VW-Insider - Rückstellungen für CO2-Schummelei noch unklar
Wolfsburg/Hamburg (APA/Reuters) - Die finanziellen Auswirkungen für Volkswagen durch die Ausweitung des Abgasskandals sind einem Insider zuf...
Wolfsburg/Hamburg (APA/Reuters) - Die finanziellen Auswirkungen für Volkswagen durch die Ausweitung des Abgasskandals sind einem Insider zufolge noch nicht absehbar. Die Höhe der wegen falscher CO2-Werte nötigen Rückstellungen stehe bisher nicht fest, sagt ein Manager mit Kenntnis der internen Diskussionen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. „Es liegen noch nicht alle Erkenntnisse vor.“
VW hatte am Dienstag bekanntgeben, dass bei der Typ-Zulassung von rund 800.000 Fahrzeugen zu niedrige Kohlendioxid-Werte angegeben und damit auch falsche Verbrauchsangaben gemacht wurden. Das wirtschaftliche Risiko hatte der Autobauer auf etwa 2 Mrd. Euro beziffert. Bisher ist unklar, ob diese Summe reichen wird.
Volkswagen hat bereits wegen der Manipulation von Diesel-Emissionswerten bei elf Millionen Fahrzeugen für Rückrufe 6,7 Mrd. Euro zur Seite gelegt. Analysten der französischen Bank Exane BNP Parisbas schätzen, dass für die Entschädigung von Kunden wegen falscher Verbrauchswerte und den Wertverlust der Autos weitere 4 Mrd. Euro nötig werden könnten. Die deutsche Regierung will den Wolfsburger Autokonzern zudem per Gesetz zu fälligen Kfz-Steuer-Nachzahlungen zwingen. Die Steuer richtet sich auch nach dem CO2-Ausstoß. Wenn dieser Wert falsch ist, werden womöglich Steuernachzahlungen fällig. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer schätzt, dass dies insgesamt etwa 100 Mio. Euro im Jahr sind.
Der VW-Aufsichtsrat wird sich am Montag mit der Aufklärung des Abgasskandals befassen. Dabei dürfte Insidern zufolge auch über das Ausmaß der Schummelei bei CO2-Werten und die Konsequenzen beraten werden. Bereits am Sonntag trifft sich laut Unternehmensinsidern ein Sonderausschuss des Kontrollgremiums, der zur Aufarbeitung des Skandals eingesetzt wurde.
Um das Diesel-Problem in den USA in den Griff zu bekommen, prüft VW einem Medienbericht inzwischen den Austausch der betroffenen Fahrzeuge durch Neuwagen. Dies könnte bis zu zehn Milliarden Euro kosten, berichtete das Magazin „Bilanz“ vorab. Die Idee, die rund 500.000 betroffenen Diesel-Pkw in den USA auszutauschen sei allerdings im Unternehmen umstritten. Von Volkswagen war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Inzwischen hinterlässt der Skandal um manipulierte Dieselwerte erste Spuren beim Absatz von Volkswagen in Europa. Nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft LMC Automotive schrumpften die Neuzulassungen des Konzerns in den fünf größten EU-Märkten im Oktober um 2,7 Prozent. „Das ist eindeutig ein Anzeichen dafür, dass es Auswirkungen gibt“, sagte LMC-Analyst Emiliano Lewis. Insgesamt seien die Pkw-Zulassungen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien im vergangenen Monat um zwei Prozent gestiegen.
~ ISIN DE0007664039 WEB http://www.volkswagenag.com ~ APA431 2015-11-05/14:47