Inhaltlich geht’s um zwei mächtige Politikerinnen, die – auch aus PR-Zwecken – Hilfsgüter in die Dritte Welt schicken wollen. Und zwar mit Limousinen, die aus Spargründen allerdings durch Kleinwagen ersetzt werden, die wiederum vom Sohn des Premierministers stammen – eine Hand wäscht die andere. Um die gute Sache geht’s am Ende nicht mehr, die ursprüngliche Katastrophenhilfe mutiert zum Karrieremotor, der nur den Reichen hilft.
Musikalisch trägt „Whatever Works“ nicht nur die Handschrift von Manuela Kerer – auch Arturo Fuentes, Wahl-Haller mit mexikanischen Wurzeln, zeichnet für die Komposition verantwortlich. Aber kommen sich zwei kreative Geister bei der Arbeit da nicht in die Quere? Kerer winkt ab: „Nicht, wenn man ein gutes Konzept hat. Und das hatten wir: In der Oper werden ja zwei Welten gezeigt, also ist es auch stimmig, wenn diese von zwei Komponisten verhandelt werden. Während ich mich um die normale Welt gekümmert habe, hatte Arturo die Welt der Mächtigen im Fokus.“
Während Kerers Sound-Universum unverstärkt und – wie sie sagt – „nackt“ des Weges kommt, setzt Fuentes – passend zum getunten Machtkosmos – bei seinem Teil auf Elektronik und Verstärker. „Für mich ist das eine große künstlerische Herausforderung: Denn gegen einen Verstärker muss man ja erst einmal ankommen“, sagt Kerer – und outet sich als „Egoistin“. Denn: „Ich will schon, dass hier auch meine Arbeit präsentiert wird.“ Übrigens: Am 2. und 3. April wird „Whatever Works“ dann am Stadttheater Bozen gezeigt. Termine in Nordtirol gibt’s noch keine. Kerer: „Aber wir freuen uns über weitere Engagements.“ (fach)