Wien startete Initiative für fairen Umgang mit dem Lebensmittel Tier
Wien (APA) - Von der artgerechten Haltung bis hin zur stressfreien Schlachtung: Die neue Initiative „Guter Geschmack - Gutes Gewissen“ der W...
Wien (APA) - Von der artgerechten Haltung bis hin zur stressfreien Schlachtung: Die neue Initiative „Guter Geschmack - Gutes Gewissen“ der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) und der Wiener Tierschutzombudsstelle setzt sich für einen fairen Umgang mit Tieren ein, die den Menschen als Lebensmittel dienen. „Wir wollen Bewusstsein bilden“, umriss MA22-Chefin Karin Büchl-Krammerstätter eines der Ziele.
Der Leitgedanke der Initiative lautet: „Wie geht es eigentlich den Tieren in den Betrieben der Lebensmittelproduktion?“ Der Status quo ist Büchl-Krammerstätter zufolge kein schöner: Die Massentierhaltung habe massive Umweltschäden zur Folge, zerstöre kleinbäuerliche Strukturen und verursache Tierleid, erörterte sie am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Diese wurde anlässlich einer Fachtagung abgehalten, die als Kick-off für die Initiative diente.
Wenn Konsumenten tierische Produkte aus herkömmlicher Produktion kaufen, dann bedeute das, dass ein Tier gelitten habe - vom Anfang bis zum Ende seines Lebens, verdeutlichte die MA 22-Chefin. 80 Prozent der Rinder in Deutschland, Österreich und der Schweiz hätten beispielsweise keine Hörner. Das betreffe nicht nur die Vierbeiner in der Massentierhaltung, sondern auch in Bio-Betrieben.
„Ob man Fleisch oder auch Fisch isst, ist eine Frage der höchstpersönlichen Wertehaltung und Entscheidung jedes einzelnen“, betonte Büchl-Krammerstätter. Aber eines sollte für jeden „absolut inakzeptabel“ sein: Fleisch oder Fisch wegzuwerfen. „Denn dann ist ein Tier für den Müll gestorben“, sagte sie. Ebenso dürfe nicht in Kauf genommen werden, dass Tieren, solange sie leben, Leid zugefügt werde.
Die Leiterin der Wiener Tierschutzombudsstelle, Eva Persy, warb für die neue Initiative: „Es gibt auf jeder Ebene Möglichkeiten etwas zu tun.“ Mittels „Guter Geschmack - Gutes Gewissen“ soll Bewusstsein für die Thematik geschaffen wie auch Maßnahmen umgesetzt werden.
Bei der Fachtagung, die auf Initiative der MA 22 und der Tierschutzombudsstelle stattfand, ging es darum, Vernetzung zu fördern und Handlungsoptionen zu finden: „Wir wollen mit den bei unserer Tagung vorgestellten Beispielen illustrieren, wie Lebensmittelproduktionen auch ohne Tierleid ablaufen kann“, so Persy.
Im Rahmen eines „Marktplatzes“ wurden „Vorbildprojekte“ präsentiert. Die Spannweite reichte dabei vom Diskonthändler Hofer mit seiner Bio-Marke „Zurück zum Ursprung“ über den Bio-Lebensmitteleinkauf in Einrichtungen der Stadt Wien bis hin zum deutschen Landwirt Franz-Josef Kögel, der sich „Ur-Kraft-Bauer“ nennt. Er verzichtet darauf, seine Tiere mit Kraftfutter zu ernähren bzw. verabreicht ihnen auch fast keine Arzneimittel.
Kögel ermahnte in der Pressekonferenz, sich wieder auf die Natur zurück zu besinnen. So gebe es in Supermärkten heutzutage alles zu jeder Jahreszeit zu kaufen: „Ein Produkt, das nie ausgeht - da muss man sich Gedanken machen.“ Auch die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, die ein Referat bei der Tagung hielt, warnte: „Gerade was wir essen, entscheidet das Klima wesentlich mit.“ Weniger Fleischkonsum und Bio-Lebensmittel würden zum Klimaschutz beitragen. „Meine Entscheidung, was ich auf dem Teller habe, ist eine politische Entscheidung.“