Farbenfrohe Wüstenblumen: Calexico begeisterten in Wien ihre Fans
Wien (APA) - Gute Geschichtenerzähler finden immer ihr Publikum. Und je überzeugender sie sind, desto größer und diverser die Anhängerschaft...
Wien (APA) - Gute Geschichtenerzähler finden immer ihr Publikum. Und je überzeugender sie sind, desto größer und diverser die Anhängerschaft. Seit Jahren verbindet die US-Band Calexico Tex-Mex, Americana, Folk und Indie zu einer eingängigen, mehr als gehaltvollen Melange. Wirklich ungezügelt wird dieses Gemisch vor allem im Live-Genuss, wie man gestern, Mittwoch, im Wiener Museumsquartier erleben durfte.
Denn wo einen Tag vor dem Winter Opening feurige Rhythmen zu nachdenklicher Melancholie gestellt wurde, gab sich allen voran Bandkopf Joey Burns als Unterhalter mit Witz und Augenzwinkern. Sind schon die Songs der Gruppe, die Mitte der 90er-Jahre aus den großen Wüsten-Pionieren Giant Sand hervorging, kleine, eindringliche Erzählungen über Weggang und Suche, über Migration und verlorene Liebe, so setzt der Sänger und Gitarrist dem auf der Bühne nochmals die Krone auf. „Immer wieder schön bei euch“, war da nur eines von vielen Komplimenten an das Publikum.
Wirklich angetan hatte es dem Musiker hingegen die kleine Viktoria, mit ihren Eltern ganz weit vorne platziert, die er früh erspähte und immer wieder ansprach. Zwischen neuen, teils recht geradlinigen Stücken wie „Falling From The Sky“ vom aktuellen Album „Edge Of The Sun“ und älteren Songs wie „Roka (Danza De La Muerte)“, die stärker mit traditionellen mexikanischen Elementen arbeiteten, erfuhr man dann auch einiges über Burns‘ eigene Kindheit. „Mein erstes Konzert war Kiss, als ich in der fünften Klasse war. Überall brachen Faustkämpfe aus, lauter langhaarige Typen ohne T-Shirts - es war wunderbar“, grinste er.
Und obwohl sich der Sänger und seine sechs Kollegen - darunter ein zwar zurückhaltend agierender, dabei aber nicht weniger groß aufspielender John Convertino an den Drums - neben ausführlicher Publikumsinteraktion von Anfang an auch musikalisch wirklich ins Zeug legten, dauerte es eine Weile, bis die dann hörbar gut geölte Calexico-Maschine Fahrt aufnahm. Zu zerfahren, zu zusammenhangslos wirkte dafür der Beginn, der zwar Humoristisches bot, aber aus dem Setting noch nicht vollends schöpfen konnte.
Das war dann spätesten bei der Desert-Rock-Großtat „World Undone“ der Fall: Fragil begann dieser Song, dessen Atmosphäre zunächst nur von Burns‘ runtergeschraubtem Gesang und der Gitarrenbegleitung lebte, bevor sich die Soundwände sukzessive auftürmten und schlussendlich über die Halle hereinbrachen. Dazu wurde deutlich, dass es keine großen Projektionen oder sonstigen, visuellen Kinkerlitzchen braucht, um Stimmung zu erzeugen. Das ans Albumcover angelehnte Backdrop sowie eine ungemein ausgeklügelte Lichtshow waren dafür völlig ausreichend.
So gab es dann auch kein Halten mehr, als die guatemaltekische Sängerin Gaby Moreno, die schon im Vorprogramm zu begeistern wusste, sich etwa für „Moon Never Rises“ oder „Miles From The Sea“ zur Band gesellte. Ihr helles, dabei kraftvolles Timbre harmonierte hervorragend mit Burns‘ geerdeter Stimme. Das Love-Cover „Alone Again Or“ und „Crystal Frontier“ sollten das reguläre Set beschließen, bevor zwei Zugabenblöcke später dann wirklich - und zum Bedauern vieler - Schluss war.
Es ist beinahe ein Phänomen, wie Burns, Convertino und Co nun seit knapp zwei Jahrzehnten ihrem Sound treu bleiben, dennoch neue Wege einschlagen und ihre Fans hin zur Sonne führen. Auf Calexico können sich Jung und Alt einigen, wie auch in der Halle E des Museumsquartiers deutlich wurde. Da sprießen selbst im herannahenden Winter noch die schönsten, farbenfrohen Wüstenblumen.
(S E R V I C E - www.casadecalexico.com)