LG Wine Smart: Die Sinnlosigkeit eines Klapp-Smartphones
Ein Zwitter zwischen Smartphone und „klassischem“ Handy, ein Klapphandy mit Zusatz oder ein „dummes“ Smartphone? Wir haben uns das LG Wine Smart genauer angesehen.
Von Lukas Schwitzer
Innsbruck – Nein, es ist nicht das erste Klapp-Smartphone der Welt. Dieser Titel gehört dem Samsung Galaxy Golden, das allerdings nur in Südkorea auf den Markt kam. LGs Wine Smart ist aber das erste Gerät dieser Sorte, das auch im Rest der Welt erhältlich ist. Benannt nach der Wine-Serie von Klapphandys, die LG vor der Smartphone-Revolution vertrieb, richtet es sich vor allem an ältere Menschen, die ihr erstes Smartphone kaufen.
Veraltete Hardware
Das Design wirkt zunächst sehr vertraut und lässt nostalgische Wohlgefühle entstehen. Ohne Bildschirm nach außen ist das Wine Smart im geschlossenen Zustand ein schlichter Block. Der eigentlich ziemlich hässlich ist. Billiges Plastik in Kunstleder-Optik bildet die Hülle und fühlt sich ähnlich stabil an wie ein Eiszapfen an einem warmen Frühlingsmorgen. „Edel“ ist ein Wort, das beim Beschreiben der Verarbeitung keinen Platz findet. Es wirkt eben billig, was bei einem Preis von knapp über 200 Euro auch nicht allzu seltsam anmutet.
Im Inneren sieht das Wine Smart nicht viel moderner aus. Das Herzstück bietet ein Vierkern-Prozessor mit 1,1 Gigahertz, unterstützt von gerade einmal einem Gigabyte Arbeitsspeicher. Für Daten stehen vier Gigabyte Speicherplatz zur Verfügung, dieser kann aber mit einer Speicherkarte erweitert werden. Zumindest die Akkuleistung stimmt, bei leichter Nutzung (viel mehr erlaubt das Gerät ohnehin nicht) sind locker zwei Tage Laufzeit drin.
Die Zielgruppe ist nicht die Selfie-Crowd
Auch bei der Bildqualität bewegt sich das Wine Smart in Gefilden, die heute altmodisch anmuten. Das 3,5-Zoll-Display bietet eine Auflösung von 320 mal 480 Pixeln, weit entfernt von High Definition. Und während die Hauptkamera immerhin mit akzeptablen acht Megapixel aufwartet, bietet die Front- und Selfie-Kamera gerade einmal lachhafte 0,3 Megapixel.
Aber uns muss eines klar sein: Der durchschnittliche Smartphone-Nutzer ist bestimmt nicht die Zielgruppe des Wine Smart. Es sind Kunden, die bisher noch ein „klassisches“ Handy hatten, welche LG für sein Gerät gewinnen will. Nach dem Motto „Mein erstes Smartphone“ wird der Übergang zum Android-Betriebssystem möglichst wenig aufdringlich gemacht. Die grundlegenden Funktionen können mit den Tasten gesteuert werden, auch Nachrichten werden mit den Zahlentasten geschrieben. Allerdings ist dies nicht in allen Apps möglich, oft muss auf den Touchscreen zurückgegriffen werden. Dieser stellt sich als erstaunlich genau heraus, erfordert aufgrund seiner kleinen Maße aber auch Genauigkeit vom Nutzer. Allzu viele Apps sind also für das Wine Smart nicht geeignet, auch weil für eine vernünftige Touchscreen-Bedienung das Tastenfeld schlicht im Weg ist.
Fazit
Ja, das Wine Smart ist im Prinzip ein Smartphone. Es wird mit Android-Version 5.1 betrieben und unterstützt alle gängigen Funktionen. Es ist aber sehr stark eingeschränkt. Nicht nur die Leistung, auch das Design erschwert es uns, das Gerät wirklich zu mehr als einem alten Klapphandy zu machen. Die Idee, ein Übergangsgerät für Smartphone-Neulinge zu produzieren, ist zwar nett. Letztlich aber ist es „nur“ ein klassisches Handy, auf dem auch Mails und Facebook gecheckt werden können. Es ist ein Zwischending, das maximal als Zweit- und Notfallgerät eine Daseinsberechtigung hat. Auch Neulinge sollten sich die Frage stellen, ob ein richtiges Smartphone nicht die bessere Wahl wäre. Oder ob sie sich nicht in der von Smartphone-Benachrichtigungen freien Welt wohler fühlen würden.
Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.