Fabrikeinsturz in Pakistan - Suche nach Vermissten geht weiter
Lahore (APA/AFP) - Einen Tag nach dem Fabrikseinsturz im pakistanischen Lahore haben Bergungsmannschaften weiterhin nach Überlebenden gesuch...
Lahore (APA/AFP) - Einen Tag nach dem Fabrikseinsturz im pakistanischen Lahore haben Bergungsmannschaften weiterhin nach Überlebenden gesucht. Bis Einbruch der Dunkelheit am Donnerstag wurden nach Behördenangaben 20 Leichen und 108 Überlebende aus den Trümmern geborgen. Unklar blieb, wieviele Menschen sich zum Zeitpunkt des Unglücks am Mittwochabend in dem Gebäude aufhielten. Man geht von 150 bis 200 Menschen aus.
Die Fabrik im Industriegebiet von Lahore stellte Plastiktüten her. Die meisten ihrer Arbeiter waren nach Angaben von Überlebenden zwischen 14 und 25 Jahre alt, einige sollen aber auch erst zwölf Jahre alt gewesen sein. Allerdings waren die Patienten auf einer Krankenhausliste nicht jünger als 15.
Wieviele Menschen sich beim Einsturz in dem Gebäude aufhielten, war unklar, da sich unter den Verschütteten auch der Besitzer befinden soll. Ein Sprecher der Rettungsteams sagte, er rechne mit weiteren Opfern - zumal mit Einbruch der Dunkelheit die Hoffnung sank, Überlebende zu finden.
Unterstützt von Spezialisten der Armee arbeiteten sich die Bergungsteams vorsichtig durch die Trümmer. Dort waren den Tag über immer wieder Stimmen von Verschütteten zu hören. Doch bis zum Abend hatten die Helfer die beiden unteren Stockwerke noch gar nicht erreicht. Laut dem 22-jährigen Arbeiter Mohammad Navid schliefen dort möglicherweise bis zu 50 Kollegen. Angehörige der Vermissten versuchten verzweifelt, zu dem Gebäude vorzudringen, wurden aber von Sicherheitskräften zurückgehalten.
Wenige Tage vor dem Einsturz der Fabrik waren Pakistan und Afghanistan von einem schweren Erdbeben erschüttert worden, bei dem knapp 400 Menschen getötet wurden. Die Behörden von Lahore gehen nun Vorwürfen nach, dass der Besitzer weiter produzieren und zudem ein weiteres Stockwerk bauen ließ, obwohl das Gebäude bei dem Beben beschädigt worden war.
„Einige der Pfeiler hatten unter dem Beben gelitten“, berichtete Navid der Nachrichtenagentur AFP. „Am Mittwoch dann stürzte das ganze Gebäude mit lautem Krach in sich zusammen.“
Viele Gebäude in Pakistan weisen Baumängel auf, immer wieder kommt es deshalb zu schweren Unglücken. Im vergangenen Jahr starben beim Einsturz einer Moschee in Lahore 24 Menschen. Im September 2012 kamen bei einem Brand in einer Textilfabrik in Karachi 255 Menschen ums Leben. Die Besitzer wurden wegen Mordes angeklagt, doch der Prozess gegen sie hat bis heute nicht begonnen. Auch Kinderarbeit ist in Pakistan gang und gäbe: Das gesetzliche Mindestalter für gefährliche Arbeit liegt bei 14 Jahren und damit deutlich niedriger als die internationale Norm.