Vogelwarte bekommt Außenstelle und setzt auf Bürgerbeteiligung
Seebarn/Wien (APA) - Die im Frühjahr gegründete Österreichische Vogelwarte bekommt eine Außenstelle in Seebarn am Wagram (NÖ). Neben der Abw...
Seebarn/Wien (APA) - Die im Frühjahr gegründete Österreichische Vogelwarte bekommt eine Außenstelle in Seebarn am Wagram (NÖ). Neben der Abwicklung lokaler Forschungsprojekte werden dort künftig vor allem Interessierte aus der Bevölkerung mit der vogelkundlichen Arbeit vertraut gemacht, erklärte der Leiter der Vogelwarte, Leonida Fusani, der APA anlässlich der Eröffnung am Donnerstag.
Der Hauptsitz der Warte ist am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien am Wilhelminenberg in Wien-Ottakring angesiedelt. Deren zentrale Aufgabe ist es, die Beringungen von Zugvögeln auf nationaler Ebene zu koordinieren und Fundmeldungen durch internationalen Datenaustausch zu dokumentieren. Mit der Einrichtung der Institution bekam Österreich als letztes europäisches Land eine solche Vogelwarte. Davor wurden die Beobachtungen der Wanderungen der Vögel von Deutschland aus koordiniert.
Von der im ehemaligen Schulgebäude von Seebarn untergebrachten neuen Außenstelle ausgehend, sollen nun vor allem lokale Projekte in Niederösterreich abgewickelt werden, erklärte Fusani, der seit September 2014 Professor für Physiologie mit Schwerpunkt Ornithologie an der Vetmeduni und der Uni Wien ist. „Dort wird aber auch unsere Ausbildungsstelle sein, wo wir die neue Generation von Beringern und ehrenamtlichen Mitarbeitern trainieren, denn dafür haben wir dort die perfekte räumliche Situation“, erklärte der Ornitologe.
Viele Aspekte der Vogelkunde - vor allem die Beringung und das Melden von Funden - seien typische Beispiele für „Citizen Science“ (Bürgerwissenschaften). „Wir haben Glück, weil das Interesse für Vögel riesig ist“, sagte Fusani. Trotz dieses Potenzials habe man bisher nicht die Möglichkeiten gehabt, die Leute in der richtigen Struktur auszubilden.
Neben wissenschaftlichen und Bildungszwecken soll der Standort in Niederösterreich auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Erdgeschoß wird es bald eine kleinere Ausstellung geben, in der die Wissenschafter ihre Arbeit vorstellen. Außerdem schwebt Fusani eine Nutzung von Seminarräumen für Events und Informationsveranstaltungen für interessierte Laien vor.
Was die wissenschaftliche Arbeit betrifft, befinde man sich an der relativ jungen Vogelwarte noch in der „Aufbauphase“. Ein wichtiger Punkt sei die Etablierung des bundesweiten Zugvogel-Monitorings. Da in Österreich bereits etwa 100 Beringer aktiv sind, gehe es hier in erster Linie um Verbesserungen in der Struktur. Außerdem werden sich die Forscher mit der Zählung von Brutvögeln an neuralgischen Orten beschäftigen. Aus Informationen darüber, welche Arten in welcher Zahl dort brüten, lassen sich wichtige Rückschlüsse auf die Veränderungen der verschiedenen Populationen und damit auf äußere Einflüsse, etwa durch den Klimawandel, ziehen.
Ein weiteres im Aufbau befindliches Projekt zielt auf die Kooperation mit engagierten Hobbygärtnern ab. In Kooperation mit der Garten-Messe, die im unweit von Seebarn gelegenen Tulln stattfindet, wollen die Forscher ein neues Citizen Science-Projekt starten: Die beteiligten Gärtner könnten für die Wissenschafter wichtige Informationen sammeln, wenn sie lediglich zehn bis 15 Vogelarten in ihrem Garten richtig erkennen. Sie sollen dokumentieren, wann sie die Tiere zum ersten und letzten Mal im Jahr gesehen haben und wie oft sie die Vögel wahrnehmen. „Solche Projekte haben enormes Potenzial, weil sie Forscher- und Bürgerinteressen verbinden“, zeigte sich Fusani überzeugt.