Prozess um Betrug unter Häftlingen in Stein endete mit Freispruch
Krems (APA) - Mit einem rechtskräftigen Freispruch für Mutter und Sohn hat am Landesgericht Krems am Mittwoch ein Betrugsprozess geendet. Be...
Krems (APA) - Mit einem rechtskräftigen Freispruch für Mutter und Sohn hat am Landesgericht Krems am Mittwoch ein Betrugsprozess geendet. Beide Angeklagten hatten sich eingangs nicht schuldig bekannt. Die Richterin sah dann in ihrer Urteilsbegründung auch keine Beweise für die von der Staatsanwaltschaft Wien vorgeworfene Beteiligung daran, dass ein Mithäftling des 27-Jährigen übers Ohr gehaut worden war.
Wie Verteidiger Nikolaus Rast ausführte, hatte sein - wegen Mordes an seiner Ex-Freundin 2010 in Wien-Hietzing zu lebenslanger Haft verurteilter - Mandant in der Justizanstalt Stein bei seinem Zellengenossen Schutz gesucht und sich mit dem Tunesier angefreundet. Dieser wollte seine Strafe in seinem Heimatland absitzen, Philipp K. sollte ihm aufgrund der Kontakte seiner Mutter zu einer rascheren Verlegung verhelfen.
Tatsächlich Geld für gefälschte Papiere hat allerdings ein Bekannter kassiert, den die Mutter des 27-Jährigen kontaktiert hatte. Der - mittlerweile ebenfalls inhaftierte - „Vermittler“ (68) räumte im Zeugenstand auch ein, zusammen mit „Partnern in Rumänien“ mehrere tausend Euro von der Familie des Tunesiers bekommen zu haben. Die Überweisungen via Western Union gingen an diverse Namen. „Ich war ja auf der Flucht“, sagte er. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien gegen ihn wurden laut der Richterin in diesem Zusammenhang vorläufig eingestellt.
Ende März 2012 hatte der 27-Jährige den Tunesier im Gefängnis kennengelernt. „Mein Leben stand auf dem Kopf“, sagte der Angeklagte. Er sei bedroht worden, habe Halt gesucht - zwischenzeitlich auch in der Zuwendung zum Islam. Er habe dem Mithäftling aber nichts versprochen, ihm nur am Computer geholfen und auch seine Mutter angerufen. Die Frau nannte den Namen eines Anwalts und wandte sich mit dem Anliegen an den ihr bekannten Kaffeehausbesitzer. Mehr wusste sie zu der Causa nicht mehr, weil es ihr damals nicht wichtig schien.
Ein in Deutschland lebender Verwandter des Tunesiers bestätigte, dass die Familie Geld gesammelt hatte, um eine Verlegung nach Tunesien zu erreichen. Der 50-Jährige hatte sich einmal mit dem Kaffeehausbesitzer in Wien getroffen und ihm Geld gegeben. In der Folge erhielt er eines der versprochenen notwendigen „Dokumente“ gefaxt - das Formular habe er aus dem Internet heruntergeladen, sagte der 68-Jährige.
Der nach wie vor in Österreich einsitzende Tunesier (33) blieb in der Verhandlung dabei, dass seine Familie an Philipp K. und dessen Mutter gezahlt hätte. Nach seinen Angaben seien 20.000 Euro geflossen. Warum er erst Jahre später Anzeige erstattete, begründete er damit, von K. „hingehalten“ worden zu sein.