Termine, Themen, Thesen: Wie wird das US-Wahljahr ablaufen?
Washington (APA/dpa) - Die Uhr tickt. Ein Jahr noch bis zum größten politischen Ereignis in den USA. Für die Bewerber und ihre Teams wird de...
Washington (APA/dpa) - Die Uhr tickt. Ein Jahr noch bis zum größten politischen Ereignis in den USA. Für die Bewerber und ihre Teams wird der Countdown zur Präsidentschaftswahl 2016 ein zwölf Monate langer Spießrutenlauf mit gewieften Gegnern, ein Ringen um Rückendeckung, ein Zerren und Ziehen und Geld, Stimmen und Umfragewerte.
Für eine oder einen von ihnen wird es das vielleicht wichtigste Jahr ihrer Karriere - und für Amtsinhaber Barack Obama das Schlusskapitel seiner dann acht Jahre im Weißen Haus.
Die wichtigsten Thesen, Themen und Termine im Überblick:
Wann kommt der Wahlkampf richtig in Fahrt?
Das Jahr bis zur Wahl am 8. November 2016 lässt sich grob in zwei Halbzeiten teilen. Auftakt der ersten Hälfte sind die Vorwahlen im kleinen Agrarstaat Iowa am 1. Februar. Der sogenannte „Super Tuesday“ fällt auf den 1. März mit Wahlen in gleich 13 Staaten. Die wirklich heiße, zweite Phase des Wahlkampfs beginnt Ende Juli, wenn sowohl Demokraten als auch Republikaner auf ihren Parteitagen in Philadelphia (Pennsylvania) und Cleveland (Ohio) ihre Kandidaten bestimmt haben.
Wann kommt es zum direkten Duell dieser beiden?
Neben dem täglichen Werben für die eigene Position und Angriffen auf das andere Lager aus der Ferne treten die beiden Kontrahenten in drei TV-Debatten auch direkt gegeneinander an: am 26. September sowie am 9. und 19. Oktober. Das erste Duell zwischen Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney im Jahr 2012 sahen dem Marktforschungsunternehmen Nielsen zufolge 67,2 Millionen Zuschauer und damit so viele wie seit 32 Jahren nicht. Auch die Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten stellen sich im TV-Duell.
Worüber werden die Kandidaten am meisten streiten?
Das lässt sich teilweise daran ablesen, welche großen Themen Obama in seiner Amtszeit noch anschieben will. Dazu könnten zählen: Schließung des Gefangenlagers Guantanamo, Reform des Waffenrechts, Todesstrafe sowie die Lage in Afghanistan. Einer Rangliste der häufigsten Google-Internetsuchen zufolge beschäftigen Fragen rund um Einwanderung, Bildung und Steuern die Wähler am meisten. Bei unerwarteten Ereignissen wie Terroranschlägen und Naturkatastrophen werden die Kandidaten ihr Krisenmanagement erläutern müssen.
Welche US-Staaten werden die Wahl entscheiden?
Die besonders hart umkämpften „Swing States“, wo sich die Kandidaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern werden, sind dieses Jahr Colorado, Florida, Nevada, Ohio und Virginia sowie Iowa und New Hampshire, schreibt Larry Sabato, Politikprofessor an der Universität Virginia. Während in den 1960er- und 70er-Jahren viele der größeren Staaten noch umkämpft waren, haben 40 von 50 US-Staaten in den vier Präsidentschaftswahlen seit dem Jahr 2000 gleich gewählt.
Was wird aus Donald Trump?
Die Tage, an denen der großspurig auftretende Baulöwe Donald Trump als witziges Randphänomen mit begrenzter Lebenszeit bewertet wurde, sind vorbei. CNN, „New York Times“, „Huffington Post“, „Politico“, „Wall Street Journal“: Länger und länger wird die Liste der Medien, die einen Präsidentschaftskandidaten Trump nicht mehr ausschließen. In Umfragen wird Trump längst als wählbarer Kandidat gehandelt. Um auch den Zuspruch der Parteimitte zu bekommen und die Vorwahlen wirklich zu gewinnen, wird der Politik-Neuling allerdings konkretere Positionen entwickeln und sein loses Mundwerk möglicherweise etwas zügeln müssen.
Und was wird aus Hillary Clinton?
Nach einem etwas holprigen Start mit der Affäre um ihre E-Mails sitzt Ex-Außenministerin Hillary Clinton als Spitzenkandidatin der Demokraten fest im Sattel. Die Marktprognose-Website „Predictwise“ rechnet ihr mit 55 Prozent Wahrscheinlichkeit die mit Abstand besten Chancen aus, die Wahl zu gewinnen. Hinter ihr folgt weit abgeschlagen Floridas Senator Marco Rubio mit zwölf Prozent und Vermonts Senator Bernie Sanders. Erst an vierter Stelle rangiert neben Donald Trump in der Chancen-Rangliste jemand, dessen Stern ein Jahr vor der Wahl zu sinken scheint: Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush.