Lanxess legt Latte erneut höher - Weitere Einsparungen in Produktion
Leverkusen (APA/dpa-AFX) - Der ins Schlingern geratene deutsche Spezialchemiekonzern Lanxess hat im dritten Quartal von seiner Neuausrichtun...
Leverkusen (APA/dpa-AFX) - Der ins Schlingern geratene deutsche Spezialchemiekonzern Lanxess hat im dritten Quartal von seiner Neuausrichtung profitiert und die Prognose erneut angehoben. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten in vielen Wachstumsmärkten werde der Umbau „nochmals forciert“, sagte Konzernchef Matthias Zachert am Donnerstag in Köln.
So sollen ab Ende 2019 zusätzlich 150 Mio. Euro durch eine verbesserte Anlagenbasis gespart werden und damit rund acht Prozent der weltweiten Fertigungskosten. Die Einsparungen in der Verwaltung in gleicher Höhe würden unterdessen bereits Ende 2015 erreicht und damit ein Jahr früher als geplant.
Für 2015 zeigte sich Zachert vor diesem Hintergrund zum dritten Mal im laufenden Jahr trotz der Abschwächung in China optimistischer. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen dürfte auf 860 bis 900 Mio. Euro klettern, nach 808 Mio. Euor ein Jahr zuvor. Bisher hatte er 840 bis 880 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Zuletzt hatte Lanxess mit dem größten Öl- und Energiekonzern der Welt, der saudischen Saudi Aramco, eine Partnerschaft im Kautschukgeschäft vereinbart und damit einen entscheidenden strategischen Schritt vollzogen. Lanxess soll so im kommenden Jahr rund 1,2 Mrd. Euro in bar erhalten.
„Nachdem wir die wesentlichen strukturellen Probleme gelöst haben, können wir uns wieder auf Wachstum konzentrieren“, sagte Zachert. Lanxess werde sich dabei auf Märkte mit mittlerem Volumen konzentrieren. Wachsen will Zachert in den kommenden drei bis fünf Jahren etwa mit Agrochemikalien, Farbpigmenten und Spezialkunststoffen sowie mit Spezialitäten für die Wasseraufbereitung. Regional liege der Schwerpunkt dabei in China, Nordamerika und Südostasien. Lanxess will damit Bereiche stärken, die nicht so stark von der Konjunktur abhängig sind wie das bisher dominierende Auto- und Reifengeschäft.
Noch schlägt die starke Abhängigkeit von der Auto- und Reifenindustrie bei Lanxess voll durch: Im dritten Quartal sank der Umsatz wegen niedrigerer Preise im Zuge des Ölpreisverfalls um 4,3 Prozent auf 1,95 Mrd. Euro. Das Ebitda vor Sondereinflüssen erhöhte sich hingegen dank des starken Dollar und Einsparungen um 11,9 Prozent auf 235 Mio. Euro. Der Gewinn legte mit 17,1 Prozent auf 41 Mio. Euro noch deutlicher zu.
Bis auf den Umsatz übertraf der Konzern die Erwartungen der Analysten. Die Aktien des MDax-Konzerns standen mit Abschlägen von mehr als zwei Prozent dennoch unter Druck. Die Lanxess-Papiere hatten sich zuletzt mit dem Markt allerdings stark erholt und seit Ende September in der Spitze gut ein Viertel an Wert gewonnen. Händler und Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen von der Prognose-Erhöhung nicht wirklich überrascht.
Die Autokrise in Europa und selbst geschaffene Überkapazitäten hatten bei Kautschuk einen scharfen Preisverfall ausgelöst. Lanxess als weltgrößter Hersteller von synthetischem Kautschuk litt besonders stark darunter. Auch in den kommenden drei Jahren fließt das nun angestoßene Gemeinschaftsunternehmen mit Aramco noch voll in die Lanxess-Bilanz ein. Überkapazitäten dürften den weiterhin schwierigen Markt auch dann prägen.
Mit Stellenstreichungen und einem Umbau der Produktion steuerte der Konzern gegen. Nach dem Abbau von rund 1000 Stellen in der Verwaltung setzte Zachert den Rotstift auch in der Produktion an. Zuletzt hatte Lanxess weltweit rund 16 300 Mitarbeitern.
Nun kündigte Zachert weitere Maßnahmen an. Er will die Anlagenbasis optimieren. Bis Ende 2019 sollen so pro Jahr 150 Mio. Euro eingespart werden. Bessere Produktionsprozesse - etwa durch einen geringeren Energie- und Rohstoffverbrauch - sollen mit rund 100 Mio. Euro den Löwenanteil der Einsparungen liefern. Zudem sollen etwa die Kapazitäten in Kautschuk-Werken in Lateinamerika um rund 30 Prozent und in Frankreich um etwa ein Fünftel verringert werden. Ein Stellenabbau sei dabei nicht auszuschließen.
~ ISIN DE0005470405 ~ APA334 2015-11-05/12:51