EU-Herbstprognose: Kommission sieht „moderate“ Erholung
Zahlen zeigen etwas besseres Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr. Ifo sieht die Aussichten für die nächsten sechs Monate skeptisch.
Brüssel, Berlin – Die am Donnerstag präsentierte Herbstprognose der EU-Kommission sagt Österreich für 2016 mit -1,6 Prozent ein deutlich niedrigeres Budgetdefizit voraus als noch in der Frühjahrsprognose mit -2,0 Prozent. Auch für das laufende Jahr wird das Haushaltsdefizit mit -1,9 Prozent demnach etwas geringer ausfallen als im Frühjahr mit ebenfalls -2,0 Prozent angenommen, geht aus den am Donnerstag präsentierten Daten hervor. 2017 soll das Budgetdefizit der Alpenrepublik gleich auf -1,3 Prozent weiter zurückgehen. Mit dem Budgetabgang von -1,6 Prozent im nächsten Jahr liegt Österreich auf Rang 12 in der EU. Elf Staaten haben ein niedrigeres Defizit, bzw. sogar einen Überschuss wie Deutschland und Luxemburg.
Investitionen in Österreich träge
In dem Bericht zu Österreich wird eine „leichte Aufhellung des wirtschaftlichen Ausblicks“ registriert. Allerdings werde es durch die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Asien und den Märkten der Schwellenländer zu Herausforderungen für die österreichische Exportindustrie kommen. Die Investitionen 2015 wurden von der Kommission als „träge“ bewertet. Allerdings sollte der Privatkonsum 2016 anziehen, auch die Steuerreform mit weniger Einkommenssteuern könnte zu einer Verbesserung des Konsums beitragen.
Der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, hat bei der Präsentation allerdings die hohen Staatsschulden Österreichs bemängelt und gleichzeitig die Restrukturierungen im Bankenbereich begrüßt. Zugleich meinte er, die Steuerreform sollte keine negativen Auswirkungen auf das Budget haben.
Generell meinte Dombrovskis zur Lage in Österreich, dass sich nach einer relativ langsamen Erholung der Wirtschaft in den vergangenen Jahren nun ein Wachstum von 0,6 Prozent in diesem Jahr und eine mehr als Verdopplung auf 1,5 Prozent 2016 sowie ein leichtes Absinken auf 1,4 Prozent 2017 ergebe.Die EU-Kommission sieht eine „moderate Erholung“ der Wirtschaft in der Europäischen Union.
Für die EU geringfügig schlechtere Erwartungen 2016
Generell zeigt die Herbstprognose zeigt für das laufende Jahr in der EU mit einem Wachstum von 1,9 Prozent zwar ein leicht besseres Wachstum, für 2016 wird aber mit 2,0 Prozent ein geringfügig schlechterer Wert erwartet als noch im Frühjahr angenommen.
So hatte die Frühjahrsprognose für das laufende Jahr nur 1,8 Prozent für 2015, aber 2,1 Prozent für 2016 prognostiziert. Der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, erklärte in Brüssel, das Wachstum werde hauptsächlich durch temporäre Faktoren wie niedrige Ölpreise, einen schwächeren Euro-Wechselkurs und die konjunkturfreundliche Geldpolitik der EZB gestützt. Die Eurozone habe sich gegenüber externen Entwicklungen wie dem Rückgang des Welthandels als widerstandsfähig erwiesen „und das ist ermutigend“.
EU-Wirtschafts- und Steuerkommissar Pierre Moscovici meinte etwas optimistischer, dass die Wirtschaft auf Erholungskurs bleibe. Allerdings würden vor allem in der Eurozone die Volkswirtschaften sich nicht rasch genug einander annähern. Große Herausforderungen blieben bestehen, wie die Schaffung von Arbeitsplätzen, unzureichende Investitionen und die anhaltend hohe private und öffentliche Verschuldung
Skeptisch sieht auch das Ifo die Konjunkturentwicklung. Der Aufschwung in den 19 Euro-Ländern verliert nach Ansicht des Wirtschaftsforschungsinstitut etwas an Fahrt. Das Barometer für das Wirtschaftsklima der Eurozone im vierten Quartal fiel um 2 auf 122 Punkte, wie die Münchner Forscher am Donnerstag mitteilten.
Dies ist der zweite Rückgang in Folge.Die rund 300 befragten internationalen Experten beurteilten die Lage zwar günstiger, die Aussichten für die nächsten sechs Monate allerdings etwas skeptischer. „Die konjunkturelle Erholung im Euroraum setzt sich gedämpft fort“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. (APA, Reuters)