Handel zahlt ab 2016 um 1,5 Prozent mehr Gehalt
Wien (APA) - Über eine halbe Million Handelsangestellte erhalten ab 1. Jänner 2016 im Schnitt um 1,5 Prozent mehr Gehalt. Die Lehrlingsentsc...
Wien (APA) - Über eine halbe Million Handelsangestellte erhalten ab 1. Jänner 2016 im Schnitt um 1,5 Prozent mehr Gehalt. Die Lehrlingsentschädigungen werden um 1,55 Prozent angehoben. Die entsprechende kollektivvertragliche Einigung erzielten die Sozialpartner gestern, Mittwoch, Abend bereits in der zweiten Verhandlungsrunde.
Die Größenordnung als Richtschnur vorgegeben hatte der Kollektivvertragsabschluss der Metaller von vergangener Woche. Die 120.000 Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie bekommen ab November 1,5 Prozent mehr Lohn.
Abgeblitzt sind die Arbeitnehmervertreter des Handels (ebenso wie jene der Metaller) mit ihrer Forderung nach einer sechsten Urlaubswoche für die Beschäftigten. Ein Mehr an Urlaub bezeichnete der Präsident des Handelsverbandes, Stephan Mayer-Heinisch, heute, Donnerstag als „wirtschaftsfeindlich und wettbewerbshemmend“.
Einen kleinen Teilerfolg für die Gewerkschafter gibt es beim Wunsch nach der vollen Anrechnung der Karenzzeiten für die Handelsangestellten bei Gehaltsvorrückungen, Jubiläumsgeldern, der Urlaubsanrechnung sowie Kündigungsfristen: Das Thema soll zumindest in der KV-Reformgruppe aufgegriffen werden - Gewerkschaft und Wirtschaftskammer entrümpeln seit zwei Jahren den komplizierten Handelskollektivvertrag. Derzeit werden zehn Monate für das erste Kind angerechnet. Die KV-Reform für den Handel soll 2017 fertig sein.
Neben der vollen Anrechnung der Karenzzeiten wollen die Gewerkschafter auch eine Anhebung des kollektivvertraglichen Mindestlohnes von derzeit 1.500 auf 1.700 Euro brutto pro Monat erreichen - eine Zielgröße, die vom Chef der Gewerkschaft GPA-djp (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier) , Wolfgang Katzian, und vom Präsidenten des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Erich Foglar, angestrebt wird.
Der neue Handelskollektivvertrag (Handels-KV) gilt für 286.000 im Einzelhandel, 178.000 Arbeitnehmer im Großhandel und 67.000 Personen im Kfz-Handel. Im Jahr 2013 hatten sich die Sozialpartner auf einen Doppelabschluss für die Jahre 2014 und 2015 geeinigt, um mehr Zeit für die Reformierung des Kollektivvertrags zu gewinnen. 2014 erhielten die Handelsangestellten um bis zu 2,55 Prozent mehr Gehalt, heuer betrug das Plus 2,1 Prozent.
Bei ihrem ersten Treffen vor zwei Wochen hatten sich die Handels-KV-Verhandlungspartner auf eine Inflationsrate als Basis für die Gehaltserhöhung von 1,1 Prozent geeinigt. Der aktuelle Abschluss von 1,5 Prozent liegt also etwas über dem generellen Preisauftrieb und soll die Kaufkraft der Beschäftigten stärken. Der ausverhandelte Kompromiss nehme aber auch „Rücksicht auf die nicht einfache Situation der österreichischen Handelsbetriebe“, meinte Arbeitgeber-Chefverhandler und Handelsobmann Peter Buchmüller.
Auch die Arbeitnehmerseite zeigte sich mit dem neuen Kollektivvertrag zufrieden: Gewerkschaftsverhandler Manfred Wolf äußerte jedenfalls in einer ersten Reaktion nach Verhandlungsende „große Genugtuung über den Abschluss“.
Der Einzelhandel erzielte heuer in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ein Umsatzplus von - inflationsbereinigt - 1,5 Prozent, wie aus den vorläufigen Berechnungen der Statistik Austria von heute, Donnerstag, hervorgeht. Die wirtschaftliche Lage ist aber laut Buchmüller nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Denn knapp die Hälfte der Betriebe bilanziere nicht positiv.
( 1272-15, Format 88 x 68 mm)