Flüchtlinge - Syrischer Patriarch kritisiert Einladung Deutschlands
Frankfurt (APA) - Der syrische griechisch-katholische (melkitische) Patriarch Gregorios III. Laham hat Vorbehalte gegen die große Aufnahmebe...
Frankfurt (APA) - Der syrische griechisch-katholische (melkitische) Patriarch Gregorios III. Laham hat Vorbehalte gegen die große Aufnahmebereitschaft Deutschlands geäußert. Er sei „froh über die Aufnahme, aber traurig über die Einladung“, so Gregorius, der sich im syrischen Bürgerkrieg auf die Seite des Regimes von Bashar al-Assad gestellt hat, laut Kathpress am Mittwoch in Frankfurt.
Die Bereitwilligkeit der deutschen Regierung, Kriegsflüchtlingen aus Syrien Schutz zu gewähren, werde dort „so verstanden, als wolle Deutschland soundsoviele Leute haben“. Gewiss sei Angst ein Fluchtmotiv, aber diese Angst werde vom „Islamischen Staat“ (IS) bewusst geschürt, so der Geistliche. Andere Gründe für die Abwanderung aus Syrien seien „Hoffnung auf besseres Leben und eine bessere Zukunft“ wie auch „Lust auf Abenteuer“, so Gregorios III. Die Ausreisewelle verglich er mit einer „Epidemie“. Der Patriarch, der in Damaskus residiert, besuchte Frankfurt anlässlich der Weihe der byzantinischen Kapelle in der Jesuitenhochschule St. Georgen.
Dass die Menschen aus den Regierungsgebieten flüchteten, sei „nicht wahr“. Im Gegenteil suchten viele Binnenvertriebene Schutz an Orten, die unter der Kontrolle von Präsident al-Assad stünden. „Sicherheit ist da, wo die Regierung ist“, sagte der Patriarch. Den Syrienkonflikt beschrieb der Patriarch als von unterschiedlichen Interessen gesteuert. Die „sogenannte Opposition“ sei „bezahlt“, Demonstrationen „gekauft“. Auch Mitarbeiter internationaler humanitärer Organisationen würden hoch bezahlt, so das Kirchenoberhaupt.
Machthaber Assad ist aus Sicht von Gregorios Opfer gezielter Diffamierung. In den westlichen Medien herrschten „Manipulation, Ignoranz, der Wille, über das Schlechte zu informieren“, sagte er und machte unter anderen sogar den seit über zwei Jahren verschleppten Jesuitenpater Paolo Dall‘Oglio für das negative Syrienbild verantwortlich. Dieser habe als „ein einzelner Priester“ und Leiter eines staatlich unterstützten Klosters systematisch schlecht über die Regierung Assad geredet. Der italienische Jesuit hatte sich seit über 30 Jahren in Syrien für den Dialog zwischen Christen und Muslimen eingesetzt. Im Juli 2013 wurde Dall ?Oglio in Raqqa verschleppt und soll sich in der Gewalt von Jihadisten befinden.
Der melkitische Patriarch lobte die unter Assad gewährte Religionsfreiheit, die größer als in den meisten anderen Ländern des Nahen Ostens sei. Abgesehen vom Libanon sei Syrien das einzige Land in der Region, in dem der Islam nicht Staatsreligion sei. Er selbst könne die negative Sicht Assads nicht teilen, sagte Gregorios. In persönlichen Begegnungen erscheine der Präsident kultiviert, voller Anteilnahme und Respekt gegenüber der christlichen Religion. „Ich weiß nicht, was die Leute gegen ihn haben“, so der Patriarch wörtlich.