Ein Lehrling zum Abheben
Österreichischer Vizemeister im Modellflug, Landessieger beim Lehrlingswettbewerb: Auch wenn er gerne am Boden bleibt, überrascht Manuel Rinnerthaler alle mit seinen Höhenflügen. Dabei ist der Götzner erst 17 Jahre alt.
Von Michaela Spirk-Paulmichl
Götzens, Innsbruck –Mit sechs steuerte Manuel Rinner- thaler sein erstes Modellflugzeug. Mit neun nahm er an seinem ersten Wettbewerb teil, den er gleich gewann – als Jüngster in der Gruppe. Die Ältesten waren schon 18. „Ich hab mich volle gefreut!“, erinnert er sich. Auch als er sechsmal Tiroler Jugendmeister und zweimal Tiroler Meister im Modellflug wurde, freute er sich – und noch mehr, dass er sich mit 16 Jahren österreichischer Vizemeister nennen durfte. Inzwischen, als 17-Jähriger, auf den Landessieg mit Höchstpunktezahl beim Tiroler Lehrlingswettbewerb angesprochen, meint er wieder – nicht ohne auf die Unterstützung durch seine Ausbilder in der ÖBB-Lehrwerkstätte hinzuweisen: „Es hat mich gefreut, dass ich es geschafft habe.“ Und diese innere Freude, die sieht man ihm auch an. Das freundliche Lächeln wird dann noch etwas breiter und die Augen hinter der Brille leuchten.
Dass seine Ausbilder das junge Talent in den höchsten Tönen loben, ist da kein Wunder. Und dass sie immer wieder seine Bescheidenheit erwähnen, wohl auch nicht. Wenn sie etwa erzählen, er würde anderen Lehrlingen beim Lernen helfen, antwortet der 17-Jährige: „Wir haben alle gemeinsam geübt.“ Und er freue sich über die Erfolge der anderen: „Viele ÖBB-Lehrlinge haben ein Abzeichen erhalten.“ So ist das mit Manuel.
Der junge Bursch in der blauen Latzhose geht so freundlich und aufmerksam auf andere zu, wie man es sich oft wünscht, aber nicht erwartet. Ruhig, kompetent – und zum Glück sehr geduldig – spricht er über seine Ausbildung. So, dass es selbst die größten technischen Dilettanten verstehen können. Ob für Motor, Steuerungen, Signale, Klimaanlage oder zum Öffnen der Zugtüren: Immer wird Strom benötigt. Ohne ausgebildete Eisenbahnbetriebsanlagenelektrotechniker – wie es sein berufliches Ziel ist – geht jedenfalls gar nichts, und das gefällt dem 17-Jährigen, der gerade sein drittes Lehrjahr absolviert, sichtlich. Auch wenn er als Kind mit Spielzeugeisenbahnen durch die Zimmer fuhr, so gefällt es ihm doch besser, an ihnen herumzubasteln.
„Es wäre cool, das auch einmal bei größeren Zügen versuchen zu dürfen.“ Deren Innenleben – „alles Technische“ – interessiert ihn mehr, als Lokführer zu werden, ein Kindheitstraum ganzer Generationen kleiner Buben. Im Labor für ÖBB-Lehrlinge in Innsbruck hantiert er an Schalt- und Verteilerkästen, baut elektronische Schaltungen auf und misst Spannungen. Die Lehrwerkstatt wurde vor 75 Jahren gegründet, über 1800 Lehrlinge wurden dort bereits ausgebildet. Derzeit sind es 126 Mädchen und Burschen, die fünf verschiedene Berufe erlernen. Die Ausbilder wie Wolfgang Zangerl und Thomas Degenhart sind sehr stolz auf den erfolgreichen Nachwuchs und auf Lehrlinge, die bei allem, was sie tun, voll dabei sind: „Es gibt auch andere, die mit ihrer Zeit weniger anzufangen wissen“, sagt Degenhart. Schön, auf einen Menschen – einen jungen Menschen – zu treffen, der das, was er tut, so gerne ausübt.
„Wir suchen immer Nachwuchs“, verweist ÖBB-Sprecher Hans Kapferer auf den nächsten „Tag der offenen Tür“ in der ÖBB-Lehrwerkstätte Innsbruck Wiltenberg im Jänner – für junge Leute „die“ Gelegenheit zum „Hineinschnuppern“.
Bei der Ausbildung sind es die Schaltkästen, die Drähte und Knöpfe, die Manuel faszinieren. Da bleibt er gerne am Boden oder – das passt besser – läuft für ihn alles „auf Schiene“. In der Freizeit aber geht es in die Luft. Wenn möglich, steht er mit der Fernsteuerung in der Hand dreimal pro Woche auf den Flugplätzen des TMC (Tiroler Modellbauclub) und des Modellfliegerclubs MFC Wörgl/Kundl. Rund 30 Stunden verbringt er daheim in der Werkstatt. 50 Modelle haben sein Papa Gernot und er schon gebaut. Wer etwa das originalgetreu nachgebaute Segelflugzeug mit einer Flügelspannweite von sechs Metern und 21 Kilo Gewicht sieht, wird danach nicht mehr von Spielerei sprechen. Den Titel österreichischer Meister verdiente sich Manuel mit einem Flug mit präzise durchgeführten Figuren und einer punktgenauen Landung auf einem Feld von nur zehn mal zehn Metern Größe. Dazu braucht es einen hochkonzentrierten Piloten mit ruhiger Hand und sehr viel Feingefühl. Nur ein Fehler, und schon kann sich das teure Fluggerät in den Boden bohren. „Da geht es um Millisekunden!“
In dieser Woche werden bei den Lehrlingswettbewerb-Abschlussfeiern für Innsbruck und Innsbruck-Land die Abzeichen verliehen. Wer weiß, was Manuel Rinnerthaler danach noch alles gelingt. Sein berufliches Ziel hat er jedenfalls immer vor Augen: bei den ÖBB mit Zügen arbeiten. „Es steht noch nicht fest, ob ich übernommen werd’ “, sagt er. „Aber ich würd’ mich sehr freuen.“