Neuer Vatileaks-Skandal: Nuzzi warnt vor Widerstand der Papst-Feinde

Vatikanstadt (APA) - Der italienische Journalist und Bestseller-Autor Gianluig Nuzzi hat sich wegen der scharfen Widerstände im Vatikan beso...

Vatikanstadt (APA) - Der italienische Journalist und Bestseller-Autor Gianluig Nuzzi hat sich wegen der scharfen Widerstände im Vatikan besorgt gezeigt, mit denen Papst Franziskus bei seinen Bemühungen um mehr Transparenz in den kirchlichen Finanzen konfrontiert ist. Die „sanfte Revolution“, die der Papst durchzusetzen versuche, sei von zähen Machtkämpfen in der Kurie stark gebremst.

Ausführlich berichtete der Bestseller-Autor über den Gegenwind, mit dem die vom Papst eingesetzte Kommission bei der Sammlung von Dokumenten zur Beleuchtung der finanziellen Missstände im Vatikan konfrontiert ist. Diese Opposition sei der Versuch, den von Franziskus eingeleiteten Reformprozess zu stoppen.

Als Zeichen der Aggressivität, aber auch der Schwäche der Papst-Feinde in der Kurie führte Nuzzi die Veröffentlichung offenkundig falscher Informationen über die Gesundheit des Papstes an, etwa jene, dass der Heilige Vater an einem Hirntumor leide. „Das ist ein hinterhältiger Versuch, um einen Priester, der vom Ende der Welt kommt, zu delegitimieren. Das bezeugt die Schwäche derjenigen, die den Papst nicht lieben“, meinte Nuzzi bei der Vorstellung seines Buches „Alles muss ans Licht kommen“ in Rom.

Der Autor erklärte, er habe das Buch absichtlich nicht während der vor zweieinhalb Wochen zu Ende gegangenen Familiensynode veröffentlicht, um keinen Anlass zu „Instrumentalisierungen“ zu geben. Als Journalist habe er jedoch die Pflicht, noch nicht bekannte Informationen zu verbreiten, die für die Gläubigen auf der ganzen Welt relevant seien. Der Vatikan habe bisher nicht versucht, die Veröffentlichung seines Buches zu stoppen. Dabei sei der Heilige Stuhl schon seit Monaten über seine Pläne informiert gewesen. Von der Vatikanbank IOR habe er sogar das Angebot erhalten, ihm Informationen und Dokumente zu liefern.

Nuzzi kritisierte die Festnahme des spanischen Prälaten Lucio Angel Vallejo Balda und der PR-Agentin Francesca Chaouqui wegen des Vorwurfs, ihm vertrauliche Dokumente zugeschanzt zu haben. Die Reaktion des Vatikan auf sein Buch bezeichnete Nuzzi als „abnorm“. Vallejo Balda nannte der Journalist als eine vertrauenswürdige Person. Schließlich sei er vom Papst als einziger geistlicher Koordinator in der Kommission zur Prüfung der vatikanischen Finanzen gehievt worden. Und Nuzzi dementierte, dass Vallejo Balda ihm die Dokumente aus Rache dafür zugeschanzt habe, dass ihn der Papst im Juni nicht zum Generalprüfer der vatikanischen Finanzen ernannt und ihm den italienischen Laien Libero Milone vogezogen hatte. „Die Hypothese, dass jemand einen derartigen Skandal auslöst, nur weil er kein Amt erhalten hat, ist einfach banal“, kritisierte Nuzzi.

Der Bestseller-Autor äußerte die Hoffnung, dass Franziskus seinen Reformkurs fortsetzen könne. „Mein Buch ist jedoch weder für noch gegen den Papst, denn wer informiert, ist weder für noch gegen jemanden. Es ist auch nicht meine Aufgabe, dem Papst Ratschläge zu geben“, sagte Nuzzi.