Bildungsreform: Grüne stellen Bedingungen für Zustimmung

Wien (APA) - Die Grünen stellen Bedingungen für eine Zustimmung zur Bildungsreform. Zentral dafür sei eine Ermöglichung von Modellregionen z...

Wien (APA) - Die Grünen stellen Bedingungen für eine Zustimmung zur Bildungsreform. Zentral dafür sei eine Ermöglichung von Modellregionen zur gemeinsamen Schule, ein Ausbau ganztägiger, vor allem verschränkter Schulformen, eine Entparteipolitisierung der Schulverwaltung und eine Verbesserung der Elementarpädagogik, so Grünen-Chefin Eva Glawischnig und Bildungssprecher Harald Walser bei einer Pressekonferenz.

Für die Umsetzung zahlreicher Punkte einer Bildungsreform ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Nationalrat erforderlich. Für diese kämen nur die Grünen infrage, ist Glawischnig überzeugt. Die FPÖ hätte sich mit „Retro-Vorstellungen“ wie Deutsch-Pflicht auch in den Schulpausen dafür disqualifiziert. Dazu gab es noch ein Angebot: Sollte die Regierung den Vorstellungen der Grünen entgegenkommen, wären diese auch bereit, die Zwei-Drittel-Erfordernis für Materien wie Schulorganisation oder Schulverwaltung abzuschaffen (was selbst wiederum einer Zwei-Drittel-Mehrheit bedürfte, Anm.).

Hoffnung gibt Walser der im Frühjahr präsentierte Zwischenbericht einer Arbeitsgruppe der Reformkommission unter dem Titel „Freiraum Schule“. „Da steht viel drinnen, wo wir mit könnten.“

Der Zwischenbericht enthält zahlreiche Punkte, die auch in einem vom Ö1-“Morgenjournal“ am Mittwoch zitierten Verhandlungspapier der Reformkommission vorkommen: Unter anderem soll die Lehrerauswahl bei Neuanstellungen künftig im Einvernehmen mit der Schulleitung erfolgen, Schulen sollen ein Sachaufwandsbudget erhalten und ihre Öffnungszeiten zwischen sieben und 18 Uhr selbst festlegen können. Außerdem sollen mehrere Standorte von einem Direktor geleitet werden können. Generell sollen die Schulen mehr Autonomie erhalten.

„Ganz zentral“ ist für die Grünen die Ermöglichung von Modellregionen zur gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen und die Vorgabe von Eckpunkten dafür. Diesen sollten sich die interessierten Länder - Walser erwartet hier neben Tirol und Vorarlberg auch noch Wien und die Steiermark - anschließen können. „Das ist besser, als auf die Begehrlichkeiten aus den einzelnen Ländern zu warten, weil es sonst sehr unterschiedliche Ausformungen geben könnte.“

Bei der Elementarpädagogik erwarten sich die Grünen die Vorgabe von Qualitätskriterien wie Gruppengrößen sowie pädagogische Konzepte. Außerdem müsse die Ausbildung auf Hochschulniveau angehoben und die Besoldung angehoben werden.

Bei der Ganztagsschule vermissen die Grünen nach wie vor ein pädagogisches Konzept: Sie sprechen sich klar für die verschränkte Form mit einem Wechsel aus Unterricht, Frei- und Lernzeit aus. Künftige Bundesförderungen sollten künftig nur dann vergeben werden, wenn gewährleistet sei, dass ein entsprechendes pädagogisches Konzept vorhanden ist, so Walser.

Bei der Schulverwaltung will er klare Strukturen. Derzeit mischten neben Ländern und Gemeinden auf Bundesseite neben dem Bildungs- auch noch das Landwirtschaftsministerium mit. Künftig müsse der Bund klar alle gesetzgebenden Kompetenzen in seiner Hand haben und die Verwaltung dezentral erfolgen. Die Parteien müssten raus aus der Schulverwaltung - „dass der Landesschulrat von den Landtagsparteien beschickt wird, ist ein absolutes No-Go“, so Glawischnig.

Das Team Stronach will die Politik ebenfalls aus der Schule draußenhaben. Die Pläne zu einer Bestellung der Direktoren auf Zeit samt Möglichkeit zur vorzeitigen Abberufung mache die Schulleiter aber „nur noch abhängiger von proporzbesetzen Landesschulräten bzw. vom Unterrichtsministerium“, hieß es in einer Aussendung.

~ WEB http://www.gruene.at ~ APA222 2015-11-04/11:29