Flussblindheit 2 - Lymphatische Filiarose als zweites Ziel
Haarlem/Wien (APA) - Die Aktivitäten stellen sich bisher in Lateinamerika wegen der besser überschaubaren Regionen mit Verbreitung der Oncho...
Haarlem/Wien (APA) - Die Aktivitäten stellen sich bisher in Lateinamerika wegen der besser überschaubaren Regionen mit Verbreitung der Onchozerkose einfacher dar. Programmchef Adrian Hopkins sagte am Mittwoch in Haarlem zu den Resultaten: „In Lateinamerika sind wir erfolgreich. Dort gibt es nur noch das Gebiet mit über die Grenzen von Brasilien und Venezuela hin und her wandernden Menschen.“
Schwieriger ist es in Afrika. Der Experte berichtete: „Da rechnen wir (ein Programm zur Bekämpfung der Onchozerkose mit neun Staaten existiert dort schon seit 1995; Anm.) mit 16 bis 17 Jahren notwendiger Arbeit. Aber wir wollen dort die Onchozerkose-Fälle bis 2020 um 80 Prozent reduziert haben. Dann kann der Rest erfolgen. Zum Ende solcher Kampagnen gibt es immer wieder Schwierigkeiten.“
Dort, wo das Programm funktioniert, bedeuten die Aktivitäten eine riesengroße Veränderung zu einem gesünderen und von Invalidität freieren Leben. Hopkins sagte: „1988 hatten wir erstmals Ivermectin zur Verfügung. In einer Ortschaft wie Awadi im Sudan waren dort von 5.000 Einwohnern rund 800 bereits blind. In manchen Regionen Zentralafrikas waren 50 Prozent der Erwachsenen durch Onchozerkose erblindet. Mir haben mittlerweile Betroffene berichtet, dass man dort oft keine Blinden mehr hat.“
Bisher hat der US-Pharmkonzern MSD mehr als neun Milliarden US-Dollar in das Projekt investiert. Das bedeutete mehr als eine Milliarde Behandlungseinheiten. Derzeit hält man in Harleem bei einer Produktion von jährlich rund 850 Millionen Ivermectin-Tabletten. Das soll auf mehr als eine Milliarde pro Jahr ausgebaut werden.
Es gibt noch einen zweiten Angelpunkt: Die Bekämpfung der lymphatische Filiarose (Elephantiasis). Auch sie ist eine Wurmerkrankung in tropischen Ländern und wird zu einem Gutteil über Moskitos übertragen wird, welche auch für die Infektion mit den Malariaerregern sorgen. Hier kommt es in Prophylaxe und Therapie zu einer Kombination der Bereitstellung von mit Insektiziden getränkten Netzen zur Abwehr der nachtaktiven Stechmücken mit Ivermectin und Albendazole vom britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK). Und da sowohl im Jemen als auch in mehreren anderen Ländern die Flussblindheit und die Elephantiasis zugleich auftreten, soll das ein erfolgreicher Doppelschlag gegen die Krankheiten werden. Die Vorbedingung liegt in einer einigermaßen stabilen politischen Situation, welche in den betroffenen Ländern überhaupt Hilfe erst erlaubt.
Bleiben zwölf industrielle Pillenhersteller in Harleem bei MSD. Sie arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb in ihrer relativ kleinen Produktionsanlage nach den modernen Regeln der Pharmaindustrie. Aus 70 Kilogramm Wirkstoff stellen sie beispielsweise drei Millionen Tabletten her. Tag und Nacht läuft die Produktionsstraße, die - wie selten eine andere - für die ärmsten Menschen der Welt einen Unterschied in ihrer Existenz ausmacht.