Strombranche mit Strategie 2030 - Erneuerbaren-Ausbau, aktive Kunden
Wien (APA) - Die Strategie der heimischen Strombranche für die kommenden 15 Jahre sieht angesichts des erwarteten höheren Stromanteils bei e...
Wien (APA) - Die Strategie der heimischen Strombranche für die kommenden 15 Jahre sieht angesichts des erwarteten höheren Stromanteils bei einem insgesamt sinkenden Energieverbrauch einen massiven Ausbau der Erzeugung aus Erneuerbaren Energien, eine höhere Flexibilität und eine vermehrte aktive Teilnahme der Kunden vor. Gefordert wird auch eine Umstellung bei Steuern und Abgaben.
Dies sind die Eckpunkte der am Donnerstag vom Branchenverband Oesterreichs Energie präsentierten Stromstrategie 2015 bis 2030 „Empowering Austria“, die auf mehr Strom im Energiesystem ausgelegt ist. Die 2030-Klima-Ziele der EU könne man nur erreichen, wenn man das Energiesystem neu denke, so Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie. Die Mitgliedsstaaten müssen bis 2017 einen Aktionsplan über die Erreichung der Ziele abliefern. Neben dem übergeordneten Ziel der Dekarbonisierung sind für die E-Wirtschaft laut Verbandpräsident und Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber Versorgungssicherheit sowie leistbarer und erneuerbarer Strom.
Basis der Strategie ist eine Erhöhung des Stromanteils am Gesamtenergieverbrauch von rund einem Fünftel im Jahr 2012 auf rund ein Drittel im Jahr 2030 bei einem gleichzeitigen Rückgang des Gesamtenergieverbrauchs (inklusive Verkehr und Wärme) von 306 auf 251 Terawattstunden (TWh). Es wird unabhängig von Effizienzmaßnahmen ein weiter steigender Stromverbrauch gesehen, weil Strom andere Energieträger ersetzen soll, etwa im Bereich Elektromobilität, und auch eine wachsende Wirtschaft und Bevölkerung mehr Strom brauche, heißt es.
Der erwartete Stromverbrauchszuwachs in Österreich von bis zu 14 TWh bis 2030 soll durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Inland erfolgen, die Stromimporte von aktuell rund 9 TWh sollen wieder sinken. Dafür müsse die Stromerzeugung um rund 20 TWh ausgebaut werden. Erfolgen soll dies durch den Ausbau von Photovoltaik, Wind und Wasserkraft mit jeweils etwa 6 bis 8 TWh. Dadurch könnte es auch zu einer zusätzlichen CO2-Reduktion um rund 20 Prozent kommen.
Neue Gaskraftwerke sind nicht vorgesehen, man brauche aber Gaskraftwerke, um die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten, betonte Anzengruber. Gaskraftwerke werden bei volatiler Stromproduktion zur Netzstabilisierung eingesetzt.
Man brauche mehr Flexibilität, nicht nur in der Erzeugung, sondern auch bei den Kunden, so Anzengruber. Volatile Systeme brauchten auch Speicher, neben Batterien seien dies auch Pumpspeicher. Vorgesehen ist in der Stromstrategie auch ein Ausbau der Pumpspeicherkapazität um 3.500 Megawatt (MW). Für einen wirtschaftlichen Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken sei eine Preisdifferenz zwischen Grund- und Spitzenlast von rund 30 Euro pro Megawattstunde (MWh) nötig. Beim Photovoltaik-Ausbau könnte etwa rund die Hälfte bei den Kunden erfolgen, der Wasserkraftausbau werde wohl von den EVU durchgeführt. Bei der Windkraft verwies Anzengruber auch auf Beteiligungsmodell und Konsortien. Bei der stärkeren Partizipation von Kunden geht es nicht nur um Privatkunden, sondern auch um die Industrie.
Das Investitionsvolumen für die Stromstrategie wird mit rund 50 Mrd. Euro bis 2030 beziffert, davon rund 35 Mrd. Euro für Netze und 15 Mrd. Euro für die Erzeugung. Anzengruber mahnte heute gleiche Wettbewerbsbedingungen für die heimischen Erzeuger in Relation zu ausländischen Anbietern ein. Abgaben und Steuern bremsten die Investitionen, so Oesterreichs Energie. Bei einem Börsen-Strompreis von aktuell 30 Euro pro MWh müsse der Erzeuger rund 8 Euro/MWh an den Staat abliefern, dies könnte umgeschichtet werden. Gefordert wird eine Umstellung des Systems. Es habe keinen Sinn, Strom auf der einen Seite hoch zu besteuern, um ihn auf der anderen Seite wieder hoch fördern zu können. Anzengruber sprach sich für ein Abgehen von der Output-Förderung aus. Wichtig seien auch Förderungen von Forschung und Entwicklung.
( 1275-15, Format 88 x 55 mm)