Einkommensschere

Ungleiche Einkommen: „Vermögen und Bildung wird vererbt“

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© thomas boehm

Die Wirtschaftsflaute vergrößert die Einkommensschere. Ökonomen fordern deshalb die frühzeitige Bekämpfung von Ungleichheit - und zwar schon in der Vorschule. Außerdem sollte die Erwerbsquote von Frauen erhöht werden.

Wien — Die Kluft zwischen hohen und niedrigen Einkommen hat sich in den vergangenen Jahren weiter vergrößert — auch in Österreich. Grund dafür ist die lahmende Konjunktur. Ökonomen fordern deshalb die frühzeitige Bekämpfung von ungleichen Einkommen. „Wir haben seit acht Jahren kein Wachstum. Eine Erholung zeichnet sich zwar ab, aber sie ist zu gering um die Arbeitslosigkeit zu senken“, sagte Wifo-Chef Karl Aiginger im Rahmen der „Sozialstaatsenquete“ vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger am Mittwoch. Daher sollte sich Europa auf seine Stärken konzentrieren und eines dieser Stärken sei das Sozialsystem, so Aiginger. Gefährliche Schwächen dieses Sozialsystems seien aber noch immer ungelöst: Etwa, dass Bildung und Vermögen weiterhin vererbt werden oder, dass Einkommen und Lebenserwartung zusammenhängen.

Laut Studien sei die Lebenserwartung bei den Geringgebildeten im Schnitt um vier Jahre niedriger als bei jenen Personen mit der höchsten Ausbildung, so Aiginger. Die Ungleichheit bei den Einkommen sollte man nicht erst nach deren Entstehen, sondern schon davor ausgleichen — und zwar schon im Vorschulatler, erklärte der Wifo-Chef.

Für OECD-Ökonom Michael Förster würden hohe Einkommen vom Wirtschaftswachstum überdurchschnittlich profitieren, Geringverdiener hingegen würden auf der Strecke bleiben. Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen in Österreich sei höher als in den meisten OECD-Staaten. Als Maßnahmen schlägt auch Förster vor, in die Ausbildung — vor allem im Vorschulalter — zu investieren, und eine aktive Arbeitsmarktpolitik zu betreiben. Außerdem müssten mehr Maßnahmen zur Integration von Frauen ins Erwerbsleben gesetzt werden. Als Beispiel nannte er einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen in Richtung ganztägiger Angebote, um einerseits die soziale Segregation zu bekämpfen und andererseits auch den Frauen die Möglichkeit zu geben, rasch wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Generell plädierte er dafür, bei Familienleistungen verstärkt auf Sach- statt auf Geldleistungen zu setzen.

Der Ökonom Viktor Steiner sieht Reformbedarf beider Pensionsversicherung. Für ihn gehören die Pensionen stärker an die individuellen Beiträge angepasst und bei vorzeitigem Ruhestand sollten die Pensionsabschläge erhöht werden. Außerdem sollte das Pensionszugangsalter an die Lebenserwartung angepasst werden, so Steiner. (sas, APA)