Tirol

Private müssen mit Plätzen für Asylwerber aushelfen

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Flüchtlingsorganisationen schlagen Alarm: Menschen, die in Tirol einen Asylantrag stellen, landen seit Wochen immer wieder auf der Straße.

Innsbruck –Michael Kerber scheint seinen Ohren kaum zu trauen. „Aber Sie können doch nicht ein krankes Kind abweisen“, sagt der Leiter der Rechtsberatung des Diakonie Flüchtlingsdienstes Tirol in sein Telefon. Laut Informationen seines Gesprächspartners soll ein Paar mit einem einjährigen Kind von der Polizei in Oberösterreich nach Tirol geschickt worden sein und sich nun auf Herbergssuche befinden. Da im vom Bund betriebenen Verteilerzentrum-West keine Plätze frei sind, wurde die Familie letztlich kurzfristig bei einer privaten Helferin untergebracht.

Mit Schicksalen wie diesen und Menschen, denen die Obdachlosigkeit droht, sehen sich Tirols Flüchtlingsorganisationen seit Mitte September mehrmals täglich konfrontiert. Laut ihren Beobachtungen werden im Schnitt bis zu 60 Asylwerbende pro Woche – darunter Familien mit Kindern – nach Stellung ihres Asylantrages von der Polizei nicht mehr an ein Quartier weitervermittelt. „Nach dem Gesetz ist der Bund verantwortlich, nach Antragstellung eine Unterkunft und eine Versorgung mit Krankenversicherung zur Verfügung zu stellen“, erklärt Kerber. Ohne die Bereitschaft von Privaten, hier einzuspringen, würden diese Menschen aber auf der Straße landen.

Allerdings seien die Kapazitäten ausgeschöpft und private Helfer könnten nicht über die Maße belastet werden. Der Bund dürfe sich nicht länger seiner Verantwortung entziehen und diese an Vereine, Initiativen und Privatpersonen abgeben, erklärten gestern die Nicht-Regierungs-Organisationen Diakonie Flüchtlingsdienst, Fluchtpunkt Hilfe und die Plattform Rechtsberatung bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Innsbruck. Sie fordern eine bessere Koordination zwischen Land und Bund und einen geregelten Ablauf bei der Übernahme der Flüchtlinge durch das Land.

Die angespannte Situation in Tirol könnte die Schaffung einer zusätzlichen Notschlafstelle in Innsbruck entschärfen. Vorgesehen soll dem Vernehmen nach das Gebäude des ehemaligen Integrationshauses in der Gumppstraße sein. Allerdings spießt es sich dort derzeit noch bei den Auflagen. (np)

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