Pflegegeld - Durch verschärften Zugang heuer 5.000 Bezieher weniger
Wien (APA) - Der seit Jahresbeginn verschärfte Zugang zu den ersten beiden Stufen des Pflegegeldes wird die Zahl der Neuzugänge ins Pflegege...
Wien (APA) - Der seit Jahresbeginn verschärfte Zugang zu den ersten beiden Stufen des Pflegegeldes wird die Zahl der Neuzugänge ins Pflegegeldsystem heuer um rund 5.000 Personen verringern. Nach einer Schätzung des Sozialministeriums werden heuer rund 65.000 Menschen einen neuen Anspruch auf Pflegegeld haben, ohne Reform wären es etwa 70.000 gewesen. Kritik kommt von Hilfsorganisationen.
Mit 1. Jänner wurde der Zugang zu den Stufen 1 und 2 erschwert. Statt früher 60 muss man jetzt für die erste Stufe 65 Stunden Pflegebedarf nachweisen und für die zweite Stufe 95 statt früher 85 Stunden. Dafür wird mit 1. Jänner 2016 das Pflegegeld in allen Stufen um zwei Prozent angehoben. Von den insgesamt rund 450.000 Pflegegeldbeziehern fallen mehr als die Hälfte in die ersten beiden Stufen.
Im Sozialministerium verweist man darauf, dass trotz der um 5.000 Personen verringerten Steigerung beim Neuzugang die Kosten weiter anwachsen - und zwar von 2,4 auf 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Allerdings werde das Ziel erreicht, die Kostensteigerungen zu dämpfen. Außerdem bekommen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung Pflegegeld, das sei internationale Spitze, betont man gegenüber der APA im Sozialministerium.
Hilfsorganisationen äußerten am Donnerstag jedoch Kritik. So hält etwa Diakonie-Direktor Michael Chalupka die Reform für „keine gute Idee“. Er meinte im Ö1-“Morgenjournal“, dass sich viele ein Taxi zum Arzt oder eine ordentliche Fußpflege jetzt nicht mehr leisten könnten.
Der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum, äußerte ebenfalls auf Ö1 die Befürchtung, dass viele Menschen keine geförderten mobilen Dienste mehr in Anspruch nehmen können, weil diese an den Bezug des Pflegegeldes gebunden seien. Kerschbaum gestand zu, dass angesichts von geburtenschwachen Jahrgängen jetzt der Rückgang beim Neuzugang zum Pflegegeld nicht nur auf die Reformen zurückzuführen sei. Er verwies aber darauf, dass der Pflegebedarf ab 2018 wieder steigen werde. Bis 2025 werde man rund 20.000 Personen zusätzlich brauchen, die in der Pflege tätig sind.
Der Präsident des SPÖ-Pensionistenverbandes, Karl Blecha, bekräftigte deshalb seine Forderung, das Pflegesystem nachhaltig abzusichern. Er verlangte in einer Aussendung, den Pflegefonds über das Jahr 2018 hinaus als Dauerrecht zu verlängern.