OMV-Quartal 3 - OMV und Gazprom fixierten Liste für Asset-Tausch
Wien/Moskau (APA) - Zum geplanten Asset-Tausch zwischen OMV und Gazprom zur Viertel-Beteiligung der OMV im russischen Öl-Gas-Gebiet Achimov ...
Wien/Moskau (APA) - Zum geplanten Asset-Tausch zwischen OMV und Gazprom zur Viertel-Beteiligung der OMV im russischen Öl-Gas-Gebiet Achimov (Urengoy) laufen aktuell die Bewertungen, im 1. Halbjahr 2016 wollen sich die beiden Konzern äußern, sagte OMV-Chef Rainer Seele am Donnerstag. Das Gaspipelineprojekt Nord Stream 2, wo die OMV dabei ist, sei wichtig für Europa und nicht im Widerspruch zu den Russland-Sanktionen.
Die OMV sei interessiert daran, Gas der Nord Stream 2 zum Hub Baumgarten an der NÖ-Grenze zu bringen. Die Versorgungssicherheit solle mit der Leitung - mit letztlich weiteren 55 Mrd. m3 Kapazität pro Jahr - die Versorgungssicherheit erhöhen. Mit den Sanktionen sei man bei dem Projekt „in voller Übereinstimmung“, und die Projektgesellschaft werde mit der EU-Kommission einen intensiven Dialog aufnehmen, betonte Seele in einem Webcast zu den Quartalszahlen: „Wir werden nicht in Konflikte gehen.“ Zu Kritik osteuropäischer Länder an dem Vorhaben meinte er, diese könnten dadurch von Gas aus dem Westen profitieren. OMV ist wie Shell, E.ON und BASF bei dem Vorhaben mit rund 10 Prozent dabei, die frühere Gdf Suez (Engie) mit 9 Prozent, federführend beim Konsortium ist Gazprom mit 51 Prozent.
Zum Asset-Tausch im Zusammenhang mit dem OMV-Engagement beim Gazprom-Projekt für die Entwicklung der Blöcke 4A und 5A der Achimov-Formation, auf den man sich - wie zur Nord Stream 2 - ebenfalls im September verständigt hat, habe man mit der russischen Seite eine „sehr vertrauliche“ Short-List erstellt. Man befinde sich gerade im Datenraum; bis Jahresende studiere man die Werthaltigkeit der Achimov-Teile, „dann können wir uns die OMV-Assets vornehmen“, sagte Seele am Donnerstag. Im heurigen Jahr werde man zu dem Asset-Tausch-Thema keine Resultate veröffentlichen, sondern erst im ersten Halbjahr 2016 gemeinsam mit Gazprom. Eine direkte Beteiligung der Gazprom an der OMV war schon früher ausgeschlossen worden.
Weitere Abschreibungen im 4. Quartal - nach dem Milliarden-Abschreiber aufs Upstream-Vermögen im 3. Quartal wegen des Ölpreisverfalls - erwartet die OMV laut Finanzvorstand Vize-Vorstandschef David Davies nicht. Die Milliarde an Impairments verteile sich auf elf verschiedene Länder übers gesamte Portfolio, fügte Seele hinzu. Gerüchte von Ende Oktober über eine mögliche vorzeitige Ablöse von Davies - für die ohnedies der Aufsichtsrat zuständig wäre -, wollte OMV-Chef Seele nicht kommentieren. Er persönlich genieße die Zusammenarbeit mit Davies sehr, „und ich mag die Spekulationen nicht“. Mehr werde er dazu nicht sagen.
Mit der geplanten Komplettübernahme der Großhandelsgesellschaft EconGas wolle man das Gasgeschäft der OMV in eine neue Dimension bringen, sagte Seele. Die Handelsaktivitäten Gas der OMV sollten neu sortiert und wieder auf gesunde Beine gestellt werden, daran hänge auch die Frage, ob die OMV im Kraftwerksbereich drin bleibe. Das türkische Kraftwerk Samsun ist ein Sorgenkind der OMV, man sei damit „nicht glücklich“, habe aber bisher noch keine Entscheidung über einen möglichen Verkauf getroffen.
Ein knapper Minderheitsanteil an der Gas Connect Austria, von dem sich die OMV trennen will, soll an den Bestbieter gehen. Den Verkaufsprozess werde man kommendes Jahr starten. „Wir schauen, wer das höchste Gebot legt, und der kriegt es“, sagte Seele auf die Frage, ob das Paket an Gazprom gehen könnte. Von der 100-Prozent-Tochter will die OMV bis zu 49 Prozent verkaufen, wurde Mitte Oktober entschieden.
Am 18. Februar 2016 werde die OMV den geplanten strategischen Wechsel des Konzerns erläutern, sagte Seele. Im Fokus stünden Wertsteigerung und Cash-Generierung. Bei den Investitionen und Transaktionen gehe es um eine Verlagerung aus dem regulierten ins nicht-regulierte Geschäft. Deshalb wolle man etwa bis zu 49 Prozent der Gas Connect verkaufen und beteilige sich dafür mit 9,8 Prozent an der Nord Stream 2.
Die geplanten Kostenreduktionen bei dem zu Jahresbeginn initiierten „fit for fifty“-Programm - um auch mit einem Ölpreis von lediglich 50 Dollar pro Fass leben zu können - zielten nicht auf Mitarbeiterabbau ab, gab der OMV-Chef zu verstehen: „Wir haben immer das operative Geschäft im Auge. Wir konzentrieren uns nicht in erster Linie aufs Personal.“ So werde man heuer leichte Senkungen bei den Explorations- und Appraisal-Kosten erreichen, auch 2016. Insgesamt komme das Kostenprogramm „sehr effizient voran“. Neue Investitionen im Upstream nehme man entsprechend kostenorientiert vor, etwa in Middle East oder auch in Russland, der bei Gas und Öl günstigsten Region. Zudem hoffe man auf „Möglichkeiten im Iran“.
Die OMV-Aktien lagen um 11.45 Uhr mit 25,93 Euro um 1,47 Prozent im Plus, der ATX war zugleich 0,79 Prozent fester.
~ ISIN AT0000743059 WEB http://www.omv.com
http://www.gazprom.com/ ~ APA268 2015-11-05/11:54